Auch Kristina blieb stumm. Der Junge war tot, aber die Narben an seinem Körper waren Wirklichkeit. Wer hatte sie verursacht?
Es war ihre Pflicht, das herauszufinden, jeden Stein umzudrehen auf der Jagd nach den Schuldigen.
Zugleich fühlte sie eine große, schwere Müdigkeit. Wozu sollte das gut sein? Der Tod war unwiderruflich, und seine Wirklichkeit degradierte alle anderen Probleme zur Nebensache. Warum diesen jungen Körper noch einmal schänden? Ihn aufschneiden, in ihm herumwühlen?
Bislang sah sie keine einzige Spur, die sie hätte verfolgen können. Wer auch immer den Jungen mit ins Flugzeug genommen hatte, war ebenfalls tot. Vielleicht war die Gerechtigkeit schon hergestellt worden. Niemand würde ihn mehr ausbeuten, das einzige, was man noch für ihn tun konnte, war, seinen Körper intakt zu lassen.
Sie wußte, daß sie rein gefühlsmäßig reagierte, wo sie vernunftbestimmt hätte handeln sollen. Sie wußte, daß sie in diesem Augenblick mehr Frau als Polizeikommissarin war. Sie wußte, daß sie vermutlich einen Fehler machte, aber es war ihr gleichgültig. Niemand sollte diesen Jungen mehr anrühren dürfen.
Sie fühlte, daß Eva Strömheds warmer, intelligenter Blick auf ihr ruhte. Sie hätte ihr gern eine Freude gemacht, aber diesmal ging es nicht.
Der Körper durfte verbrannt werden. Sie deckte ihn mit dem Plastiklaken zu, ganz leicht und luftig, als wollte sie ihm einen Himmel schenken.
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