Chillen macht den Meister. Jakob M. Leonhardt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jakob M. Leonhardt
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Ein genialer Chaot
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783401809458
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one ist?!«

      Ich seufze und erkläre: »Okay, du hast recht. Es kann sein, dass ich mich täusche. Darum ist die Party heute Abend bei Anna so wichtig. Delphine kommt nämlich auch. Endlich kann ich mit ihr quatschen. Oder tanzen. Oder knu… na, mal sehen, was so passiert. Jedenfalls ist heute Abend meine große Chance!«

      Musti seufzt und sagt: »Wennu mich fragst, bissu nicht voll, halb, nah oder fern verliebt, du bist bekloppt verliebt!«

      »Verliebt ist immer bekloppt. Geht nicht anders.«

      »Stimmt auch wieder. Und jetzt komm. Müssen wir vor der Pause wenigstens für ’ne Minute in den Klassenraum!«

      9.

      In der ersten Stunde haben wir Physik bei Herrn Goltz. Es geht um Albert Einstein und die Relativitätstheorie. Der berühmte Physiker hat herausgefunden, dass Zeit relativ ist. Ob eine Stunde wirklich eine Stunde ist, hängt zum Beispiel davon ab, wie schnell sich jemand bewegt.

      Die ganze Klasse stöhnt und meint, dass man das alles unmöglich kapieren kann, wenn man nicht einen IQ von 1.000 oder so hat.

      Ich hingegen finde es gar nicht so kompliziert. Weil, man erlebt es jeden Tag. Eine normale Schulstunde ist ein gutes Beispiel. Die 45 Minuten gehen normalerweise schnell herum. Ein bisschen Youtube-unter-der-Bank-Gucken, ein kurzes Nickerchen, eine kleine Klopperei in der letzten Reihe … und schon klingelt es und der Unterricht ist vorüber. So ist es normalerweise. Heute aber ist es anders.

      Als es endlich klingelt, fühle ich mich um Jahre gealtert. Das liegt auch an der Relativität der Zeit. Während auf der Erde nur 45 Minuten vergangen sind, sind es hier im Klassenraum Ewigkeiten gewesen. Stöhn und Doppelstöhn!

      Einstein für Anfänger

       Je mehr du dich auf etwas freust, desto länger dauert die Zeit davor. Je mehr Spaß etwas macht, desto schneller vergeht die Zeit dabei. Und je ätzender etwas ist, desto kaugumminöser wird die Zeit währenddessen.

       1 h Playstation (real) = 5 Min. (gefühlt)

       5 Min. Zahnarztstuhl = halber Tag (gefühlt)

       1 h Hausaufgaben = 5Min. (gefühlt) (weil du in Wirklichkeit Playstation spielst)

      Eins steht jedenfalls fest. Wenn du weißt, dass du am Abend das Mädchen triffst, in das du verliebt bist, vergeht die Zeit bis dahin seeeehr, seeeehr langsam. Schätze also mal, dass Einstein gar nicht so schlau war. Er war einfach nur verknallt.

      10.

      Schule ist aus! Nur noch wenige Stunden bis zur Party! Bin so gut gelaunt, dass ich mit meinem Mountainbike nicht fahre – sondern auf dem Hinterrad nach Hause hüpfe!

      11.

      Zu Hause angekommen, will ich sofort auf mein Zimmer gehen. Muss erst einmal ’ne Runde auf meinem Bett abhängen. Danach ist Styling für die Party angesagt. Jede Menge zu tun, also.

      Blöderweise entdecke ich einen Zettel, den meine Eltern für mich auf den Küchentisch gelegt haben.

      Es ist eine Liste mit lauter Dingen, die ich erledigen soll:

      - Spülmaschine ausräumen

      - Wohnzimmer staubsaugen

      - die Werkzeugkiste im Keller sortieren

      - Pflanzen gießen

      - unseren Hund Kacki ausführen

      Ganz unten auf dem Zettel steht:

       Denk dran, was du versprochen hast, Felix! Wir können deinen Stubenarrest jederzeit wieder aktivieren. Love, Mom & Dad

      Ich überlege, ob ich den Zettel in Hundefutter tunke und Kacki gebe. Dann könnte ich mit reinem Gewissen erklären, dass ich nie eine Nachricht bekommen habe, weil der Hund sie aufgefressen hat.

      Aber ist das eine Lösung? Eher nicht. Schließlich werde ich nach heute Abend endlich wieder eine Freundin haben. Nämlich Delphine. Wäre extrem uncool, wenn ich ihr erklären müsste, dass wir uns leider erst in drei Monaten wiedersehen können – weil mich meine Eltern bis dahin nicht vor die Tür lassen.

      Also mache ich mich an die Arbeit:

      - Ich räume die Werkzeugkiste aus.

      - Ich sortiere die Spülmaschine.

      - Ich staubsauge den Hund.

      - Ich gieße das Wohnzimmer.

      - Ich führe die Pflanzen aus.

      Zugegeben, ich bin nicht so richtig bei der Sache. Aber egal, Hauptsache, es geht schnell. Grins und

      12.

       Meine besten Freunde sind Musti, Mike & Spike. Zusammen sind wir die Dudes.

       Musti: ist der wichtigste von allen. Er ist cool, schlau und ziemlich verfressen.

       Mike: ist eher klein geraten, aber eine echte Geistesgröße. Sozusagen ein tiefergelegter Hochbegabter.

       Spike: hat arschlange Dreadlocks. Seine Lieblingsbeschäftigung ist, Dinge nicht zu tun. Sein Zimmer sieht aus wie eine Karibikinsel, inklusive Hängematte und echtem Sand auf dem Boden.

       Ich, Felix Rohrbach: bin eigentlich ganz normal. Besitze allerdings das Chaosgen. Manche sagen auch, ich wäre genial. Bin also ein genialer Chaot.

      Vor der Party treffen wir uns bei Spike. Wollen erst einmal einen Schlachtplan für den Abend entwickeln. Das ist wichtig. Spaß zu haben, ist schließlich eine ernste Sache. Alles muss sorgfältig geplant werden.

      Als ich gegen sieben Uhr bei Spike aufkreuze, bin ich nicht wiederzuerkennen. Ich trage einen Anzug, ein gebügeltes Hemd, eine Krawatte und ein paar auf Hochglanz polierte Lackschuhe. Außerdem habe ich ungefähr ein Pfund Gel in den Haaren.

      Kurz gesagt, ich sehe aus wie Germanys Next Topmodel, natürlich in der Jungskategorie. Warum das Ganze? Ist doch logisch. Weil französische Mädchen auf gut gedresste Jungs stehen.

      Die Dudes sehen mich nur kurz an und brechen dann in ein schepperndes Gelächter aus.

      Ausgerechnet Spike, dessen Modestil irgendwo zwischen Altkleidersammlung und Kompost angesiedelt ist, schüttelt