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      Dankmar H. Isleib

      Tausend Tage Stasi-Albtraum

      Das Sprechen

      der Wände

      Die Namen der im Buch vorkommenden Personen sind

      überwiegend verändert, um diese Menschen zu schützen.

      Auch die Namen der Bands wurden verändert.

      „Noch nie war in der rechtsstaatlichen Ordnung

      der Bundesrepublik

      die Kluft zwischen Recht und Wirklichkeit

      so tief wie derzeit.“

      Prof Dr. Hans Jürgen Papier,

      ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts,

      Statement von 2018

      VORWORT

      Das ist ein biografischer Roman, ja! Doch meine ganz persönliche Geschichte ist nur ein Teil des Buches, das die Grausamkeit und Unmenschlichkeit der Machthaber in der sogenannten DDR beschreibt. Es ist in erster Linie ein politisches Buch, das den Stasi-Opfern eine Stimme gibt.

      Rund 280.000 politische Häftlinge gab es während der Herrschaft der SED/Stasi zwischen 1960 und 1989 in Ostdeutschland. Das heißt, unter uns leben – wenn sie denn noch alle am Leben sind – rund eine Viertelmillion durch die SED-Chargen zerstörte Seelen.

      Verratene, verkaufte, vergessene Seelen. 33.755 politische Gefangene wurden zu DDR-Zeiten an den Westen verkauft. Für Devisen, versteht sich.

      Von den rund 200 Gefängnissen in der DDR galt die Strafvollzugsanstalt Cottbus – neben den berüchtigtsten wie Brandenburg-Görden, Bautzen, Bötzow-Dreibergen, Waldheim, Torgau, Hoheneck, Berlin-Hohenschönhausen und Berlin-Rummelsburg – bisher als unbedeutend. Vierjährige Forschungen des B.Z.-Redakteurs Dr. Tomas Kittan belegen aber, dass Cottbus die wichtigste politische Vollzugshaftanstalt in der Ära Honecker war, vor allem für versuchte Republikflucht.

      Das „Zuchthaus Cottbus“, so nannten es viele Insassen, besaß den höchsten Anteil „Politischer“, etwa 80 Prozent. Die restlichen 20 Prozent waren Kriminelle und eingeschleuste Spitzel. In jeder Zelle lag wenigstens ein Krimineller. Die konnten durch Spitzeldienste ihre Haft verkürzen.

      Im „Zuchthaus Cottbus“ konzentrierte die SED ihre Staatsfeinde – Schriftsteller, Schauspieler, Musiker, Ingenieure, Ärzte, Wissenschaftler, Pfarrer und Betriebsdirektoren sowie abtrünnige MfS-Mitarbeiter –, die kritische Intelligenz der DDR. Von hier aus wurden die meisten Häftlinge durch die Bundesrepublik freigekauft. Sozialistischer Menschenhandel. Auch mit diesen Cottbuser Devisen-Einnahmen in Höhe von insgesamt etwa 3,5 Milliarden DM im Zeitraum von 1964 bis Herbst 1989 versuchte die DDR ihre marode Wirtschaft zu sanieren.

      Jeder für einen Staatsverbrecher (im Jargon der Mielke-Büttel) verantwortliche Stasi-Offizier hatte nur eine begrenzte Zeit, um einen „Fall“ zu lösen. Es musste im Sozialismus ja alles nach Plan gehen. Sagte der „Verbrecher“ nicht so aus wie gewünscht, musste vom verhörenden Offizier beim jeweiligen Vorgesetzten ein Antrag auf Fristverlängerung gestellt werden. Im Fall Isleib ganze sieben Mal (siehe Anhang)!

      *** § 105. Staatsfeindlicher Menschenhandel. Wer es …

      1. mit dem Ziel, die Deutsche Demokratische Republik zu schädigen;

      2. in Zusammenhang mit Organisationen, Einrichtungen, Gruppen oder Personen, die einen Kampf gegen die Deutsche Demokratische Republik führen, oder, mit Wirtschaftsunternehmen oder deren Vertretern unternimmt, Bürger der Deutschen Demokratischen Republik in außerhalb ihres Staatsgebietes liegende Gebiete oder Staaten abzuwerben, zu verschleppen, auszuschleusen oder deren Rückkehr zu verhindern, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren bestraft.

      Für mich kam die Einsicht zu spät!

      Als ich im Juni 1992 einen Antrag auf Einsicht meiner Akte bei der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU), der

      sogenannten Gauck-Behörde, stellte, passierten Dinge, die man bei größter Aufmerksamkeit – die immer angebracht war und ist, wenn man mit den Nachfolgern des Stasi-Systems verhandelte/verhandelt – als höchst merkwürdig bezeichnen könnte. Wie sonst sollte man es verstehen, wenn die Gauck-Behörde dem Isleib wenige Tage später ein ziemlich nervös klingendes Telegramm schickte (Anhang).

      Die Behörde gab da einen Fehler zu, der mich äußerst misstrauisch machte. Sie schickten mir irrtümlich Unterlagen der Stasi über mich, von denen ich offensichtlich nichts wissen sollte. Weshalb nicht?

      Hatte man da etwa den Bock zum Gärtner gemacht?

      Gauck (IM „Larve“, lt. MfS-Offizier Terpe im „Terpe Dossier“) hatte fast ausschließlich Stasi-Offiziere in seiner Behörde angestellt mit der Begründung, dass nur sie die Akten dechiffrieren könnten. Diese Leute sichteten ganz ungestört brisante Akten. Glaubt wirklich jemand, dass diese Bande wichtige, sie selbst belastende oder die Geschichte erhellende Dokumente nicht vernichtet hat …

      Seit der Wiedervereinigung sind exakt 30 Jahre ins Land gegangen. Um dem Nichtstun der Regierenden, also Frau Merkel und Co., entgegenzuwirken, hätte längst ein Zeichen gesetzt werden müssen. Niemand hat es getan. Bevor es zu spät ist und um den Opfern eine Plattform zu geben, lesen Sie, liebe Leserinnen und Leser dieses Buches, bitte aufmerksam auch meinen Aufruf am Ende des Buches …

      I

      Ist nicht meine Masche. Der Laden ist „in“. Da kann ich nicht drauf. Ja. Ich sitze schon gerne im Garten. Auch hin und wieder in dem einer Kneipe. Aber hier bin ich von Arschlöchern umgeben. Möchtegern-Playboys. Fühlt man. Ohne Worte. Weiß auch nicht, die gibt es halt überall, in jedem Land. Und dümmliche Miezen.

      An sich nichts dagegen. Der Schwarzen am Nebentisch könnte ich gleich ... na ja, vielleicht in ihren dunkelroten, weichen, halb geöffneten Mund ... ja, ja, ja. Die machen es am besten!

      Nee wirklich: Der Laden ist nichts für mich. Doch Lena steht drauf.

      »Ich habe Hunger«, sagt sie, »lass uns was essen.«

      Und Lena sitzt gern hier. Oft. Allein. Nur so. Will Leute sehen.

      Ich bin zu viel unterwegs. Jetzt kann ich sie nicht mal anfassen, kann ihr rundes Knie nicht spüren. Zwischen uns dieser große, eisenbeschlagene Tisch. Graugrüne Gartenstühle, so zum Zusammenklappen. Und keine Tischdecke. Wie soll da Wärme aufkommen. Dieser Tisch!

      Obwohl. Richtig schöner Sommerabend heute. Strahlt Ruhe aus. Die kann ich brauchen. Atme tief! Sauerstoff in Mengen. Frische.

      »Dreh dich nicht um«, ruft Lena leise, doch mit leicht erhobener Stimme, die Eifersucht erkennen lässt. »Die wollen sicher ins Monti«.

      Wahnsinn! Da geht die Sonne gleich wieder freiwillig auf. Und noch was ganz Anderes meldet sich. Hastig und gierig eilt mein Blick von Haarspitzen zu zarten Fesseln. Und wieder zurück. Zieht an, zieht aus. Nur nichts versäumen. Hey! Geht langsamer, Stuten! Langsamer, langsamer. Damit ich euren Hüftschwung besser kontrollieren kann. Scheißweiber!

      Also die würde ich sofort. Die macht‘s bestimmt gut. Und die da könnte man sicher auch auf der Stelle. Nein, die nicht. Aber die! Jeder Schritt ein Abgang.

      Vorbei sind sie. Was soll‘s, auch von hinten lässt sich so einiges machen. Schade. Sieben waren es an der Zahl; frisch und knackig. Sie gehen tanzen. Und dann?

      Gesichter und Körper. Angezogen und nackt. Phantasie.

      »Woran hast du gedacht?«

      »Philosophisches. Was mit Tiefgang, Metaphern halt und so! Schopenhauer, Adorno, Bloch …«

      Ich hatte anderes vor mir. Feuchtigkeit, Schweiß, gekräuselte Haare, ganz kurz frisiert, Lippen. Schneller Atem. Umarmung, Lachen, Liebe. Wollust.

      Ich stiere auf Lenas Brüste. In der dünnen