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Eric Cranford hetzte die beiden Schläger auf Lady Simpson und Kathy Porter.
Die Frauen kamen gerade aus einem Delikateßladen und gingen zum nahen Taxistand. Er hatte sie seit einer halben Stunde verfolgt und diese beiden Schlägertypen auf sie angesetzt. Sie zu engagieren war für ihn eine Kleinigkeit gewesen, er kannte sich in der Branche nur zu gut aus.
Die beiden jungen Männer hatten keine Ahnung, um was es ging, sie waren nur daran interessiert, sich ein ordentliches Taschengeld zu verdienen. Cranford hatte sie in einem Billardsaal entdeckt und sofort gewußt, daß sie mitmachen würden.
Er saß am Steuer eines gestohlenen Wagens und fuhr langsam an den Gehweg heran, ließ seine beiden Schläger und die Frauen nicht aus den Augen.
Es klappte wie am Schnürchen!
Die beiden Schläger verstanden ebenfalls ihr Handwerk. Sie fingen die Frauen ab und drängten sie an den herankommenden Wagen. Innerhalb weniger Sekunden befanden sich Kathy Porter und Lady Simpson im Fond des Autos.
Cranford kicherte vor Aufregung und Erleichterung.
Geschafft!
Sie befand sich wieder in seiner Gewalt, jetzt konnte er ihr eine ganz bestimmte Rechnung präsentieren! Er wollte sie schlagen und quälen, bis sie nur noch wimmerte …
„Sie sind dieser schreckliche Cranford, nicht wahr?“ erkundigte sich Lady Simpson, um dann einem der beiden Kerle nachdrücklich auf die Hand zu schlagen. „Nehmen Sie Ihre Finger weg, Sie Lümmel, oder wollen Sie sich ein paar Ohrfeigen einhandeln?“
Die beiden jungen Schläger waren recht beeindruckt und auch verwirrt. Solch eine Frau kannten sie noch nicht.
Sie bedrohten sie zwar mit Schimpfworten, nahmen aber von weiteren Rohheiten erst mal Abstand.
Kathy Porter verhielt sich ruhig.
Sie hatte diesen Überfall nicht nur erwartet, sondern ihn zusammen mit Lady Simpson geradezu provoziert. Sie hatte sich als Köder für Cranford angeboten. Und die empfindsame Künstlerseele war auf dieses Angebot prompt hereingefallen.
Ein wenig nervös war Kathy schon. Sie wußte, wie grausam und unberechenbar dieser Cranford war …
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Weit vor dem Papierladen des Harry Pool stieg der Butler aus seinem hochbeinigen Monstrum und ging zu Fuß weiter.
Er war hier aufgrund einer Spekulation.
Parker ging davon aus, daß der Landstreicher, der den Mini-Cooper von Kathy Porter gestohlen hatte, nicht seinen wirklichen Namen genannt hatte. Der Mann hatte aber unter Zeitnot gestanden, wahrscheinlich also einen Namen verwendet, der ihm geläufig war, eben den eines Harry Pool. Daraus ließ, sich weiter schließen, daß der Landstreicher mit der Wermutfahne in unmittelbarer Nähe dieses Pool wohnen und leben mußte.
Gewiß, nur eine Spekulation, aber sie bot sich zwingend an.
Parker suchte nach den verschwundenen Unterlagen Burt Listers.
Eine der wenigen Personen am Unfallort war der Landstreicher gewesen. Falls die Unterlagen nicht im Wagen verbrannt waren, mußte er sie besitzen. Mylady hatte den Wermutbruder ja leider etwas zu großzügig gehen lassen.
Parker erstand in dem kleinen Papierladen einen Schreibblock und einen Kugelschreiber. Er hatte auf den ersten Blick gesehen, daß der alte Mann nicht mit dem Wermutbruder identisch war.
Parker bezahlte mit einer ansehnlichen Banknote und schüttelte den Kopf, als der richtige Mr. Pool verzweifelt nach Wechselgeld suchte.
„Sie können das Geld behalten“, sagte der Butler höflich. „Dafür möchte ich eine spezielle Auskunft von Ihnen, Mr. Pool.“
„Und die wäre?“ Mr. Pool schaltete sofort auf größte Vorsicht um.
„Ich suche einen Mann, der sich dem Wermut verschrieben hat“, erläuterte Josuah Parker. „Ich darf Ihnen versichern, daß dieser Mann sich unter Umständen in höchster Lebensgefahr befindet, weiterhin möchte ich sagen, daß ich nicht von der Polizei bin und auch nicht die Absicht habe, den betreffenden Herrn mit ihr in Berührung zu bringen.“
Harry Pool sah den Butler lange und prüfend an.
Harry war ein Gauner mit sicherem Instinkt. Er nickte schließlich.
„Ich traue Ihnen“, sagte er.
„Ich kann sogar gewisse Referenzen aufweisen“, fügte der Butler noch hinzu. „Mr. Walter Berry war so freundlich, mich an Sie zu verweisen.“
„Der gute, alte Walter.“ Pool grinste. „Sie suchen wahrscheinlich Pete Malbert.“
„Er liebt den Wermut?“
„Er säuft ihn statt Wasser“, meinte Pool. „Ein armer Teufel Sir, und er kann nichts Schlimmes angestellt haben!“
„Bestimmt nicht“, antwortete Parker, „ich brauche nur eine Auskunft von ihm, damit er aus einer möglichen Schußlinie herausgehalten wird.“
„Gehn Sie mal rüber in den Hinterhof“, sagte Harry Pool. „Er lebt da neben der Kellertreppe in einem Verschlag, aber fallen Sie nicht um, wenn Sie reingehen, in ’ner Destille riecht’s dagegen noch harmlos.“
„Ich bin sicher, daß Sie Mr. Pete Malbert hiermit einen großen Gefallen erwiesen haben“, sagte Parker und lüftete höflich seine schwarze Melone.
Als er wenig später die Tür zu dem beschriebenen Kellerverschlag öffnete, prallte der Butler tatsächlich zurück. Wermutfahnen wehten ihm scharf entgegen.
Pete Malbert lag auf einem einfachen Feldbett und richtete sich mühevoll auf.
Parker erkannte auf den ersten Blick, daß er seinen Mann gefunden hatte. Dieser Pete Malbert war der Landstreicher, den er in Kathy Porters Mini-Cooper am Steuer entdeckt hatte!
Der Landstreicher sah den Butler aus glasigen Augen an, erkannte ihn wahrscheinlich nicht, brabbelte etwas, was nicht zu verstehen war, und wälzte sich dann auf die Seite. Vor seinem Feldbett standen Wermutflaschen, die teilweise bereits geleert waren.
Bevor der Butler sich die Mühe machte, Pete Malbert Fragen zu stellen, sah er sich in dem niedrigen Keller um. Er entdeckte neben einem einfachen Herd auf einer Art Wandtisch aus Brettern eine sehr teuer aussehende Kollegmappe, die lehmverschmiert aussah.
Parker öffnete den Reißverschluß und … fand das Material, nach dem so nachhaltig und teilweise grausam gesucht worden war. Es handelte sich um Konstruktionsunterlagen, die mit Fingerabdrücken aller Art übersät waren. Pete Malbert hatte diese Unterlagen wahrscheinlich durchsortiert und dann achtlos zurück in die Tasche gestopft. Den wahren Wert hatte er unmöglich erkennen können.
Die Lehmspuren deuteten darauf hin, daß der Wermutbruder die Tasche nach dem Unfall gefunden hatte. Und jetzt erinnerte der Butler sich daran, daß der Landstreicher nach seiner Flucht aus dem Mini-Cooper einen Arm sehr auffällig gegen den Leib gepreßt hatte. Damit hatte er die nicht sehr große Mappe an seinem Körper festgehalten.
Hatte es einen Sinn, sich noch mit ihm zu unterhalten?
Parker hinterließ dem Wermutbruder eine Banknote und ging. Auf der Straße wurde er von Harry Pool abgefangen, der ihn neugierig ansah.
„Er wird keinen Ärger mehr bekommen“, sagte Parker höflich und wies auf die kleine Kollegmappe in seiner Hand. „Er ahnte erfreulicherweise nicht, daß er mit Sprengstoff hantierte.“
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Sie hatten Kathy Porter am Pfeiler einer Tiefgarage festgezurrt und bauten sich jetzt neben Lady Simpson auf.
Eric Cranford riß Kathy die Bluse vom Körper, fetzte ihren BH herum und weidete sich am Anblick ihres nackten Rückens. Sein Atem ging schnell. Jetzt konnte er es ihr heimzahlen …
Agatha Simpson hielt ihre Lorgnette in der Hand und