Mädchen im Ocean. Axel Rudolph. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Axel Rudolph
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711445143
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      Axel Rudolph

      Mädchen im Ocean

      Roman

      Saga

      Mädchen im Ocean

      Copyright © 1938, 2018 Axel Rudolph und Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

      All rights reserved

      ISBN: 9788711445143

      1. Ebook-Auflage, 2018

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt og Ringhof gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com

      1.

      Mr. Bond, Chef des „Immobilien-Verwertungskontors I. H. Bond & Co., Ltd.“ in Singapore tat einen scharfen Pfiff in das Sprachrohr neben seinem Schreibtisch.

      „Hallo, Jackson! Was ist das mit Ihnen heute? Wie lange soll ich noch auf die Dechiffrierung warten, he?“

      Die harte, kalte Stimme verfehlt ihre Wirkung nicht. Kaum fünf Minuten später legt Mr. Jackson, der erste Clerk, die Mappe mit den eingegangenen Morgendepeschen vor seinen Chef hin.

      „Excuse, Sir. Einige postalische Wortverstümmelungen erschwerten die Entzifferung.“

      Mr. Bond knurrt nur etwas Unverständliches und überfliegt schnell die Blätter. Eine det Depeschen scheint ihn besonders zu interessieren. Er behält sie in der Hand, liest den Inhalt noch einmal sorgfältig und hebt dann überrascht den Kopf zu dem wartenden Angestellten.

      „Taylor meldet aus Yokohama: Alle Zerstörer-Einheiten der japanischen Flotte zur Zeit in ihren Heimathäfen, einschliesslich des Zerstörers „Sakura“. — Hm. Das stimmt überein mit den Meldungen, die wir gestern aus Tschemulpo und aus Nagasaki erhielten.“

      Jackson zuckt die Achseln. „In der Tat, Mr. Bond. Aber das ist doch einfach unmöglich!“

      „Sie setzen Zweifel in die Richtigkeit der Meldung unserer Leute?“ fragt Mr. Bond sachlich und vertieft sich sofort wieder in die Depeschen.

      Mr. Jackson macht eine verneinende Bewegung. „Taylor weiss, was er meldet. Aber wie soll man sich das erklären, Chef? Alle Zeitungen berichten übereinstimmend, dass vor einigen Tagen ein japanischer Zerstörer im südchinesischen Meer gesunken ist. Die japanische Admiralität bestätigt die Nachricht amtlich und fügt hinzu, dass es sich um den Zerstörer „Sakura“ handelt, und dass die Besatzung von dem Zerstörer „Taschibena“ aufgenommen und gerettet werden konnte. Und nun berichtet Kollege Taylor auf einmal, dass die gesunkene „Sakura“ mohlbehalten und friedlich in ihrem Heimathafen liegt. Das versteh ein anderer!“

      „Satteln Sie um, Jackson, und werden Sie Sandwichman!“ Mr. Bonds faltiges Gesicht verzieht sich zu einem verächtlichen, kurzen Feixen. „Was ist da viel zu verstehen? Es handelt sich natürlich um ein ganz anderes Boot, das . . .“ Er unterbrach seinen Satz und wendet die Augen ärgerlich nach der Tür, in der ein anderer Angestellter erschienen ist und sich mit einem Stenogrammblock dem Schreibtisch nähert. „Was ist los, Deep?“

      „Ein Mann, der Kapital sucht“, bemerkt der Angestellte knapp und deutet auf die Blätter, die er vor Mr. Bond hinlegt. „Er verhandelt im vorderen Kontor mit Kinsley.“

      Mr. Bond nimmt ohne Überraschung die Blätter zur Hand. Es gehört zu den Gepflogenheiten der Firma Bond & Co., dass ein in einem Nebenraum sitzender Angestellter die Verhandlungen mitstenographiert, die neue, bisher unbekannte Kunden mit dem sie empfangenden Clerk führen.

      Mr. Bond hat auf diese Weise den Vorteil, stets bereits im Bilde zu sein, wenn er nachher selbst den betreffenden Kunden empfängt.

      „Klaus Dirk, geboren am 13. 5. 1908 zu Rostock, Deutschland“, liest er schweigend von dem Stenogramm ab. „Im Jahre 1930 aus Wladiwostock nach Batavia gekommen und dort in die holländische Kolonialarmee eingetreten. Nach fünfjähriger Dienstzeit entlassen.“ Er sieht ungeduldig fragend den Clerk an. „Was wünscht der Mann?“

      „Er behauptet, eine kleine Insel entdeckt zu haben und ist auf der Suche nach Kapital, um dort eine Gummiplantage anzulegen.“

      „Wo liegt das Land?“

      „Nach den Angaben Mr. Dirks genau neunundzwanzig Seemeilen westlich der Tambelan-Inseln. Ich habe bereits in der Kartothek nachgesehen, Mr. Bond. Es kann sich nur um die kleine Insel handeln, die dort vor etwa zwei Jahren nach dem grossen Seebeben kartographisch festgestellt wurde.“

      „Und?“

      Der Clerk zuckte die Achseln. „Kein Geschäft, Mr. Bond. Es handelt sich nach den Berichten der Kartographen um ein von sehr flachem Wasser umgebenes atollartiges Neuland. Keine Landungsmöglichkeiten für Schiffe, also auch keine Exportmöglichkeiten.“

      Mr. Bond nickt. „Will den Mann trotzdem sehen. Bringen Sie ihn her, Deep.“

      Während Mr. Deep hinausgeht, überliest der Chef noch einmal das aufgenommene Stenogramm und macht mit einem Rotstift einen dicken Strich unter die Worte „aus Wladiwostok gekommen“. Er hat kaum noch Zeit, die Blätter in ein Schubfach zu schieben, als Mr. Deep den Kapitalsuchenden hereinführt.

      Mr. Bond betrachtet mit raschem, abrvägendem Kennerblick das sympathisch offene Gesicht, die hellen blauen Augen und die schlanke Gestalt Klaus Dirks.

      „Ich weiss bereits“, wehrt er freundlich ab, als der junge Mann sein Anliegen vortragen will. „Wer hat sie zu uns gewiesen?“

      „Eine Maklerfirma in Pontiamak riet mir, mich an die Firma Bond & Co in Singapore zu wenden, Sir. Ich habe versucht, in Pontimak, wo ich früher als Kolonialsoldat stationiert war, Kapital für meine Siedlung aufzutreiben. Leider vergebens.“

      „Kann ich mir denken, Sie sind russischer Staatsangehöriger, Mr. Dirk?“

      „Nein. Ich bin Deutscher.“

      „Oh, wirklich? Man sagt mir, Sie kämen aus Wladiwostock.“

      Klaus Dirk nickt. „Ja. Mein Vater geriet in Kriege in russische Gefangenschaft, wurde nach Sibirien geschickt und siedelte sich dort nach Beendigung des Krieges an. Da meine Mutter starb und die Verhältnisse in Deutschland damals keine Zukunftshoffnungen für mich boten, liess Vater mich nachkommen. Er hatte sich ein schönes Sägewerk an der Selenga erarbeitet. Als er 1927 an einer Lungenentzündung starb, übernahm ich es.“

      „Und es rentierte sich nicht?“

      „Das wohl. Ich hatte mein leidliches Auskommen. „Klaus Dirks Gesicht verdüstert sich unwillkürlich. „Aber die ganzen Verhältnisse passten mir nicht. Ausserdem sollte ich, um in Sibirien bleiben zu dürfen, in die Sowjetarmee eintreten. Da gab ich lieber mein Anwesen auf und wanderte über Wladiwostock aus.“

      „Was sicher nicht ohne Schwierigkeiten war?“

      „Es hat geklappt“, sagt Klaus Dirk knapp. Er ist hierhergekommen, um einen Finanzier für die geplante Siedlung zu suchen, und hat wenig Lust, seine russischen Abenteuer zum Besten zu geben. „Ich versuchte zuerst, mir in Shanghai eine Existenz zu gründen und ging dann nach Java. Als ich keine Mittel mehr hatte, blieb mir nichts übrig, als mich bei den „Kolonial Legers“ anwerben zu lassen. Wenn es Sie interessiert, hier sind meine Papiere.“

      Mr. Bond überfliegt scheinbar leichthin den holländischen Militärpass, aus dem hervorgeht, dass Klaus Dirk seine vorschriftsmässige Dienstzeit bei der Kolonialarmee ohne Strafen abgedient hat und auf seinen Wunsch ordnungsgemäss entlassen worden ist. „Also sind Sie doch Soldat geworden“, stellt er, die Papiere zurückgebend, fest. „Statt in der russischen eben in der holländischen Armee. Ist das nicht dasselbe?“

      „Es ist nicht dasselbe, Sir“, sagt Klaus Dirk kurz.

      Mr.