Cenodoxus. Jakob Bidermann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jakob Bidermann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783159616919
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starck ich bin vnd was ich kan:

      Ja auch die Tugenten so gar

      370Zu meinem Handel helffen zwar.

      Mit Tugenten wachs ich recht auff /

      Beyn Tugenden ich mich verkauff;

      Beyn Tugenden ich mich ernehr /

      Sie braitten mich auß weit vnd ferr.

      375Was man guts thut / ich selber lob /

      Ich rath darzu vnd halt darob /

      Ich vnderweiß / vnd treib auch an /

      Die Frombkeit ich zum höchsten spann;

      Wie nähner ichs doch führ hinan /

      380Dest weiter führ ich sie daruon.

      In dem ich lehre / recht zuleben /

      Lehr ich sie vnrecht thun darneben.

      In dem ich hab die Tugent lieb /

      Verhaß ich sie / weil ich sie veb;

      385Vnd maint sie bstehe gar wol vor Gott /

      Erwürg ich sie erst recht zu todt.

      [15]Auch gilt mir nit ein jeder gleich /

      Nimb mich nur an vmb Tugentreich.

      Die sich geduncken heilig seyn /

      390Die gehen mir offt vor andern ein.

      Auch wöhr ich jhnen nicht darneben

      Daß sie fromb vnd gottselig leben /

      Wann man nur also lebt hinan /

      Daß man noch vbel sterben kan.

      395Omn. Weit weit bist vber vns allsam

      Wann vnser tausent kämen zam.

      Hyp. Eben diß ist der rechte brauch /

      Den ich an jetzt für mich nimb auch.

      [24]Den Cenodoxum hab ich gfangen /

      400Der ist mir in mein Garn gangen.

      Den fang hab ich dem Wild gegeben

      Ich hab jhm griffen nach dem Leben.

      Omn. Was ist das für ein Wildpret frisch?

      Hyp. Man bringt es nit auff alle Tisch:

      405Es ist ein stattlichs Herrenbißl /

      Schickt sich trefflich auff vnser Schüßl.

      Diß Richtlein ist vns schon gewiß /

      Es ist der Doctor von Pariß /

      Der gwißlich nit hat seines gleich /

      410In disem gantzen Königreich.

      Pan. Was thut er dann? möchts auch wol hörn.

      Hyp. Alls was ich schaff das thut er gern.

      Er sucht er tracht / helt alle spech /

      Daß man jhn nur für gut ansech.

      415Pan. Will ers auch seyn. Hyp. Das acht er nicht /

      Wann er den Leuten ist im Gsicht /

      [16]Da ist er aller Tugent voll /

      Damit man jhn nur loben soll;

      Ist aber niemand da vmb jhn?

      420So ist auch alle Tugent hin.

      Schön simuliern / dissimuliern /

      Verdecken / bergen / vnd fingiern /

      Auff niembd nichts halten / nur auff sich /

      Wölln gsehen seyn von mennigklich /

      425Erschricken vnd erblaichen sehr /

      Wann man eim anderen gibt die Ehr.

      Das seinig loben / herfür schmucken /

      Was aber frembd ist / vntertrucken /

      Das seinig hoch ansehlich achten /

      430Das frembd verklienern vnd verachten /

      Nit leiden wöllen seines gleichen /

      [25]Wann jhm auch schon der nechst wolt weichen /

      Das kan er alls so maisterlich /

      Das er kund selber lehren mich.

      435Vnd das ja ist das allermaist /

      So gar an jhm selbst er nit waist /

      Wie jhn dermassen also sehr

      Hab gnommen ein die eytel Ehr.

      Pan. Gar recht: Bestättigt ist das Wild.

      440Hyp. Geht nur hin / wann mein fürtrag gilt.

      Omn. Wir gehn wohin es dir nur gfelt /

      Schick vns auß durch die gantze Welt.

      Hyp. Geht jetzt nur hin vnd seyd mit rhue /

      Biß ich euch wider rueff herzue.

      445Die letzten Fallstrick vnd das Endt /

      Mueß ich beraiten gschwind vnd bhendt /

      [17]Ohn allen zweifel ich jetzt will

      Ein schöns End machen disem Spil /

      Hinauß muß gehn nach meinem Sinn /

      450Jetzt setz ich dran; geht jhr nur hin.

      Die 3. Scena.

       Cenodoxus der Doctor.

       Philautia die aigen Lieb.

      Cenodoxus der Doctor berühmbt sich seiner schönen von Gott empfangnen Gaben / verachtet andere neben sich. Darzu blast jhm die aigne Lieb vil hoffärtige Gedancken ein.

      Doct. Offt mancher kan nit ruhen wol /

      Dieweil er ist der Sorgen voll.

      Ein anderer der kan nit schlaffen /

      [26]Weil jhm sein vnfall gibt zu schaffen /

      455Ich / hab kein Rhue vor lauter Glick /

      Das mir zustreicht so offt vnd dick.

      Ja mennigklichen halt darfür /

      All Gnad vnd Gab sey nur in mir.

      Daher man stets nach mir thut fragen /

      460Nur mich will man auff Händen tragen.

      Phil. Recht billich man dich also ehrt /

      Die Tugent ist diß alles werth.

      Doct. Wo ich nur geh / wendt mennigklich

      Die Augen allenthalb auff mich:

      465So wol das Alter als die Jugendt.

      Phil. Ja gwißlich auff dein hohe Tugendt.

      [18]Doct. Mit Fingern zaiget man auff mich /

      Vnd jederman verwundert sich.

      Ey / sagen sie / ist das der Mann /

      470Den die gantz Statt schier bettet an.

      Phil. Nit nur die Statt; die gantze Welt.

      Doct. Den man fürs Haupt der Glehrten helt.

      Phil. Man helts nit nur / man waiß es gwiß.

      Doct. Was sag ich noch? Auch vber diß

      475So sucht man bey mir hülff vnd rath /

      Ja mennigklich bawt auff mein Gnad.

      Phil. Du bist halt der fürtrefflich Mann /

      Der jederman wol helffen kan.

      Doct. All Heiligkeit die scheint