Im Zusammenhang mit Silizium fünf wichtige Nachrichten anstelle eines Vorworts
1. Sie haben Plastik im Blut.
An etwa 90 Prozent der Erwachsenen in Deutschland und ebenso in Österreich, der Schweiz und auf der ganzen Welt muss eine dringende Warnung gerichtet werden. In ihrem Blut schwimmt eine Flut von unsichtbaren Molekülen aus Plastik.
Und nicht nur das. Am 18. August 2020 meldeten amerikanische Wissenschaftler der Arizona State University den erstmaligen Nachweis von Nanoplastikteilchen in menschlichem Gebe, sogar im Gehirn. Bis dahin war bekannt, dass diese Substanzen aus dem Verdauungstrakt in die Gefäße gelangen, mehr nicht.
Sie sind von unvorstellbarer Winzigkeit. Während der Begriff Mikroplastik für Reste von Kunststoffprodukten bis zu einer Größe von bis zu fünf Millimeter verwendet wird, haben Nanoplastikpartikel einen Durchmesser von 0,001 Millimeter. Aus genau solchen Bestandteilen wird Kunststoff nämlich zusammengefügt und verklebt. In der Natur, in der Luft, im Wasser, im Erdreich lösen sich diese chemischen Verbindungen wieder auf.
Die Forscher aus Arizona entnahmen 47 Freiwilligen Gewebeproben der Lunge, der Leber, der Nieren und der Gallenblase. Sie entdeckten Polykarbonate, etwa von wiederbefüllbaren Getränkeflaschen, Polyethylen-Terephtalate aus Lebensmittelverpackungen und Polyethylene aus Plastiktüten. Das ist Besorgnis erregend. Denn Plastikbestandteile werden mit chronisch anhaltenden Entzündungen, mit Unfruchtbarkeit und in Tieren sogar mit Krebs in Verbindung gebracht. Auch die umstrittene Chemikalie Bisphenol A schafft auf diesem Weg das Eindringen in menschliche Zellen.
Wir essen Nanoplastikpartikelchen, trinken sie und atmen sie sogar ein. Jedes noch so winzige Fitzelchen Mikroplastik ist mit bis zu 5.000 Weichmachermolekülen beladen. Harmloser können chemische Fremdstoffe nicht bezeichnet werden. Sie haben die Fähigkeit, bestehende Strukturen zu verändern. Das tun sie auch in unserem Körper. Sie können zum Beispiel unser Hormonsystem stören und Kinderzähne buchstäblich zerbröseln lassen.
In Kunststoffen reduzieren sie die Bindung der einzelnen Moleküle. Rund 5.000 solcher Substanzen machen Produkte flexibler, elastischer und geschmeidiger. Nicht nur in der Plastikindustrie: Beton bleibt durch sie mit weniger Wasser weich. In Klarsichtfolie, in der Verpackung von Nahrungsmitteln und in der Innenauskleidung von Konservendose lassen wir diese chemischen Wirkstoffe unmittelbar an unser Essen heran.
Niemand schützt uns vor der so genannten Wanderung der Weichmacher, vor dem langsamen Ausscheiden aus der Plastikverpackung und vor ihrem Einwandern in die Nahrung, die sich in ihnen befindet. Einige wirken wie weibliche Geschlechtshormone, beschleunigen die Pubertät, fördern die Brustentwicklung und steuern die Fettverteilung im Körper.
Sogar Tabletten mit Überzug enthalten Weichmacher. Ähnlich wie Mikroplastik belasten uns direkt auch Pestizide, Lösungsmittel und Wachstumshormone.
Weil es so unterschiedlich viele sind, ist eine generelle Aussage über Weichmacher nicht möglich ... und auch nicht eine wirksame Einschränkung, die zu unserem Schutz angebracht wäre. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union stufen einige als fortpflanzungsgefährdend. Andere verursachen Diabetes. Immer heißt es jedoch auch: vielleicht. Gleichwohl gibt es kaum ein Horrorwort, das in der wissenschaftlichen Literatur im Zusammenhang mit Weichmachern unerwähnt bleibt: Krebs, Geburtsdefekt, Magengeschwür, Bronchitis, Taubheit, Sehstörung, Verdauungsprobleme, Leberdysfunktion, Asthma, Unfruchtbarkeit, Krankheitsabwehrschwäche, Kopfschmerz, Atembeschwerden, Fettsucht, Übergewicht, Irritation der Augen, Hautprobleme, Schwindel, Bewusstlosigkeit.
Plastik ist überall. Zum Beispiel zitierte die medizinische Fachzeitschrift für Zusätze und Chemikalien in Lebensmitteln „Food Additives and Contaminants“ aus Studien über den Gebrauch von Plastikflaschen. Nennenswerte Mengen von fünf verschiedenen Weichmachergruppen fanden sich in Pflanzenölen und Trinkwasser. Häufig werden Weichmacher auch eingesetzt, um auf chemische Weise den Abbau von Molekülen durch Luftsauerstoff zu bremsen, die so genannte Oxidation. Das betrifft Nahrungsmittel, Arzneimittel und Kosmetika.
Ein großer Anteil solcher chemisch wirkender Plastikbestandteile kann durch Abrieb beispielsweise von Autoreifen oder durch Auswaschung aus Textilien freigesetzt werden. Mit dem Abwasser landen sie in Kläranlagen und mit dem Klärschlamm gelangen sie auf die Felder, in die Luft, in die Nahrungskette. Überall verbinden sie sich mit weiteren problematischen Umweltstoffen.
Kunststoffe schaffen es auch in flüssiger Form bis in den Körper hinein. Als winzigste Mikrokügelchen mit Peelingeffekt in Duschgel, Zahnpasta und weiteren Kosmetika holten wir sie freiwillig in unsere persönliche Welt.
Was womöglich harmlos klingt, hat verheerende Folgen. Wenn fremde chemische Moleküle unseren Organismus erreichen, gehen die Wirkungen über Verschmutzung hinaus.
Für Kleinkindspielzeug werden seit 1999 bestimmte Weichmacher verboten, aber dieser Beschluss gilt immer nur für jeweils drei Monate, weil eine schädliche Wanderung der Chemikalien nicht zuverlässig genug gemessen werden kann.
Tausende Weichmacher wurden bis heute noch nicht bewertet. Das ist alarmierend. Denn sie stehen grundsätzlich alle im Verdacht, dass sie im menschlichen Körper die Wirkung der Hormone beeinflussen. Dieses Risiko wird mit Verhaltensstörungen, Leberschäden und Unfruchtbarkeit in Verbindung gebracht. In Mikroplastik steckende Umweltchemikalien können auch Stresszustände auslösen und unsere Immunkräfte schwächen. Einige gefährden zusätzlich durch ihre eigene Giftigkeit. Dabei bleibt es aber nicht. Wie ein Schwamm zieht Mikroplastik Schadstoffe an und speichert sie.
Kunststoffe sind zusammengesetzte Chemikalien, vor allem aus Erdöl. Unter bestimmten Bedingungen bricht der Verbund ihrer Einzelteile auseinander. So entsteht Mikroplastik. Zum Beispiel fast zwei Gramm bei jedem Waschgang einer Acryljacke.
In der Kunststoffindustrie und bei der Produktion von Kosmetika, Medikamenten, Farbstoffen, Reinigungsmitteln und Pestiziden wird mit insgesamt rund 800.000 Substanzen gearbeitet, die uns mit chemischen Wirkungen beeinflussen können.
Diesen unsichtbaren Feind kann der Körper nicht stoppen und nicht aus eigener Kraft auflösen und loswerden. Es entstehen Bedrohungen, die den Menschen in aller Regel nicht präsent sind. Millionen schätzen ihre persönlichen Risiken durch eine ständige toxikologische Belastung nicht annähernd real ein.
Einmal im Körper wirken Plastikpartikel und andere chemische Stoffe wie falsche Hormone. Sie hemmen Effekte der echten oder verstärken sie.
Millionen verlassen sich blind darauf, dass Regulierungsbehörden sichere Grenzwerte bestimmen und sie ausreichend schützen. Zweifel sind angebracht.
Sogar höchst alarmierende Studienergebnisse werden von Massenmedien nicht als wichtig erkannt – oder bagatellisiert oder bewusst unterdrückt.
Zum Beispiel hätte diese Nachricht verdient, es in die „Tagesthemen” zu schaffen: Der Anteil von Nichtrauchern mit Lungenkrebs hat sich in sechs Jahren mehr als verdoppelt. Unter den Patienten in Großbritannien stieg der Prozentsatz von 13 auf 28 und in den USA von neun auf 18. Zwei Drittel sind Frauen, viele im Alter um 60 Jahre herum. Das wurde bereits auf der Weltkonferenz über Lungenkrebs im September 2015 in Denver, USA, diskutiert. Ein Sprecher sagte: “Worauf das zurückzuführen sein könnte, ist noch sehr, sehr spekulativ. Wir denken auch an winzige Partikel und Karzinogene in der Luft.” Auch eine leicht verständliche Überschrift wie „Die Verbindung zwischen Pestiziden und Krankheit wird stärker“ (Quelle: The Healthier Life, September 2015) sollte eigentlich als Warnung genügt haben.
Reaktionen in der Öffentlichkeit? Praktisch null.
Ähnliches erlebte zum Beispiel die Meldung aus der Oxford University in England: „Pestizide sind an einer Diabetesentwicklung beteiligt“ (Quelle: Jahrestagung European Association for the Study of Diabetes, 2015). Die Behandlung der Zuckerkrankheit wird bald nicht mehr finanzierbar sein. Sie ist eine schwere Stoffwechselstörung und eine der wichtigsten Volkskrankheiten unserer Zeit. Das Berliner Robert-Koch-Institut schätzte 2019 die Zahl der Betroffenen in Deutschland erstmals auf neun