In dem Buch Hillbilly-Elegie erzählt der Autor von Bob. Bob arbeitete mit seiner Freundin in einer Fliesenhandlung. Bob blieb einmal die Woche zu Hause, kam ständig zu spät und leistete sich viele Pausen von über einer halben Stunde. Seine Freundin kam jeden dritten Tag nicht zur Arbeit, ohne vorher Bescheid zu geben. Als sie nach vielen Abmahnungen die Kündigung kriegten, war Bob außer sich. Der Autor kommentiert, dass viele Zeitgenossen schlicht arbeitsunwillig sind; was früher als eine gute Arbeitsstelle galt, wird heute als unzumutbar empfunden.20 Das Ergebnis ist der gesellschaftliche Zerfall, wie schon die Sprüche vorhersagen. Ganz anders Jesus, der sagte: „Mein Vater hat bis heute nie aufgehört zu wirken, und weil er wirkt, wirke auch ich“ (Johannes 5,17).
Gibt es einen Bereich Ihres Lebens, der dabei ist, Ihnen zu „entgleiten“, weil Sie nicht an ihm arbeiten?
Gebet: Herr, es ist falsch, sich zu überarbeiten, um Karriere zu machen oder bei den anderen Punkte zu sammeln. Aber Faulheit ist genauso schlimm. Auch hier brauche ich deine Hilfe, um das rechte Maß zu finden. Herr, hilf mir dabei! Amen.
13. Januar
Denn sie laufen dem Bösen nach und sind schnell dabei, Blut zu vergießen. Nutzlos ist es, ein Fangnetz vor den Augen der Vögel auszubreiten – sie fliegen davon. Ebenso täuschen sich auch diese Verbrecher, denn in Wahrheit stolpern sie in ihre eigene Falle und setzen ihr Leben aufs Spiel. So geht es jedem, der unrechten Besitz an sich reißt: Das geraubte Gut raubt ihm selbst das Leben! (1,16-19)
Wie man sich selber eine Grube gräbt. Kein Vogel wäre so dumm, dass er in eine Falle fliegen würde, die er sehen kann (1,17). Doch selbst die Vögel sind weiser als die Menschen, die sich einbilden, dass sie die Leiter des Lebens hochsteigen können, indem sie auf ihren Mitmenschen herumtrampeln. Wer anderen Unrecht tut, stolpert in seine eigene Falle. Er gräbt sich selber eine Grube – etwas, was das dümmste Tier nicht tun würde.
Das Neue Testament sagt das Gleiche: Auf Kosten seiner Mitmenschen die Welt gewinnen zu wollen, heißt seine eigene Seele verlieren (vgl. Markus 8,36). Wie das funktioniert? Wer seine Mitmenschen skrupellos behandelt, gibt der Grausamkeit und dem Egoismus in seinem Herzen freie Fahrt, sodass diese Triebe außer Kontrolle geraten, was zu falschen Entscheidungen führt.21 Wenn ich nur für meine eigenen Wünsche lebe, werde ich in Ewigkeit keine echte Erfüllung finden. Unser größter Weisheitslehrer, Jesus, sagt uns: Wenn wir unser Leben finden wollen, müssen wir es im Dienst für Gott und für unsere Mitmenschen hingeben (Matthäus 16,25).
Haben Sie schon einmal etwas sehr Egoistisches getan, das dann auf sie selbst zurückfiel? Inwiefern illustrierte diese Begebenheit das Prinzip des Evangeliums „Verliere dich, um dich zu finden“?
Gebet: Herr, mein Herz sagt mir, dass ich zuerst an mich selber denken muss. Aber wenn ich das tue, bleibt mein Herz leer. Ich möchte nicht mehr glücklich werden wollen, sondern dich suchen, komme, was da will. Nur dann werde ich echtes Glück finden. Amen.
14. Januar
„Jeden Rat von mir habt ihr zurückgewiesen und meine Ermahnung in den Wind geschlagen … Ich werde lachen, wenn euch das Unglück trifft, ich werde spotten, wenn ihr in Angst und Schrecken geratet …“ (1,25-26)
Die große Absurdität. Die Weisheit lacht also, wenn der Tor vom Unglück ereilt wird. Ist das grausam? Nein. Die Weisheit ist hier eine symbolische Figur, und ihr Lachen ist nicht herzlos, sondern ein Ausdruck „der Absurdität, das Törichte zu wählen“.22 Albert Camus hat gesagt, dass unsere Herzen sich nach ewiger Liebe sehnen, aber dass ein Universum ohne Gott uns nur „die bewusste Gewissheit des Todes ohne jede Hoffnung“ gibt.23 Dieses chronische Fehlen von Erfüllung nannte Camus „das Absurde“. Für ihn war das Leben eine einzige lange Tragikomödie, in der die Menschen immer wieder Dinge suchen, die das Leben ihnen einfach nicht geben kann.
Camus glaubte an keinen Gott. Die Sprüche wissen, dass es Gott gibt, geben Camus aber recht, dass ein Leben ohne Gott sinnlos ist, weil die Dinge dieser Welt die tiefen Sehnsüchte unseres Herzens nicht stillen können. Ob Liebe, Geld oder Erfolg – sie geben uns nicht die Erfüllung, die nur eine echte Beziehung zu Gott uns geben kann. Das Leben in einer Welt ohne Gott kann sich nur nutzlos und absurd anfühlen. „Die Erwartung der Gerechten mündet in Freude, aber die Hoffnung der Gottlosen zerbricht“ (10,28).24
Erleben Sie gerade Frustration, Leere, ja Sinnlosigkeit? Gibt es etwas in der Welt, das Ihnen nicht das gebracht hat, was Sie erhofft hatten? Was können Sie da machen?
Gebet: Herr, früher endeten die Romane und die Filme damit, dass das Gute siegte; heute malen sie ein dunkles, sinnloses Leben ohne Happy End. Beide Weltsichten sind unrealistische Klischees. Du versicherst mir, dass die Geschichte meines Lebens beides enthalten wird: Schönheit und Absurdität. Und dass sie in die Ewigkeit münden wird. Erneuere heute diese Gewissheit in mir. Amen.
15. Januar
„Weil die Unerfahrenen sich von mir abwenden, werden sie umkommen, und die Selbstgefälligen25 richtet ihre Sorglosigkeit zugrunde. Aber wer auf mich hört, wird in Sicherheit wohnen, er kann ruhig bleiben, weil er kein Unglück fürchten muss.“ (1,32-33)
Selbstgefälligkeit. Wie wir sahen, ist es das Gütezeichen des Toren, dass er sich weise vorkommt. Dies führt in den tödlichen geistlichen Zustand der Selbstgefälligkeit hinein. Es gibt nichts Törichteres, als sich einzubilden, dass man sein Leben im Griff hat, wenn es in Wirklichkeit unbeherrschbar ist. Das klassische Beispiel ist Jesu Gleichnis von dem reichen Toren in Lukas 12,19-20. Egal, was für einen Lebenstraum Sie sich zurechtgezimmert haben, Tod, Krankheit, Enttäuschung und Finanzkatastrophen schlagen bei jedem zu, und noch so viel Reichtum, Erfolg, Macht oder Vorausplanen kann uns dagegen nicht immun machen.
Der Tor lebt in einer Traumwelt der Selbstsicherheit. Er glaubt, an alles gedacht zu haben, und dies führt ihn geradewegs in die Katastrophe. Doch das Gegenteil von Selbstgefälligkeit – sich ständig zu sorgen – ist auch keine Lösung. Wir können unser aufgeblasenes Selbstvertrauen ablegen und trotzdem gelassen und ohne Angst sein, wenn wir daran denken, dass der allmächtige Herr des Universums unser Vater ist. Und der Christ weiß auch, dass der Gott, der uns seinen eigenen Sohn gegeben hat, uns mit ihm auch alles andere geben wird, was wir brauchen (Römer 8,32).
Werden Sie leicht selbstzufrieden, wenn das Leben es gut mit Ihnen meint, und ängstlich, wenn es nicht so gut läuft? Wie können Sie beides vermeiden?
Gebet: Gott, ich werde hin- und hergerissen zwischen dem Glauben, dass ich alles im Griff habe, und dem panischen Gefühl, dass das Leben mit mir macht, was es will. Beides stimmt nicht. Du selber hast alles in der Hand, und solange ich mir das nicht klargemacht habe, bin ich ein elender Narr. Amen.
16. Januar
Mit den Spöttern treibt er Spott, aber den Bescheidenen schenkt er Gnade. (3,34)
Der die Spötter verspottet. Der Spötter „trägt ständig ein Grinsen spazieren.“26 Sein Talent für spitze Bemerkungen und Blicke sieht wie gepflegte Schlagfertigkeit aus, aber hinter der witzelnden Maske ist er aufgeblasen und von der eigenen Meinung und Intelligenz eingenommen. Deshalb werden den stolzen Spöttern in diesem Vers die Bescheidenen gegenübergestellt.
Den größten Einfluss übt der Spötter auf die Einfältigen aus, die ihn gerne zu ihrem Vorbild und Anführer küren. Die gefragtesten Leute in unserer heutigen Kultur sind die großen Spötter, Herabsetzer und Verächtlichmacher. Aber es gibt nichts Schlimmeres, als zu dem Spötter hochzuschauen, denn er macht uns jede Loyalität und Ehrfurcht unmöglich. Der