„Hier unten bin ich“, sprach Ella.
„Ach, ein kleines Mäuschen, wie süß!“, sagte die nette Frau. „Was hast du denn für eine Frage?“
Traurig fragte Ella: „Gibt es denn auch Geschenke in der Menschenwelt, die nichts kosten?“
„Soll ich dir etwas verraten, kleine Maus?“, sprach die Verkäuferin und lehnte sich Ella entgegen. „An Weihnachten geht es darum, dass man aneinander denkt. Das Geschenk selbst ist gar nicht so wichtig.“
Nun wurde Ella vieles klar. „Aber natürlich!“, sprach sie und bedankte sich für den Tipp der netten Frau. Fröhlich machte sich Ella auf den Heimweg, denn sie hatte einen neuen Plan. Unterwegs kam sie an einer Wiese vorbei, pflückte ein paar Gänseblümchen und rannte weiter bis zu ihrem Haus.
Am nächsten Morgen, dem ersten Weihnachtstag, war es endlich so weit. Ella konnte stolz ihre Überraschung präsentieren. Aufgeregt führte sie ihre Mäusefamilie nach draußen an den Couchtisch.
„Was ist denn los, Ella?“, fragte Ellas Papa.
„Wir sollten um diese Uhrzeit nicht hier draußen sein“, meinte die Mutter, „die Menschen könnten jeden Moment …“
Als die Mäuse schließlich vor dem Tisch standen, staunten sie. „Ella, hast du das gemacht?“, fragte der Vater beeindruckt.
Ella nickte.
„Ah! Schon wieder diese Maus!“, schrie Annas Mutter, als sie Ella entdeckte.
„Nein! Vier sind es schon! Sie haben sich vermehrt!“, sprach der Vater und zeigte mit dem Finger auf die anderen Mäuse.
„Aber seht doch“, sprach Anna und machte auf den liebevoll gedeckten Tisch aufmerksam. In der Mitte des Tisches befand sich ein kleiner Weihnachtsbaum, den Ella aus den Ästen am Tannenmarkt gebastelt hatte. Sie hatte ihren Baum mit den hübschen Gänseblümchen geschmückt, die sie auf der Wiese gepflückt hatte. Die restlichen Gänseblümchen lagen als Dekoration neben den kleinen Geschenken, die Ella ihrer Mäusefamilie und den Menschen machte. Jedem von ihnen schenkte sie ein leckeres Käsegericht, das sie nach dem Originalrezept ihrer Oma gekocht hatte.
Ellas Eltern und ihr Bruder Fred waren sehr gerührt von ihrem ersten richtigen Weihnachtsfest. Und auch die Menschen freuten sich sehr über die nette Geste der kleinen Maus.
„Darf ich euch zu unserem allerersten Mäuseweihnachtsfest einladen?“, fragte Ella schließlich. Die Menschen nahmen die Einladung dankend an und beschlossen, von nun an jedes Weihnachtsfest mit ihren neuen Freunden zu feiern.
Doch die kleine Anna hatte noch eine Überraschung. „Ich werde heute noch dem Weihnachtsmann einen Brief schreiben, damit ihr lieben Mäuse in Zukunft auch schöne Geschenke bekommt“, versprach sie.
Das freute die Mäuse sehr. Nun waren Ella und ihre Familie richtige Weihnachtsmäuse.
Natascha Handy wurde 1991 geboren und lebt in Graz. Sie veröffentlicht regelmäßig Kurzgeschichten für Kinder und Erwachsene. Neben der Schriftstellerei interessiert sie sich für Tiere und die Natur.
*
Ein Weihnachtstraum
Gleich um die Ecke steht ein Haus
Dort duftet es nach süßem Schmaus
Im Fenster strahlt ein Weihnachtsstern
Den sieht man leuchten schon von fern
Hier wohnt ein dicker roter Kater
Der macht stets mächtig viel Theater
Er faucht und klagt den ganzen Tag
Kein Wunder, dass ihn niemand mag
Der süße Duft hat angelockt
Ein Mäuschen, das entzückt frohlockt
Es möchte dieses Haus besuchen
Und knabbern an dem Weihnachtskuchen
Es weiß jedoch ein jedes Kind
Dass Kater nicht sehr freundlich sind
Wenn sie ein kleines Mäuschen fangen
Muss dieses um sein Leben bangen
Der Hunger tut dem Mäuschen weh
Es flüstert leis’: „Oje, oje.
So gerne möchte ich hinein
Und Gast in diesem Hause sein.“
Dies hat der Kater froh vernommen
Und ist zur Eingangstür gekommen
„Tritt ein, du darfst mich gern besuchen.
Alleine schmeckt nicht Keks noch Kuchen.“
Es tönt ein fröhliches Miauen
Doch kann die Maus dem Kater trauen?
„Mein Name ist schlicht Wladimir“
Schnurrt sanft das rot gestreifte Tier
„Ich bin das Gretchen“, piepst die Maus
Und blickt zur Tür hinein ins Haus
Was sie dort sieht, kann sie kaum glauben
Entzückt reibt sie die kleinen Augen
Ein buntgeschmückter Tannenbaum
Prangt stolz im warmen Weihnachtsraum
Es flimmern viele Glitzerkerzen
Und an der Decke hängen Herzen
Da kriecht ein kleines bisschen Glück
In Gretchens Mauseherz zurück
Sie nickt dem Kater freundlich zu
Die Ängstlichkeit ist nun tabu
Das Gretchen huscht ganz schnell herein
Ins weihnachtlich geschmückte Heim
Der rote Kater freut sich sehr
Denn klagen muss er jetzt nicht mehr
Zwei Freunde haben sich gefunden
Und tanzen viele frohe Stunden
Um den geschmückten Lichterbaum
Es ist ihr schönster Weihnachtstraum
Ramona Stolle lebt in ihrer Heimatstadt Berlin. Sie schreibt Geschichten und Gedichte für kleine und große Leserinnen und Leser. Die Weihnachtszeit ist für sie die schönste Zeit des Jahres.
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Die Farbe der Stille
Kein Laut drang an ihr Ohr. Die blütenweiße Bettdecke bis zur Nasenspitze hochgezogen, lauschte Emma in die morgendliche Stille. Weder das Murmeln des Baches noch der leiseste Windhauch, der häufig um die Hütte strich, waren zu hören. Selbst die Bergdohlen schwiegen.
Am Vortag hatte es gestürmt und der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet. Im strömenden Regen, nass bis auf die Knochen, hatte Emma ihre Taschen aus dem Auto in das Häuschen geschleppt und im Anschluss als Erstes ein Feuer im Ofen in der holzgetäfelten Stube entfacht. In zwei Tagen war Heiligabend. Emma, die zusammen mit ihren Freunden das Fest romantisch im Schnee feiern wollte, fühlte sich ernüchtert, als sie sah, wie das Regenwasser sintflutartig an den Fensterscheiben herunterströmte. Leider ließ das Wetter sich nicht ändern. Im Handumdrehen hatte sie der Hütte ein Festtagskleid verpasst und bevor die Müdigkeit sie vollends übermannt hatte, hatte sie Lebensmittel und ihre Kleidung in den Schränken verstaut. Beim Einschlafen hatte sie dem Sturm gelauscht,