Zuletzt ein wenig schüttelnd meine Hand
Und dreimal hin und her den Kopf so wägend,
Tat er solch einen bangen, tiefen Seufzer,
Als sollt er seinen ganzen Bau zertrümmern
Und endigen sein Dasein. Dies getan,
Läßt er mich gehn, und über seine Schultern
Den Kopf zurückgedreht, schien er den Weg
Zu finden ohne seine Augen; denn
Er ging zur Tür hinaus ohn ihre Hülfe
Und wandte bis zuletzt ihr Licht auf mich.
POLONIUS
Geht mit mir, kommt, ich will den König suchen.
Dies ist die wahre Schwärmerei der Liebe,
Die, ungestüm von Axt, sich selbst zerstört
Und leitet zu verzweifelten Entschlüssen,
So oft als irgendeine Leidenschaft,
Die unterm Mond uns quält. Es tut mir leid -
Sagt, gabt Ihr ihm wohl kürzlich harte Worte?
OPHELIA
Nein, bester Herr, nur wie Ihr mir befahlt,
Wies ich die Briefe ab und weigert ihm
Den Zutritt.
POLONIUS
Das hat ihn verrückt gemacht.
Es tut mir leid, daß ich mit besserm Urteil
Ihn nicht beachtet hab. Ich sorgt, er tändle nur
Und wolle dich verderben: doch verdammt mein Argwohn!
Uns Alten ists so eigen, wie es scheint,
Mit unsrer Meinung übers Ziel zu gehn,
Als häufig bei dem jungen Volk der Mangel
An Vorsicht ist. Gehn wir zum König, komm!
Er muß dies wissen, denn es zu verstecken
Brächt uns mehr Gram, als Haß, die Lieb entdecken.
[Komm! ]
Beide ab.
Englisch
ZWEITE SZENE
Ein Zimmer im Schlosse
Der König, die Königin, Rosenkranz, Güldenstern und Gefolge.
KÖNIG
Willkommen, Rosenkranz und Güldenstern!
Wir wünschten nicht nur sehnlich, Euch zu sehn,
Auch das Bedürfnis Eurer Dienste trieb
Uns zu der eilgen Sendung an. Ihr hörtet
Von der Verwandlung Hamlets schon; so nenn ichs,
Weil nicht der äußre noch der innre Mensch
Dem gleicht, was sonst er war. Was es nur ist,
Mehr als des Vaters Tod, das ihn so weit
Von dem Verständnis seiner selbst gebracht,
Kann ich nicht raten. Ich ersuch Euch beide,
Da Ihr von Kindheit auf mit ihm erzogen
Und seiner Laun und Jugend nahe bliebt,
Ihr wollet hier an unserm Hof verweilen
Auf einge Zeit, um ihn durch Euren Umgang
In Lustbarkeit zu ziehn und zu erspähn,
Soweit der Anlaß auf die Spur Euch bringt,
Ob irgendwas, uns unbekannt, ihn drückt,
Das, offenbart, zu heilen wir vermöchten.
KÖNIGIN
Ihr lieben Herrn, er hat Euch oft genannt;
Ich weiß gewiß, es gibt nicht andre zwei,
An denen er so hängt. Wenns Euch beliebt,
Uns soviel guten Willen zu erweisen,
Daß Ihr bei uns hier eine Weile zubringt
Zu unsrer Hoffnung Vorschub und Gewinn,
So wollen wir Euch den Besuch belohnen,
Wie es sich ziemt für eines Königs Dank.
ROSENKRANZ
Es stände Euern Majestäten zu,
Nach herrschaftlichen Rechten über uns
Mehr zu gebieten nach gestrengem Willen,
Als zu ersuchen.
GÜLDENSTERN
Wir gehorchen beide
Und bieten uns hier an, nach besten Kräften
Zu Euren Füßen unsern Dienst zu legen,
Um frei damit zu schalten.
KÖNIG
Dank, Rosenkranz und lieber Güldenstern!
KÖNIGIN
Dank Güldenstern und lieber Rosenkranz!
Besucht doch unverzüglich meinen Sohn,
Der nur zu sehr verwandelt. Geh wer mit
Und bring die Herren hin, wo Hamlet ist.
GÜLDENSTERN
Der Himmel mach ihm unsre Gegenwart
Und unser Tun gefällig und ersprießlich!
KÖNIGIN
So sei es, Amen!
Rosenkranz, Güldenstern und einige aus dem Gefolge ab. Polonius kommt.
POLONIUS
Mein König, die Gesandten sind von Norweg
Froh wieder heimgekehrt.
KÖNIG
Du warest stets der Vater guter Zeitung.
POLONIUS
Nicht wahr? Ja, seid versichert, bester Herr,
Ich halte meine Pflicht wie meine Seele:
So meinem Gott wie meinem gnädgen König!
Und jetzo denk ich - oder dies Gehirn
Jagt auf der Klugheit Fährte nicht so sicher,
Als es wohl pflegte -, daß ich ausgefunden,
Was eigentlich an Hamlets Wahnwitz schuld.
KÖNIG
O davon sprecht; das wünsch ich sehr zu hören!
POLONIUS
Vernehmt erst die Gesandten; meine Zeitung
Soll bei dem großen Schmaus der Nachtisch sein.
KÖNIG
Tut ihnen selber Ehr und führt sie vor!
Polonius ab. Er sagt mir, liebe Gertrud, daß er jetzt Den Quell vom Übel Eures Sohns gefunden.
KÖNIGIN
Ich fürcht, es ist nichts anders als das eine:
Des Vaters Tod und unsre hastige Heirat.
KÖNIG
Gut, wir erforschen ihn.
Polonius kommt mit Voltimand und Cornelius zurück. Willkommen, liebe Freunde! Voltimand, Sagt, was Ihr bringt von unserm Bruder Norweg.
VOLTIMAND