Fotografieren Sie im RAW-Format
Aller Wahrscheinlichkeit nach haben Sie die folgende Einstellung bereits vorgenommen – doch wenn nicht, ist es höchste Zeit für den Umstieg vom JPEG- auf das RAW-Format. Bilddateien im RAW-Format zeichnen sich durch bessere Qualität und einen größeren Tonwertumfang aus (soll heißen: sie enthalten zwischen absolutem Weiß und Schwarz mehr Helligkeitsabstufungen). Darüber hinaus lassen sich in RAW viele Aufnahmefehler nachträglich korrigieren – beispielsweise falsch eingestellte Belichtungswerte oder ein fehlerhafter Weißabgleich. Auch die Lichterbeschneidung bei Überbelichtung (sogenanntes »Clipping«) fällt wesentlich geringer aus. Und weil Bildbearbeitungsprogramme kein RAW schreiben können, werden Sie Ihre Originaldatei im RAW-Format niemals aus Versehen überschreiben – wie es bei anderen Formaten wie JPEG durchaus vorkommen kann. Den vielen Vorteilen von RAW stehen so gut wie keine Nachteile gegenüber. Die Dateien sind lediglich etwas größer, sodass sich Ihre Speicherkarte schneller füllen wird.
Aufnahmemodus wählen
Die Wahl des richtigen Aufnahmemodus geht mir leicht von der Hand: All meine Porträts bei natürlichem Licht nehme ich mit der Blendenpriorität auf. Auf den meisten Kameras wird dieser oft auch als »Zeitautomatik« bezeichnete Modus mit »A« für »Aperture« (Blende) oder »Av« für »Aperture Value« (Blendenwert) gekennzeichnet. Der Av-Modus lässt mich den Blendenwert frei wählen, was für die Porträtfotografie von größter Bedeutung ist. Daraufhin übernimmt die Kameraelektronik automatisch die Einstellung der passenden Verschlusszeit für eine korrekt belichtete Aufnahme. Wenn ich diesen Modus verwende, muss ich mir viel weniger Gedanken um die richtigen Kameraeinstellungen machen und kann die gewonnene Zeit der Arbeit mit meinem Modell widmen. Ich stelle einfach die gewünschte Blende ein und vergesse den ganzen Rest, anstatt ständig an den Einstellrädchen herumzuspielen. Deshalb kann ich Ihnen diesen Modus für die Porträtfotografie wärmstens empfehlen.
Der richtige Blendenwert
Bei der Porträtfotografie mit natürlichem Licht stellt sich für mich nicht die Frage nach der Einstellung des richtigen Blendenwerts – ich verwende immer den niedrigsten Wert, den mein Objektiv erlaubt. Wenn ich also ein f/4-Objektiv auf das Kameragehäuse schraube, nutze ich diesen Wert. Ein niedriger Blendenwert hilft dabei, das Motiv vom Hintergrund zu trennen, und führt zur in den meisten Porträts erwünschten Unschärfe des Hintergrunds. Ein niedriger Blendenwert steht auch für eine größere Blendenöffnung, sodass mehr Licht auf den Sensor fallen kann. Das hilft bei Aufnahmen im Schatten, unter einem Baum oder in vergleichbaren Situationen mit spärlicher Ausleuchtung des Motivs. Wenn ich also draußen bei natürlichem Licht mein 70–200 mm f/2.8 für die Porträtfotografie nutze, stelle ich den Blendenwert f/2.8 ein, während bei der Verwendung meines schnellen 85 mm f/1.8 der Blendenwert f/1.8 die richtige Wahl ist.
Auf die Verschlusszeit kommt es an
Wie ich bereits erwähnt habe, überlasse ich die Wahl der Verschlusszeit der Kameraelektronik, sobald ich die passende Blende eingestellt habe. Dennoch behalte ich die von der Kamera ermittelte und angezeigte Verschlusszeit stets im Auge – denn je länger der Verschluss geöffnet ist, desto höher wird das Risiko einer verwackelten Aufnahme. In der Regel kann ich die Kamera bei Verschlusszeiten von 1/60 s und schneller noch ruhig in der Hand halten. Richtig sicher fühle ich mich aber erst ab 1/125 s. Bei dieser Verschlusszeit wird meine Aufnahme mit großer Wahrscheinlichkeit scharf und fokussiert – besonders dann, wenn ich im hellen Tageslicht arbeite. Wenn ich im Sucher Verschlusszeiten von 1/2000 s oder gar 1/4000 s sehe, dann weiß ich, dass meine Aufnahmen gelingen: Der Verschluss ist dann so extrem kurz offen, dass Bewegungen der Kamera keine Auswirkungen auf die Bildqualität haben können. Geht jedoch der Tag langsam zu Ende und beginnt das Licht zu schwinden oder ziehen dunkle Wolken auf, werden die Verschlusszeiten spürbar länger. Erreicht die Verschlusszeit einen Wert von 1/60 s, ergreife ich Gegenmaßnahmen, indem ich die ISO-Empfindlichkeit erhöhe. Dadurch verringert sich die Verschlusszeit automatisch, da ich ja im Av-Modus arbeite. Erhöhe ich die Empfindlichkeit von 100 auf 400 ISO, verringert sich die Verschlusszeit von 1/60 s auf einen Wert wie beispielsweise 1/125 s. Dann weiß ich, dass meine Aufnahme wieder scharf wird. Ignoriere ich diese Warnsignale, stehen die Chancen gut, dass meine Bilder durch die Verwacklungen weichgezeichnet oder einfach nur unscharf werden.
So vermeiden Sie langsame Verschlusszeiten bereits im Vorfeld
Auf der vorangegangenen Seite habe ich gesagt, dass ich stets ein Auge auf die Verschlusszeit habe – allerdings nur dann, wenn ich eine der besten Funktionen für Porträtfotografen nicht bereits vor dem Shooting eingeschaltet habe: die automatische ISO-Einstellung. Dieses Wunder von einem Menüpunkt passt automatisch die ISO-Empfindlichkeit an, damit die Verschlusszeit nicht unter einen von Ihnen definierten Wert fällt. Erinnern Sie sich noch, welche Verschlusszeit ich bei meinen Fotosessions keinesfalls unterschreiten möchte? Richtig, 1/125 s! Nachdem ich die Auto-ISO-Funktion aktiviert habe, stelle ich im Untermenü die gewünschte minimale Verschlusszeit auf »1/125« ein. Auf diese Weise fällt die Verschlusszeit nie unter den magischen Wert von 1/125 s, egal wie die Lichtbedingungen sind – zum Beispiel im Schatten, unter einem Baum oder bei Dämmerung. Meine Kamera hält mir den Rücken frei, indem sie den ISO-Wert immer korrekt anpasst, sodass zu lange Verschlusszeiten vermieden und meine Bilder unabhängig vom Umgebungslicht stets scharf werden. Allerdings: Eine Erhöhung der ISO-Empfindlichkeit geht besonders bei älteren Kameramodellen mit erhöhtem Bildrauschen einher. Dieses Rauschen äußert sich in grünen, roten und blauen Pixeln im Bild, ähnlich wie beim alten Analogfilm. Verwenden Sie eine aktuelle Kamera, werden Sie dieses Rauschen bis zu einem bestimmten Punkt nicht wahrnehmen. Lediglich bei sehr hohen ISO-Werten müssen auch moderne Sensoren passen und produzieren Rauschen. Doch wenn Sie die Wahl zwischen einem verschwommenen Bild oder einem scharfen Foto mit geringem Rauschen haben, sollten Sie Letzteres bevorzugen.
Wann Sie mit dem niedrigsten ISO-Wert fotografieren sollten
Wenn Sie im hellen