König Rudolf hielt sich in den Angelegenheiten der östlichen Herzogtümer seit 1283 durchaus im Hintergrund. Bis zuletzt hing er dem Prinzip einer personellen Trennung zwischen Königtum und territorialer Hausmacht an, in letzterer offenkundig noch nicht die existentiell notwendige Kernsubstanz des römisch-deutschen Königtums erblickend. Wie sehr Reich und Hausmacht dennoch in Rudolfs Zeitalter konstitutiv zusammengehörten, wurde beim Tod des ersten habsburgischen Königs im Jahre 1291 deutlich. Rudolfs Tod und das Scheitern von Albrechts Thronkandidatur stürzten die Habsburger in eine veritable Krise. Die vom Verlust der Königswürde ausgehenden Erschütterungen erreichten sämtliche habsburgischen Besitzungen von den Stammlanden im Westen bis zu den östlichen Herzogtümern. Erst in einem zweiten Anlauf gelang es Albrecht sodann, die römisch-deutsche Königswürde für sein Haus zurückzugewinnen. Im Juni 1298 wurde er als Gegenkönig zu Adolf von Nassau erhoben, den er am 2. Juli dieses Jahres in der Schlacht bei Göllheim besiegen konnte. Dem vom Vater verfolgten Grundsatz der zumindest formellen Trennung von Hausmacht und Königtum blieb auch Albrecht treu. Ende November 1298 erteilte er seinen Söhnen zu gesamter Hand die Belehnung mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. Auf die Führung des österreichischen Herzogstitels hatte er bereits unmittelbar nach der Wahl verzichtet, faktisch gab freilich Albrecht weiterhin die großen Linien der Politik auch in den östlichen Herzogtümern vor.
Fast ebenso lang wie die Geschichte der Habsburger in Österreich ist jene des Ausgreifens der Dynastie auf die Königreiche Ungarn und Böhmen. Kaum war die habsburgische Herrschaft in den Herzogtümern Österreich und Steiermark einigermaßen konsolidiert, richteten sich die Blicke des Geschlechts auch schon auf den benachbarten Norden und Osten. Wohl gab eine regionale Auseinandersetzung, jene mit den im österreichisch-steirisch-ungarischen Grenzraum begüterten Grafen von Güssing, den Anlass, doch König Rudolf zögerte nicht lange, den Konflikt auf eine große politische Ebene zu heben. Als der ungarische König Ladislaus IV. ermordet wurde, ohne erbberechtigte Nachkommen zu hinterlassen, erklärte Rudolf das Königreich Ungarn kurzerhand für ein erledigtes Reichslehen und übertrug es am 31. August 1290 seinem Sohn Albrecht, der das Projekt des Vaters unverzüglich zu verwirklichen unternahm. Dass dieser erste habsburgische Versuch zur Erwerbung der Stephanskrone sehr bald in einen Ausgleich mit dem Arpaden Andreas III., der sich als ungarischer König durchsetzen konnte, mündete, lag wahrscheinlich weniger an mangelnder Entschlossenheit Albrechts als an dem 1291 eingetretenen Tod König Rudolfs. Einem Erfolg sehr nahe kam Albrecht I. sodann 1306/07 als römischer König bei dem energisch betriebenen Unterfangen, das Přemyslidenerbe in Böhmen und Mähren seinem Haus zu sichern. Am 4. August 1306 war König Wenzel III. von Böhmen in Olmütz ermordet worden. Mit ihm starb das böhmische Herrscherhaus der Přemysliden im Mannesstamm aus, und Albrecht erkannte sofort die einzigartigen Möglichkeiten, die sich ihm hier im Zusammenspiel von römischem Königtum und habsburgischer Hausmacht boten. Auf die Nachricht vom Olmützer Königsmord rückte er mit Heeresmacht in Böhmen ein. Nachdem Albrecht seinen ältesten Sohn Rudolf (III.) mit dem Königreich Böhmen als heimgefallenem Reichslehen belehnt, dessen Wahl durch die böhmischen Barone durchgesetzt und schließlich die Anrechte des habsburgischen Hauses noch durch eine Eheverbindung zwischen Rudolf und Elisabeth, der Witwe des verstorbenen Königs Wenzel II. von Böhmen, abgesichert hatte, schien die Erwerbung der böhmischen Länder für die Habsburger geglückt. Da starb Rudolf erst 26jährig im Juli 1307 an der Ruhr. Die Opponenten einer habsburgischen Herrschaftsübernahme in Böhmen konnten sich neu formieren. König Albrecht war indes nicht gewillt nachzugeben. Erst seine Ermordung brachte die Entscheidung – am 1. Mai 1308 fiel Albrecht in der Nähe der habsburgischen Stammburg einem Mordanschlag seines Neffen Johann, genannt Parricida (d. h. Vatermörder), und einiger adeliger Mitverschwörer zum Opfer.
Um die Habsburger wurde es in der Folge merklich stiller. Albrechts ältester überlebender Sohn Friedrich – der Beiname »der Schöne« stammt aus dem 16. Jahrhundert – unternahm nach der Ermordung des Vaters anscheinend keine größeren Anstrengungen in Richtung einer Thronkandidatur und ließ sich auch gefallen, dass der neu gewählte luxemburgische König Heinrich VII. seinem Haus die von den Habsburgern so sehr erstrebte böhmische Krone 1310 sicherte. Das Bewusstsein, einer königsfähigen Dynastie anzugehören, ging freilich den Habsburgern zu keinem Zeitpunkt verloren und fand schon bald sichtbaren Ausdruck in der Ehe Friedrichs mit Isabel (Elisabeth), der Tochter von König Jayme (Jakob) II. von Aragón. Als der Luxemburger Heinrich VII. sodann überraschend 1313 starb, schien Friedrich der Versuch, die römisch-deutsche Königskrone für das habsburgische Haus zurückzuholen, aussichtsreich und auch den zu gewärtigenden Kostenaufwand lohnend. Tatsächlich war viel Geld im Spiel, allein dem Erzbischof von Köln versprach der Habsburger die enorme Summe von 44 000 Mark Silber. Im Oktober 1314 kam es dann zur Doppelwahl. Sowohl Friedrich wie sein Kontrahent Ludwig von Bayern konnten für sich in Anspruch nehmen, von einer Mehrheit der Kurfürsten gewählt worden zu sein. Nicht zuletzt weil der Wittelsbacher einem militärischen Aufeinandertreffen der beiden Parteien immer wieder auswich, zog sich der Thronkampf über fast acht Jahre hin, ehe bei Mühldorf am Inn am 28. September 1322 die Entscheidungsschlacht geschlagen wurde, die nach anfänglichen Vorteilen für die Habsburger mit einer vernichtenden Niederlage Friedrichs des Schönen und seiner Gefangennahme endete. Wie »ein Ehrenhandel nach Ritterart« (Peter Moraw ) klang der Kampf um die römisch-deutsche Krone aus. Nach zweijähriger Inhaftierung auf Burg Trausnitz in der Oberpfalz wurde dem Habsburger von Ludwig dem Bayern im Münchener Vertrag 1325 ein nominelles Mitkönigtum zugestanden, das es Friedrich erlaubte, sein Gesicht zu wahren. Realen Gehalt hatte diese königliche Mitherrschaft des Habsburgers indes nicht, die Entscheidung von Mühldorf blieb unverrückbar. Für die habsburgische Dynastie, die nach dieser Niederlage von 1322 tatsächlich für mehr als ein Jahrhundert von der römisch-deutschen Königswürde ausgeschlossen bleiben sollte, war Mühldorf ohne Zweifel die folgenschwerste Schlacht seit der Marchfeldschlacht im Jahre 1278. Weit weniger bedeutet sie dagegen für die Geschichte der Herzogtümer Österreich und Steiermark. Allenfalls beschleunigte sich nun, was schon längst eingesetzt hatte, nämlich die epochale Schwerpunktverlagerung der Habsburger vom Westen in den Osten. Wie der Name »Österreich«, der als erster und vornehmster in der offiziellen Titulatur der habsburgischen Herzöge aufschien, »Habsburg« als Bezeichnung der Dynastie ablöste, so verdrängte der österreichische Bindenschild als Leitwappen den habsburgischen Löwen fast vollständig. Mochten die österreichischen Adeligen Albrecht I. noch vorwerfen, er hätte anders als seine babenbergischen Vorgänger in den östlichen Herzogtümern keine Klöster gegründet, konnte die nächste habsburgische Generation bereits auf eine stattliche Bilanz geistlicher Stiftungen in Österreich und der Steiermark verweisen. König Friedrich gründete die Kartause Mauerbach und förderte die Niederlassung der Augustinereremiten in Wien, seine Brüder Otto und Albrecht stifteten die Klöster Neuberg an der Mürz bzw. Gaming, welche sie jeweils auch für sich als Grablege bestimmten. Wien, wo jetzt eine beeindruckende Bautätigkeit einsetzte, hat überhaupt am meisten von der Entwicklung profitiert. Die mit fast 20 000 Einwohnern für spätmittelalterliche Begriffe sehr große Stadt nahm jetzt für die Habsburger vermehrt Residenzcharakter an.
Nur ein Habsburger, der umtriebige Leopold I. (gest. 1326), stemmte sich mit einer engagierten westorientierten Territorialpolitik gegen diesen großen Trend. Er stieß indessen in den habsburgischen Stammlanden auf einen zunächst nur lokal begrenzt agierenden Gegner in Gestalt eines Landfriedensbündnisses dreier Innerschweizer Talschaften (Uri, Schwyz und Unterwalden), welches 1291 nach dem Tod König Rudolfs I. erstmals zutage getreten war. Diese sogenannten Waldstätte, die nach der Doppelwahl von 1314 zu einer ernstlichen Bedrohung der habsburgischen Herrschaft in den Stammlanden werden sollten, fügten dem