Ich sah in seine dunklen Augen und registrierte, dass er sehr ernst schaute, als er sagte: »Aber vorher lecke ich dich.« Ich spürte sein Verlangen und das machte mich an. Er hatte nicht gefragt und erwartete demnach auch keine Antwort. Er hob mich vor sich auf den Esstisch. Er zog mir den Pulli über den Kopf und schmiss ihn achtlos beiseite. Die ganze Zeit ließ er mich nicht aus den Augen. »So schön«, flüsterte er und streichelte sanft über meine Schamlippen. Es ging mir durch den Kopf, dass es verdammt hell war in meiner Küche. Ich dachte, dass er alles sehen konnte von mir. Ich saß splitterfasernackt vor ihm, die Beine gespreizt. Ich fühlte mich ausgeliefert. Und war so wahnsinnig geil dabei. So geil.
Ich hatte nie Probleme gehabt, Orgasmen zu haben. Es war mir bewusst, dass das ein großes Geschenk war. Der liebe Gott hatte es sehr gut mit mir gemeint. Als ich klein war, vielleicht sieben Jahre oder so, da wünschte ich mir nichts sehnlicher als ein Pony. Ich konnte es vor meinem inneren Auge sehen. Das Fell schwarz und glänzend mit einer langen Mähne, die im Galopp im Wind wehte. Stolz und wild sollte es sein und nur von mir bezwingbar. Jeden Abend, wenn ich im Bett war und längst schlafen sollte, stellte ich mir vor, wie mein Pony und ich über die Felder galoppierten und wie frei und schön wir waren. Dieser sehnlichste Wunsch begleitete mich einige Jahre. Ich schrieb heimlich Wunschzettel ans Christkind, die nicht abgeholt wurden. Als ich älter wurde, entdeckte ich meinen Körper. Abends, wenn ich nun an mein Pony dachte, ertastete und streichelte ich mich, roch an meinen Fingern und steckte sie mir in den Mund, stellte mir mein Pferdchen vor, fühlte und träumte. Den ersten Orgasmus hatte ich, da wusste ich weder, was da mit mir passierte, noch kannte ich einen Begriff für dieses wundervolle Gefühl. Es war am Abend, mein Fenster war weit geöffnet und der Wind blähte die Vorhänge mit den Schmetterlingen auf. Ich stellte mir vor, wie mein Pferdchen und ich im Sturm über umgestürzte Baumstämme sprangen und immer weiter ritten, bis ans Ende der Welt. Ich streichelte mich, aber diesmal war es anders. Das Bild von meinem Pferdchen verblasste und das Gefühl zwischen meinen Beinen übernahm plötzlich und unerwartet die Oberhand. Ich streichelte mich fester und das Gefühl wurde stärker. Es war so schön, so zauberhaft, so wild und ungezähmt. In kindlicher Verzückung und größter Angst, etwas ganz Schlimmes, absolut Verbotenes zu tun, rieb ich und drückte und dann kam es mir so bittersüß, dass mir die Tränen in die Augen schossen. Als das Gefühl verebbte, wollte ich es sofort zurück. Es sollte nicht weggehen. Es war so wundervoll gewesen. Ich rieb und drückte weiter und wurde wütend, weil es sich nicht mehr einstellen wollte, das Gefühl. Fürs Erste. Ich verstand nicht, was da passiert war. Nur dass es göttlich war, das wusste ich. Es verwirrte mich. Es war eine mir fremde Macht. Ich hatte Angst. Es gab kein Entkommen. Ich würde das wieder tun. Definitiv.
Ich lag da, die Augen zur Zimmerdecke gerichtet und war augenblicklich verliebt in dieses Gefühl. Ich tat es von nun an regelmäßig. Ich hatte Lust und war neugierig und so entdeckte ich, wie ich das Gefühl schnell hervorrufen konnte, um dorthin zu gelangen, wo alles leicht und schön und so sonderbar still war. Meine noch kindlichen Gedanken fingen an, ständig darum zu kreisen. Zu diesem Zeitpunkt fing es an. Ich fühlte mich unanständig. Was tat ich hier? War das verboten, was ich tat? Natürlich konnte ich mit niemandem darüber sprechen.
Von da an verhandelte ich mit dem lieben Gott, an den ich fest glaubte und betete: »Lieber Gott, wenn ich ein Pony zu Weihnachten bekomme, ein schwarzes mit langer Mähne, die im Wind weht, wenn wir über die Felder galoppieren, dann tue ich DAS nie wieder.« Nun, ich bekam kein Pony.
Später, als ich gelernt hatte, es im Zaum zu halten, das Verlangen, das ich so oft verspürte, da kam das Leben mit seinen Enttäuschungen. Ich erntete Unverständnis für das Verlangen und Abscheu. Ich lernte, dass man Wünsche und Fantasien verbannen musste und sich niemals ganz und gar dem Verlangen hingeben durfte. Es war gefährlich und irgendwann tat es weh. Ich verlernte, von der Freiheit zu träumen.
Und nun saß ich mit gespreizten Beinen auf meinem Küchentisch mit einem Mann vor mir, der genau dieses Verlangen in mir schürte, diese unbefriedigte Sehnsucht, die ich seit meinem ersten Orgasmus verspürte. Er beschwor etwas in mir herauf und es fiel mir schwer, diese Macht zu kontrollieren. Längst hatte sie Besitz von mir ergriffen. Und nun musste ich eine Entscheidung treffen. Durfte ich mich gehen lassen in diesem Moment? Durfte ich das genießen, was er mit mir tat? So richtig? Sollte ich es mit ihm wagen? Mit ihm, den ich gar nicht kannte? Was würde geschehen, wenn ich es tat? Würde er mich zerbrechen? Mein Bauchgefühl brüllte: »Tu es! Trau dich! Er enttäuscht dich nicht.« Durfte ich? Sollte ich? Konnte ich? Ich brach schon jetzt alle Regeln. Ich war unsicher, überfordert und wusste nicht, ob ich bereit war für ihn. Ich spürte, dass es etwas war mit ihm, dass ich noch nicht erlebt hatte. Das mich an meine Grenzen führen würde. Und dann spürte ich seine Zunge so intensiv an meiner empfindlichsten Stelle und er machte es so gut, so geschickt, dass ich nicht mehr zu Ende denken konnte. Ich fühlte die Antwort zwischen meinen Schenkeln. Er drückte meinen Oberkörper unsanft herunter auf den Tisch, das Geschirr klapperte, irgendwas fiel auf den Boden und ging mit lautem Krach zu Bruch. Er spreizte meine Oberschenkel, so weit es ging, und leckte fest von unten nach oben über meine Schamlippen und über meinen Kitzler. Unsanft. Das kam so unverhofft, dass ich kurz aufschrie und versuchte, mich zu befreien. Aber er hielt mich sehr fest, als hätte er mit dieser Reaktion gerechnet. Es war, als hätte er etwas aktiviert in mir. Ich musste mich ergeben. Ich wollte ihn. Es war zu gut. Er leckte, saugte, lutschte und er tat es so, wie ich es mir insgeheim wünschte, seit ich mit Männern zusammen war. Er tat es um ein Vielfaches fester, als ich es kannte. Ich kam in Rekordzeit. Kurz und heftig. Das Gefühl war roh. Dunkellila. Ich lag auf meinem Küchentisch, es war hell, ich brauchte einen Moment, um mich zu orientieren. Als meine Gedanken einsetzten, dachte ich: Du liebe Güte, habe ich mich gerade auf meinem Küchentisch von ihm lecken lassen und er hat mir gerade einen Wahnsinnshöhepunkt verpasst? Was war nur in mich gefahren? Ich richtete mich auf, meine Haare hingen mir im Gesicht und ich fuhr gedankenverloren hindurch. Sicherlich sah ich ziemlich durcheinander aus.
Er sagte: »Ich finde dich zum Anbeißen.«
Ich war noch immer fassungslos und suchte nach Worten. Es wollten mir keine einfallen. Er hielt mich im Arm. Sanft streichelte er meinen Rücken. Ich bekam eine Gänsehaut. Er küsste meinen Hals. Sein Bart kitzelte. Es war schön. Ich fühlte mich leicht. Draußen zwitscherten die Vögel. Die Sonne schien und warf lange Schatten in meine Küche. Frische, zartduftende Luft strömte durch das Fenster direkt in meine Lunge. Ich roch ihn. Sog seinen Duft ganz tief ein und versuchte, ihn mir zu merken. Ich streichelte seinen Arm. Er hatte schöne Haut. So makellos. Jede Frau wäre neidisch. Ich streichelte seinen Rücken. Für einen kurzen Moment war mir, als zitterte er ganz leicht unter der Sanftheit meiner Berührung. Als irritierte sie ihn. Als wäre es ihm fremd, so berührt zu werden und als ob es etwas in ihm ansprach, dass er nicht kannte. Und während ich ihn berührte und seine Haut spürte, seinen Körper, der sich so gut anfühlte, so männlich, da dachte ich, dass es schön wäre, jetzt mit ihm nackt zu sein. Mich an ihn zu schmiegen. Zu küssen. Und ihn dann in mir zu spüren, tief. Aber das hätte ich ihm natürlich nie gesagt, eher hätte ich mir die Zunge abgebissen. Also fragte ich ihn: »Hast du Hunger?«
»Nein«, antwortete er. »Jetzt ficke ich dich. Fest.«
Die Antwort schoss ohne Umwege in meinen Unterleib. Die Unverblümtheit, mit der er es sagte, und das Selbstverständnis machten mich total an. Er hatte nicht gefragt. Und das war gut so. Ich nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit klopfendem Herzen in mein Schlafzimmer. Das Bett war unordentlich, die Vorhänge wehten sanft im Frühlingswind. Auf dem Stuhl in der Ecke lagen Klamotten, die ich noch einräumen musste. Alles in allem liefere ich nicht gerade ein so tolles Bild ab, dachte ich noch, da flog ich schon in hohem Bogen auf das ungemachte Bett, auf das er mich geschubst hatte. Ich landete auf dem Bauch. Er packte meinen nackten Arsch und zog meine Pobacken auseinander. Er leckte zwischen meinen Pobacken hindurch und das Gefühl ging mir durch Mark und Bein. Er drehte mich mit einem Ruck auf den Rücken und packte meine Brüste. Wir küssten uns wild und leidenschaftlich,