Auch er lächelte und nahm mich etwas ungelenk in den Arm.
»Hey«, hauchte er mir ins Ohr und küsste mich flüchtig auf die Wange. Gänsehaut.
Er nahm meine Hand in seine, als wir das Restaurant betraten. Sie war warm, trocken, kräftig. Ich fühlte mich gut, ich war noch immer gespannt, aber die Nervosität war verschwunden.
Wir bestellten Wein und als ich die Karte studierte und noch überlegte, was ich gern essen wollte, ich starb nämlich vor Hunger, da riss er mich plötzlich aus meinen Gedanken und sagte: »Alle schauen dich an. Du bist wirklich wunderschön.«
Ich wusste nicht recht, was ich erwidern sollte, und schaute mich stattdessen im Restaurant um. Lauter Paare. Gelangweilt.
»Ich glaube, wir strahlen etwas aus, das die meisten nach kurzer Zeit vermissen«, sagte ich.
»Interesse?«, fragte er.
»Ja. Interesse, Neugierde. Den Wunsch, den anderen zu erfassen. Mit allem was dazu gehört.«
»Da könntest du recht haben. Möchtest du mich denn ›erfassen‹?« Das Lächeln, das seine Mundwinkel umspielte, verlieh ihm einen jungenhaften Ausdruck.
»Auf jeden Fall. Darum bin ich hier«, sagte ich mit einem Selbstbewusstsein, das mich selbst erstaunte.
Das Pablos war berühmt für seine Steaks mit abgefahrenen Soßen-Kreationen. Er entschied sich für Avocado-Minze-Mango und ich wählte Schoko-Chili. Wir aßen, tauschten die Soßen und tranken den vorzüglichen, schweren Rotwein dazu. Mir war warm und der Wein stieg mir langsam zu Kopf. Ich betrachtete ihn und konnte keinen Fehler finden. Er war unterhaltsam, witzig und sah wirklich gut aus. Ich betrachtete seine Hände. Sie gefielen mir. Ich hätte sie gern auf meinem Körper gespürt in diesem Moment. Ich fühlte mich wohl in seiner Gesellschaft und hingezogen zu ihm. Ich hätte ihn gern geküsst, aber mir eher die Zunge abgebissen, als es ihm zu sagen.
»Warum hast du niemanden?«, fragte ich ihn.
»Finde es heraus«, sagte er. Ich war überrascht über die Antwort und sie machte mich ein bisschen konfus. Wir verließen das Restaurant spät, die Zeit war nur so dahingeflogen und er brachte mich nach Hause. Wie schon auf dem Hinweg taten mir die Bewegung und die frische Luft gut. Wir scherzten herum und ich stupste ihn an der Schulter an. Er lachte. Ich hakte mich unter und so gingen wir den Rest des Weges. Ich schwankte nicht, aber meine Gedanken fuhren Karussell. Vor meiner Haustür verabschiedete er sich mit einem Bart-Kitzel-Kuss auf meine Wange.
»Danke für den schönen Abend«, sagte ich.
»Bis bald«, sagte er im Gehen.
»Sehe ich dich wieder?«, fragte ich hinter ihm her.
»Verlass dich darauf«, war seine Antwort. Er sagte es, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Ich betrat meine Wohnung und die Enttäuschung übermannte mich. Ich war kurz vorm Heulen. Hatte er mich nicht gut gefunden? Ich schenkte mir ein weiteres Glas Wein ein und wusste nicht, was ich fühlen sollte. Wir hatten so viel gelacht. Alles in allem ein perfektes Date. Aber warum, zum Teufel, hatte er es nicht zumindest versucht? Ich hatte seine Nähe genossen. Ich hätte gern rumgemacht mit ihm. Geknutscht und ihn angefasst. Ihn gerochen und geschmeckt. Fuck! Was war hier los? Vielleicht fand er mich nicht anziehend, dachte ich schließlich. Ich ging ins Bad und schminkte mich ab. Bürstete meine Haare und betrachtete mich im Spiegel. Da war es, mein Gesicht. Die langen Haare. Meine Brüste. Die Haut, übersät mit Muttermalen. Ich verdrehte die Augen, streckte meinem Spiegelbild die Zunge heraus und ging ins Bett. Ich dachte an ihn und fasste mich an. Aber die Enttäuschung war stärker als die Geilheit und so schlief ich ein mit dem Gefühl, es nicht geschafft zu haben, ihn zu verzaubern.
Kapitel 2
Am nächsten Morgen wurde ich früh wach. Ich zog meine Laufsachen an und rannte mir die Enttäuschung des vergangenen Abends mitsamt der Aufregung aus den Knochen. Nach eineinhalb Stunden war ich schweißgebadet und mit halbwegs freiem Kopf wieder in meiner Wohnung. Ich ging duschen. Das warme Wasser tat gut. Ich fuhr mir mit der Hand zwischen die Beine, schloss die Augen für einen Moment. Ich hatte Lust. Ich stellte das Wasser ab und ging mit nasser Haut und nassen Haaren in mein Bett, zog mir die Decke bis zum Hals und wartete, bis das Frösteln sich legte und die Decke anfing, mich zu wärmen. Das war ein schöner Moment. Auf dem Rücken liegend schloss ich die Augen und streichelte meine Brüste. Erneut überzog eine Gänsehaut meinen Körper. Ich hatte Lust, in meinem Unterleib zog es und mein Innerstes vibrierte. Ich spürte mich sehr intensiv, mich, meinen Körper, die sexuelle Energie. Ich streichelte ganz sanft meine äußeren Schamlippen, stupste meinen Kitzler an, spürte dem Gefühl nach. Ich hatte alle Zeit der Welt. Ich übte vorsichtig leichten Druck auf meinen Kitzler aus, der anschwoll, wenn ich geil war. In diesem Zustand war er äußerst empfindsam. Ich schob meinen Kitzler langsam von links nach rechts und als ich es kaum noch aushielt, schob ich mir meinen Mittelfinger so tief hinein, wie es ging. Ich verharrte einen Moment und fühlte, wie mein Innerstes meinen Finger umschloss, wie es ihn aufnahm, wie feucht ich war. Ich zog den Finger wieder heraus und widmete mich wieder meinen Schamlippen und meinem Kitzler. Meine Bewegungen wurden fester. Ich stellte mir vor, wie er über mir war, wie er mich fickte, fest. Ich spürte, wie der Orgasmus sich aufbaute in meinem Unterleib und ich drosselte das Tempo, ich wollte es voll auskosten. Ich stoppte kurz, bevor ich kam. Und dann klingelte es an der verfluchten Haustür.
Ich schnappte mir schnell den Strickpulli, der im Schlafzimmer rumlag, zog ihn über und ging zur Tür. Ich hatte erwartet, meinen Freund den Postboten zu erblicken mit einem Paket mit einem Wahnsinnskleid darin, auf das ich seit Tagen wartete und mich total freute. Stattdessen stand Tom vor meiner Tür.
Ich starrte ihn an. Er wirkte etwas nervös. Ich fühlte mich überfordert. Ungeschminkt, die Haare noch nass und nichts an, außer einem Strickpullover, den ich zwar liebte, weil er so gemütlich war, der aber zugegebenermaßen seine besten Zeiten längst hinter sich hatte. Scheiße. Er stand da, im Treppenhaus, und schaute mich an. Sein Blick war nicht zu deuten. Ich sah die Brötchentüte in seiner Hand. Er lächelte. Ich lächelte zaghaft zurück. »Hey«, sagten wir wie aus einem Munde. Und dann mussten wir lachen. Laut. Ich bat ihn hinein und er sah sich neugierig um. »Fühl dich wie zuhause«, sagte ich, nahm ihm die Brötchentüte ab und ging in die Küche. Er folgte mir. Ich machte Kaffee und er stand mitten in meiner Küche und sah mir zu. Ich fühlte mich beobachtet, aber es war mir nicht unangenehm. »Schön«, sagte er.
»Ja«, antwortete ich. »Ich liebe diese Wohnung.«
Und er sagte: »Nein. Nicht die Wohnung.«
Ich drehte mich um und sah ihm in die Augen.
»Ich meinte dich.« Die Schmetterlinge in meinem Bauch feierten. Vielleicht war ich auch ein klein bisschen rot geworden. Ich drehte mich vorsorglich um und kümmerte mich wieder um den Kaffee. »Wie nimmst du deinen Kaffee?«, wollte ich wissen und er sagte: »Komm mal her zu mir.«
»Was hast du vor?«, fragte ich, während ich unsicher auf ihn zuging. Mein Herz bereitete sich darauf vor, aus meiner Brust zu springen, um fortan ein eigenes Leben zu führen.
»Ich will dich küssen«, sagte er und da spürte ich schon seine Lippen, diese schönen weichen Lippen und die fordernde Zunge. Ich bekam weiche Knie. Er vergrub seine Hand in meinen Haaren und presste mich an sich. Genau so wollte ich angefasst werden. Wann hatte ich das letzte Mal so Bock gehabt auf einen Mann? Er machte mich an, sein Geruch,