313 kurzgefasste Vorschriften. Basilius der Große. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Basilius der Große
Издательство: Bookwire
Серия: Die Schriften der Kirchenväter
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783849659752
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Krankheit nicht kennt, dem Herrn glauben, der ihm sowohl als denen, die mit ihm umgehen, versichert, daß der böse Mensch aus dem bösen Schatze seines Herzens das Böse hervorbringt. Wohl heuchelt der Böse oft ein gutes Wort oder eine gute Handlung; dagegen ist es unmöglich, daß der Gute etwas Böses heuchle. „Befleissiget euch des Guten,“ heißt es, „nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen.“81

       29. Frage.

      

      Wie man sich des Zornes enthalten kann.

      Antwort. Wenn man glaubt, daß man von dem Alles sehenden und dem gegenwärtigen Herrn immer gesehen wird. Denn welcher Unterthan wagt jemals Etwas vor den Augen seines Fürsten, was diesem nicht gefällt? Erwartet er auch von Anderen keinen Gehorsam, so soll er doch zum Gehorsame bereit sein, indem er Alle für höher hält als sich selbst. Denn fordert er den Gehorsam seines eigenen Nutzens wegen, so soll er wissen, daß das Wort des Herrn lehrt, Jeder solle den Anderen dienen; straft er aber die Übertretung des Gebotes des Herrn, so bedarf es nicht des Zornes, sondern des Mitleids und der Barmherzigkeit nach dem Vorbilde dessen, der da sagt: „Wer wird schwach, und ich werde nicht schwach?“82

      30. Frage.

      

      Wie rotten wir die böse Begierlichkeit aus?

      Antwort. Durch ein brennendes Verlangen, den Willen Gottes zu erfüllen, und zwar durch ein solches, welches Jener an den Tag legte, der sprach: „Die Gerichte des Herrn sind wahrhaft, gerechtfertigt in sich selbst; wünschenswerther als viel Gold und Edelstein und süßer als Honig und Honigseim.“83 Denn das Verlangen nach Besserem nöthigt immer, wenn es in unserer Gewalt und Macht steht, das Ersehnte zu genießen, das Geringere zu verachten und zu verschmähen, wie alle Heiligen gelehrt haben; um wie viel mehr das Schlechte und Schändliche!

       31. Frage.

      

      Ob es überhaupt nicht erlaubt ist zu lachen.

      Antwort. Da der Herr Diejenigen, welche jetzt lachen, verdammt,84 so ist offenbar, daß der Gläubige niemals Zeit zum Lachen habe, zumal bei der großen Menge Derjenigen, die durch die Übertretung des Gebotes Gott verachten und in der Sünde sterben, über die man trauern und seufzen muß.

       32. Frage.

      

      Woher die unzeitige und übermäßige Schlafsucht, und wie zu vertreiben?

      Antwort. Eine solche Schlafsucht entsteht, wenn die Seele an Gott zu denken vernachläßigt und wir Gottes Gerichte verachten. Wir befreien uns aber von derselben, wenn wir aufrichtig und geziemend an die Herrlichkeit Gottes denken und seinen Willen zu thun begehren wie Jener, der gesagt hat: „Ich will meinen Augen keinen Schlaf, meinen Augenlidern keinen Schlummer, meinen Schläfen keine Ruhe vergönnen, bis ich einen Ort gefunden habe für den Herrn, eine Wohnung für den Gott Jakobs.“85

       33. Frage.

      

      Woran erkennt man den Gefallsüchtigen?

      Antwort. Wenn er sich um Diejenigen eifrig bemüht, die ihn loben, die aber vernachläßigt, welche ihn tadeln. Denn wenn er dem Herrn gefallen will, wird er immer und überall Derselbe sein, erfüllend, was gesagt worden: „Durch die Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und Linken, durch Ehre und Schmach, durch guten und schlechten Ruf, für Verführer gehalten und doch wahrhaft.“86

       34. Frage.

      

      Wie ist der Fehler der Gefallsucht und Ruhmsucht zu vermeiden?

      Antwort. Durch die vollkommene Überzeugung von Gottes Gegenwart, das unablässige Bestreben, Gott zu gefallen, und durch ein inbrünstiges Verlangen nach den von Gott verheissenen Seligkeiten. Denn Niemand denkt in Gegenwart seines Herrn daran, seinem Mitknecht zu gefallen zur Schmach für seinen Herrn und seiner eigenen Verdammung.

       35. Frage.

      

      Woran erkennt man den Stolzen, und wie wird er geheilt?

      Antwort. Er wird daraus erkannt, daß er nach dem Vorrange trachtet, und geheilt, wenn er dem Urtheile dessen glaubt, der gesagt hat: „Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demüthigen aber gibt er seine Gnade.“87 Indessen müssen wir Jenes wissen, daß, wie sehr Jemand auch das Urtheil über die Hoffahrt fürchtet, er doch von diesem Fehler nicht geheilt werden kann, wenn er nicht allem Streben nach Bevorzugung entsagt; wie denn auch Niemand eine Sprache oder irgend eine Kunst verlernen kann, wenn er gänzlich davon abläßt, nicht allein etwas auf jene Kunst Bezügliches zu thun oder zu reden, sondern auch Solche anzuhören, die davon reden, und Solchen zuzusehen, die sie üben. Dieses ist bei jedem Fehler zu beobachten.

       36. Frage.

      

      Ob man Ehre suchen darf.

      Antwort. Wir sind unterrichtet worden, dem Ehre zu geben, wem Ehre gebührt;88 aber es ist uns verboten, Ehre zu suchen, da der Herr sagt: „Wie könnt ihr glauben, da ihr Ehre von einander nehmt und die Ehre, welche von Gott allein ist, nicht suchet?“89 Daher ist bei den Menschen Ehre suchen ein Beweis des Unglaubens und der Vernachläßigung der Gottesfurcht, wie der Apostel sagt: „Wenn ich noch Menschen gefiele, so wäre ich Gottes Diener nicht.“90 Wenn aber Diejenigen, die von den Menschen erwiesene Ehre annahmen, auf diese Weise verurtheilt wurden, welch unaussprechliches Gericht wartet dann Derer, welche nicht gegebene Ehre suchen!

       37. Frage.

      

      Auf welche Weise kann der Träge in Erfüllung der Gebote Eifer erlangen?

      Antwort. Wenn er fest überzeugt ist von der Gegenwart Gottes, des Herrn, der Alles sieht, sowie von der den Trägen gemachten Androhung und der Hoffnung der grossen Belohnung des Herrn, die von dem Apostel Paulus verheissen worden, daß Jeder seinen Lohn nach seiner Arbeit empfangen werde,91 und was noch sonst geschrieben ist, um den Eifer oder auch die Geduld eines Jeden für die Ehre Gottes anzuspornen.

       38. Frage.

      

      Über einen Bruder, der sich einem gegebenen Auftrag widersetzt, ihn später aber freiwillig ausführt.

      Antwort. In Dem, worin er widerspricht, soll er als widerspänstig, Andere aufreizend und als Solcher erkannt werden, der jenem Urtheile verfallen ist: „Jeder Schlechte erhebt Widersprüche, der Herr aber sendet einen unbarmherzigen Engel zu ihm.“92 Er soll aber fest überzeugt sein, daß er nicht einem Menschen widerspricht oder gehorcht, sondern sogar selbst dem Herrn, der gesagt hat: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verachtet, der verachtet mich.“93 Und sobald es ihn gereut, soll er sich entschuldigen und so, wenn es ihm gestattet wird, das Werk verrichten.

       39. Frage.

      

      Über Einen, der murrend gehorcht.

      Antwort. Da der