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und strömt dann hinaus, bahnt sich einen Weg an einen unbekannten Ort der Berufung, als folgte es den Gesten oder der Anleitung der Erde selbst. Links: Woher wir kommen. Mitte: Unsere derzeitige Arbeit der Kultivierung des sozialen Bodens. Rechts: Wohin wir gehen, eine Sphäre des Möglichen – Erdaufgang.

       Hinweis zu den Bildtafeln

      Alle hier wiedergegebenen und im Vorwort zur Neuauflage beschriebenen Bilder sind ursprünglich in sozialen Live-Kontexten als Mittel der Gefäßbildung und Reflexion entstanden und mit Whiteboard- oder Kreide-Markern auf 2,5 x 9 m große Flächen aufgetragen worden.

      Weitere Informationen zum Kontext und zu der Reise, die zu diesen Bildern führte, sowie Versionen mit hoher Auflösung sind verfügbar und können heruntergeladen werden unter: https://www.presencing.org/resource/images.

      Für weitere Informationen über Kelvy Bird und ihre Arbeit siehe: http://www.kelvybird.com/.

       Vorwort zur Neuauflage: Zehn Jahre später, Erdaufgang

      Als dieses Buch im Jahr 2007 erstmals veröffentlicht wurde, war unsere Tochter Hannah neun Jahre alt. Beim Erscheinen der zweiten englischen Ausgabe war sie neunzehn. Beim Nachdenken über das dazwischen liegende Jahrzehnt und die ihm vorausgehenden zehn Jahre, die ich brauchte, um Theorie U zu schreiben, wird mir das Ausmaß der Veränderungen bewusst, die sich im Laufe dieser zwanzig Jahre vollzogen haben. Die Welt hat eine bedeutsame Schwelle überschritten – und überschreitet sie noch immer.

      Was für eine Schwelle meine ich? Eine Schwelle persönlicher, beziehungsmäßiger, institutioneller und globaler Art. Auch Sie können sie vermutlich spüren. Meine Kollegin und Mitbegründerin des Presencing Institute, Kelvy Bird, die die wunderbaren Zeichnungen am Anfang dieses Buches geschaffen hat, hat den Zustand der Schwellenüberschreitung eingefangen (Bild 1).

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      Auf Bild 1 sehen wir eine Kluft, einen Abgrund. Ein Teil unseres Selbst steht auf der linken Seite – in der gegenwärtigen Realität – und schaut in den Abgrund. Der andere Teil, unser im Entstehen begriffenes Selbst, wirkt bereits auf der anderen Seite – der Seite, die uns mit der Zukunft, die entstehen will, verbindet. Beide Teile gehören zu uns: Der Teil, der ängstlich in den Abgrund starrt, und der Teil, der bereits vom Feld der Zukunft aus handelt – denn die Zukunft ist bereits da.

      Und was liegt zwischen diesen beiden Elementen unseres Selbst? Nichts. Gar nichts. Wie wir diese beiden Teile unseres Selbst verbinden und dazu bewegen, einander zuzuhören, ist die Essenz der Theorie U – und die Essenz dieses Buches. Das alte Selbst muss die Kluft überwinden, eine Brücke über den Abgrund schlagen – eine Brücke zwischen dem alten und dem neuen Selbst, eine Brücke, die die tieferen Ebenen unserer eigenen Menschlichkeit aktiviert, die tiefen, schlummernden Ebenen unseres entstehenden Selbst.

      Wohin wir auch gehen, an jedem einzelnen Tag stehen wir vor diesem Abgrund – als Individuen, Teams, Organisationen und als globale Systeme. Die Theorie U beschreibt eine Methode – einen Weg –, der uns auf allen Ebenen, in allen Situationen hilft, uns immer weiter in diese Kluft hineinzulernen und sie zu überbrücken.

      Zwischen den späten 1990ern (als ich anfing, dieses Buch zu schreiben) und heute ist etwas Profundes und Subtiles geschehen. Das vorliegende Buch spürt einigen ersten Ansätzen eines weltweiten Erwachens nach – einer von Menschen, Beziehungen und Bewusstsein ausgehenden Bewegung.

      Doch was genau hat sich zwischen damals und heute verändert? Lassen Sie mich versuchen, diese Frage zu beantworten, indem ich von fünf Beobachtungen berichte, die meiner Ansicht nach Dimensionen eines tieferen Wandels verkörpern, der unsere Welt weiterhin umformt.

       Beobachtung 1: Der Aufstieg von Achtsamkeit und Spiritualität

      Die erste Beobachtung betrifft den Aufstieg der Achtsamkeit. Im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte hat die Achtsamkeit, die vorher eine eher marginale Rolle spielte, in vier professionellen Anwendungsbereichen eine ziemlich zentrale Bedeutung gewonnen:

      •Kognitionswissenschaft: Die Entdeckung der Gehirnplastizität hat dazu geführt, dass sich das Forschungsinteresse in Neurowissenschaft und Neurophänomenologie häufiger auf das Thema Achtsamkeit konzentriert. Beispielhaft hierfür sind die bahnbrechenden Arbeiten von Tanja Singer zum Mitgefühl oder von Richard Davidson zur Neuroplastizität.

      •Gesundheit: Der von Jon Kabat-Zinn und seinen Mitarbeitern entwickelte Ansatz der Achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR, Mindfulness-Based Stress Reduction) bietet wirksame Hilfe für Menschen, die unter Schmerzen oder Krankheitszuständen leiden, die in herkömmlichen Einrichtungen schwer zu behandeln sind. Seit Einführung von MBSR im Jahr 1979 ist diese Methode weltweit in über dreißig Ländern von zahllosen Ausbildern eingesetzt worden. Die Zahl der Forschungspublikationen zum Thema Achtsamkeit ist von praktisch null im Jahr 1980 auf 15.000 im Jahr 2013 gestiegen.

      •Bildung: Daniel Golemans Arbeit zur emotionalen Intelligenz setzt ein neues Verständnis des sozial-emotionalen Lernens (SEL) in Schulen um und hilft Schülern, besser mit Gefühlen umzugehen, Empathie zu entwickeln und Beziehungen aufzubauen.

      •Führung: Achtsamkeitspraktiken in der Ausbildung von Führungskräften werden nicht nur in Technikgemeinschaften, sondern auch in den meisten zukunftsorientierten globalen Unternehmen angewandt. Ich habe Achtsamkeitspraktiken (und Presencing-Praktiken) in traditionellen Branchen (Autobranche), Technologieunternehmen (Google, Alibaba), multilateralen Organisationen (UN), für Regierungen (etwa die chinesische) und riesigen staatseigenen Unternehmen (Industrial and Commercial Bank of China, ICBC) eingesetzt. Es ist bemerkenswert, wie weit die Tür für Achtsamkeitsund Presencing-Methoden heute in Organisationen geöffnet ist. Der fehlende Widerstand ist mitunter fast schockierend. Wenn man es richtig macht (das heißt Achtsamkeit nicht als Ideologie, sondern als Tool fördert), erhält man eine starke positive Reaktion, insbesondere bei der neuen Generation der Führungskräfte.

      Achtsamkeit ist die Fähigkeit, auf die eigenen Erfahrungen zu achten und gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf die eigene Aufmerksamkeit zu richten. Sie erfordert einen Wechsel der Wahrnehmung zu einer höheren Ebene – dass man sich selbst vom Ganzen her wahrnimmt.

      In einer Welt, in der eine kulturelle ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung) immer stärker um sich greift, unterstützt durch unsere zahllosen Apps und elektronischen Geräte, die uns zunächst begeistern und dann versklaven (wenn wir sie nicht mehr bewusst nutzen), wird die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung immer entscheidender. Trotz des ganzen Geredes über Multitasking ist wissenschaftlich belegt, dass dieses gar nicht existiert. Was hingegen sehr wohl existiert, ist eine Verkürzung der Aufmerksamkeitsspanne.

      »Das ist der Feind!«, so der junge Hacker Neo im Science-Fiction-Film Matrix, als er das »System« kennenlernt. Jede echte Kreativität, jede bedeutsame Innovation und jede tief greifende gesellschaftliche Erneuerung entspringt derselben Quelle, nämlich der Fähigkeit zu nachhaltiger Aufmerksamkeit – der Fähigkeit, uns selbst auf etwas einzulassen, dabei zu bleiben und dann schließlich – wenn wir Glück haben – den Funken der Inspiration einzufangen und eine Bewegung zu vollziehen, durch die wir das Neue – frei nach Martin Buber – »so verwirklichen, wie es verwirklicht werden will«.

      Bild 2 veranschaulicht dieses tiefe Veränderungsterrain in Form eines Modells, das die Problemsymptome an der Oberfläche zeigt und darunter die tieferen Problemursachen, die Wurzeln und Quellen, aus denen sie hervorgehen. Um die drängenden Herausforderungen unserer Zeit auf der Quellebene