Das Geheimnis der Fischerin vom Bodensee. Erich Schütz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Erich Schütz
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783839267066
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frisches und kühles Wasser. Bisher schien der im Herzen der Alpen gelegene Bodensee seine ideale Heimat.

      Plötzlich schreckt ihn ein klirrendes Geräusch auf, als wäre eine große Glasscheibe zu Bruch gegangen. Gleichzeitig erhellen grelle Scheinwerfer das Firmengelände und den Parkplatz. Verdammt, er hat noch nicht den passenden Schlüssel gefunden. Unsicher schielt er hinter den Müllcontainern hervor. Er sieht drei Gestalten hintereinander, ganz eng im Schatten der Flutlichter schnell an der Hauswand der Fischfabrik entlangwischen. Sie bewegen sich hastig in Richtung der hinteren Zufahrt des Firmengeländes, wo kein Licht hinstrahlt und er seinen alten Renault abgestellt hat.

      Gleichzeitig klirrt erneut Glas, noch lauter, und Max sieht, wie plötzlich Flammen aus geborstenen Fenstern des Gebäudes im Erdgeschoss schlagen. Unsicher schaut er sich um. Zeit zu verschwinden, denkt er und huscht im weiten Bogen um das Firmengelände, sich ebenfalls möglichst im Dunkeln haltend, den drei schwarzen Gestalten in den Hinterhof hinterher.

      Haben die drei das Feuer in der Fischverarbeitungsfirma gelegt? Angestrengt starrt Max in das Dunkel. Wo sind sie hin? Hinter sich sieht er das Feuer immer höhere Flammen schlagen. Soll er zurückgehen? Muss er Erste Hilfe leisten? Aber wie soll er Ellegast anschließend erklären, was er auf dem Firmengelände gesucht hat? Menschen waren offensichtlich nicht in der Fischverarbeitungshalle, beruhigt er sich, schließlich hat er kein Licht gesehen. Aber er rätselt, woher die drei Gestalten plötzlich kamen und wohin sie jetzt verschwunden sind?

      Max entschließt sich abzuhauen, nichts wie weg. Er rennt, ebenso wie die drei Gestalten, im Schatten der grellen Strahler Richtung Hinterausgang des Firmengeländes. Eine Schranke versperrt die Ausfahrt zu dem angrenzenden Wald. Auf dem Waldweg, der direkt zu Ellegasts Firma führt, hat er sein Auto stehen gelassen.

      Plötzlich sieht er die drei wieder. Auch sie rennen den gleichen Waldweg hinunter in die Richtung, wo Max’ Auto steht. Max überlegt nicht lange und setzt den dreien nach.

      Die zuerst kleinen Flammen entwickeln sich zu einem mächtigen Brand. Max schaut noch einmal zurück und wundert sich, wie die drei solch ein Feuerwerk entstehen lassen konnten. Doch, wo sind sie geblieben? – Egal, er muss jetzt weg.

      Kaum an seinem Auto angekommen, setzt er sich hinein und startet den Motor. Bevor die Feuerwehr und die Polizei kommen, muss ich über alle Berge sein, denkt er. Ohne die Schweinwerfer seines Autos aufzudrehen, wendet er auf dem schmalen Feldweg im Dunkeln seinen Wagen und will zur Straße fahren. Im Wald ist es noch dunkler als auf dem Firmengelände, er ahnt mehr den Weg, als dass er ihn tatsächlich sehen kann. Stockdunkel, Nieselregen und Nebel, er muss also sehr langsam fahren.

      Plötzlich spürt er einen kräftigen Schlag gegen das Heck seines alten Kasten-Renaults Rapid. Himmel, gerade ist ihm in Überlingen ein alter Herr ins Heck des Autos gekracht, jetzt schon wieder.

      Ohne lange zu überlegen, steigt er aus und geht aufgebracht zu dem Hintermann, da brüllt ihm dieser mit heruntergelassener Scheibe aus seinem alten roten Golf heraus schon entgegen: »Verschwinde, du Sekel, was fährst du ohne Licht durch den stockfinsteren Wald?«

      »Und du Sekel! Habt ihr das Feuer gelegt?«, schießt Max erbost seine Verdächtigung zurück. Als Antwort ertönt das erste Martinshorn in der Ferne.

      »Verschwinde jetzt, wir waren es nicht, und wenn die Bullen uns erwischen, bist du genauso dran, vielleicht hast du das Feuer ja gelegt!«, blafft die unbekannte Stimme aus der dunklen Karre hinter Max’ Auto.

      »Ich glaub, du spinnst«, ist Max schnell auf Hundert und geht mit Wut im Bauch auf die Fahrertür zu. »Du fährst mir in den Arsch und drohst mir noch dazu mit der Polizei?« Energisch versucht er, die Fahrertür aufzureißen. Weitere Martinshörner ertönen, sie kommen schnell näher. Schon zucken die Blaulichtblitze durch die Baumstämme bis in den Wald. Max rüttelt an dem Türgriff des Autos, aber der Fahrer hat schnell den Verriegelungsknopf gedrückt.

      »Glaub uns, wir bezahlen dir deine Beule, aber jetzt lasst uns hier verschwinden«, hört Max plötzlich eine junge Frauenstimme aus dem Inneren des Wagens. Er bückt sich hinunter, kann aber in dem dunklen Auto nicht viel erkennen. »Warum sollten wir ein Haus anzünden, nur weil darin tote Fische verarbeitet werden, das ist doch Quatsch.«

      »Fahr jetzt, bevor die Bullen die Straße da vorne sperren, dann sitzen wir alle fest«, mischt sich der Fahrer des Golfs energisch ein.

      »Bitte!«, wird die Frauenstimme aus dem Off energischer, »fahr jetzt weg da vorne!« Gleichzeitig erhellen Scheinwerfer die Waldszenerie. Ein großer Löschwagen der Feuerwehr ist in den Waldweg eingebogen und hält direkt auf die beiden Autos, die mitten auf dem Weg stehen, zu. Das Martinshorn übertönt jedes weitere Wort, der Feuerwehrwagen gibt zusätzlich zu seinem Blaulicht mit Fernlicht Zeichen, den Weg frei zu machen.

      »Scheiße!«, brüllt Max, läuft nach vorne zu seinem Auto und springt hinein. So schnell und so weit er kann fährt er auf dem unbefestigten Waldweg auf die rechte Seite. Der Fahrer des Löschfahrzeugs hält unbeirrt auf ihn zu. Max fährt noch weiter rechts ran, schlägt noch stärker ein, er muss fast in den Graben fahren, um Platz zu schaffen, sonst schrammt ihn der Feuerwehrwagen. Der kennt nichts, wird Max bewusst und spürt, wie sein Auto bereits in den Graben abrutscht.

      Der Löschwagen schießt, ohne abzubremsen, mit hohem Tempo und ohne Rücksicht an ihm vorbei. Offensichtlich will er das Feuer in den Fabrikhallen der Fischfabrik von der Rückseite her bekämpfen.

      Kaum ist der große Feuerwehrwagen durch, gibt Max sofort wieder Gas, er will schnellstmöglich aus dem Graben zurück auf die sichere Fahrbahn, doch die Räder drehen durch. Komm schon, denkt er, nimmt etwas Gas weg und lässt die Kupplung schmieren. Ganz langsam, sagt er zu seiner alten Karre und wohl auch zu sich, nur nicht durchdrehen. Er gibt fast kein Gas mehr, damit die Räder Halt finden. Plötzlich wird es hell neben ihm, da sieht er die Karre der drei dunklen Gestalten, die ihm eben noch in sein Heck gefahren sind, auf fast gleicher Höhe neben sich.

      Doch so schnell gibt er sich nicht geschlagen, er will die drei nicht so einfach entkommen lassen. Also drückt er geistesgegenwärtig das Gaspedal ganz durch. Die 58 PS seines 20 Jahre alten Kastenwagens heulen auf, und der Renault macht tatsächlich einen Satz genau vor die Schnauze des Wagens der drei Gestalten. So stimmt die Rangfolge wieder, denkt Max und will sich die drei jetzt nochmals ernsthaft vorknöpfen, da aber biegt der nächste Einsatzwagen mit Blaulicht schon in den Feldweg ein.

      Max hat zwar nun, wie auch die drei Gestalten in dem Auto hinter ihm, ordentlich sein Abblendlicht eingeschaltet. Trotzdem muss er aber jetzt hier weg. Er kann gar nicht anders, bleibt in seinem Wagen sitzen, legt den ersten Gang ein und fährt erneut auf dem feuchtschmierigen Waldweg rechts ran, damit der entgegenkommende Wagen an ihm vorbeifahren kann.

      Der Wagen mit Blaulicht entpuppt sich schnell als ein Polizeiauto. Max hofft, dass er an ihm vorbeifährt, dem Feuerwehrwagen hinterher. Langsam rollen die beiden Autos aufeinander zu. Aus dem Auto vor ihm streckt der Polizist am Steuer, nachdem er seine Scheibe heruntergelassen hat, seinen linken Arm mit Lichtkelle heraus und deutet Max unmissverständlich an stehen zu bleiben.

      Max schaut kurz in den Rückspiegel, der Wagen hinter ihm bleibt ebenfalls stehen. Der Polizeiwagen ist jetzt auf seiner Höhe, auch er kurbelt seine Scheibe herunter und grüßt freundlich zu dem Polizisten hinüber.

      »Guten Abend, wo kommen Sie her?«, hält der sich nicht lange mit Höflichkeiten auf.

      »Ich war spazieren«, hört sich Max sagen und könnte sich gleichzeitig für die unmotivierte, doofe Antwort ohrfeigen.

      »Fahren Sie bitte ganz rechts ran, sodass noch weitere Löschfahrzeuge vorbeikommen können«, weist ihn der Polizist scharf an, »und dann warten Sie auf uns!«

      »Aber warum denn?«, will Max wissen.

      »Tun Sie, was ich Ihnen sage«, knurrt der Polizist unfreundlich, »und machen Sie keinen Unsinn, Sie kämen heute Nacht nicht weit.«

      Der Polizist setzt seinen Streifenwagen nach hinten, aber auf Max’ Straßenseite, sodass seine Motorhaube genau vor dessen Motorhaube steht, als befürchtete er, Max könnte doch noch weiterfahren.

      Aber