Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740962425
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Flasche!« Die Unterlippe des Alkoholikers bebte. »Eine ganze Flasche?«

      Der Spieler nickte. »Ja!«

      Schweiß trat auf die Stirn des Trinkers. Immer noch zitterte seine Unterlippe. Aber dann begann sein Kopf langsam zu zittern. Immer stärker – und schüttelte schließlich wild hin und her.

      »Nein, ich weiß es nicht! Ich will nicht…,?ich will nicht sterben!«

      Der Georgier wandte sich angewidert ab.

      Es war dunkel geworden, als die beiden Dodger sich im Hof des Hotels wiedertrafen.

      »Nichts«, sagte der Marshal.

      »Auch nichts«, entgegnete Holliday.

      »Dann hat es wirklich keinen Zweck. Ich dachte es mir schon. Wir verlieren hier nur Zeit.«

      Der Gambler nickte. »Eben. Und da der Brandy auch nicht schmeckt, kann es wirklich nichts schaden, wenn wir weiterreiten.«

      Sie zahlten bei der übelriechenden Frau ihre Zeche und verließen die ungastliche Stätte.

      Der Negerjunge, der ihre Pferde versorgt hatte, erhielt ein Trinkgeld, und dann stiegen sie auf die Pferde und ritten durch die Gasse davon.

      Als die Stadt hinter ihnen lag, hielt der Missourier seinen Falbhengst an und drehte sich im Sattel um.

      Hinter ihnen schimmerte die Stadt mit ihren Lichtern. Es war ein friedliches Bild. Und nichts erinnerte daran, daß gestern um diese Stunde ein scheußlicher Mord in ihr verübt worden war.

      »Ich hatte mir vorgenommen, dieses Kaff nicht zu verlassen, bis ich Sunriser gestellt hatte«, sagte der Marshal leise vor sich hin.

      Auch Holliday hatte seinen Hengst angehalten und blickte auf die dunkle Silhouette der Stadt hinüber.

      »Ja, ich weiß«, entgegnete er, »aber wir müssen zum Roten See. Die warten nicht auf uns.«

      »Nein, das ist richtig. Aber ich komme zurück und werde mir diesen Mann greifen.«

      Es sprach für das Wesen dieses Mannes, daß er Kreaturen wie diesen Jerry Sunriser haßte und bis aufs Messer verfolgte.

      Es gab Tausende solcher Menschen, denen das Leben eines anderen nichts galt. Und wenn man sie nicht stellte und vor Gericht brachte, frönten sie ihrem Treiben weiter und löschten immer wieder andere Leben aus. Was hatte ihnen der blutjunge Indianer getan? Nichts. Er war nur an ihnen vorbeigekommen, nicht einmal oben auf dem Vorbau. Nein, unten auf der Straße war er gegangen. Dann hatten sie ihn in die Schenke geschleppt, um ihn dort fertigzumachen.

      Jerry Sunriser hatte ihn wie einen tollen Hund zusammengeschossen. Und kein Hahn in Mesha krähte danach.

      *

      Weiter ging der Ritt auf die Berge zu, die stumm und gewaltig ihre schwarzen Gipfel in den hellen Nachthimmel schoben.

      Sie ritten die ganze Nacht hindurch das immer stärker ansteigende Plateau hinauf, bis sie am Morgengrauen den harten, steil aus der Erde ansteigenden Fels vor sich sahen.

      »Jetzt eine Passage finden«, meinte der Marshal.

      Es war hier auf dieser Seite der Berge noch stockdunkel, und selbst als oben über den Graten der erste graue Silberstreif des neuen Tages kroch, blieb es unten vor den Felsbastionen noch dunkel.

      Längst waren sie von ihren Tieren gestiegen und trotteten über die Geröllhalden vorwärts, um einen Paßpfad zu suchen.

      Unerwartet schnell fanden sie einen Felseinschnitt, durch den sie sogar reiten konnten. In gewundener Linie zog der Weg bergan in die Felsen hinein, und als sie nach einer Stunde ein Podest erreicht hatten, brach plötzlich das Sonnenlicht grell vor ihnen auf und blendete sie mit seiner Leuchtkraft.

      Die beiden beschatteten die Augen mit ihren Händen und suchten einen Blick nach vorn zu werfen.

      Wyatt deutete auf eine kleine Senke in dem Felsmassiv und meinte:

      »Da drüben führt der Weg hinauf. Da kann man selbst mit Wagen fahren. Wir müssen sehen, daß wir hier durchkommen.«

      Sie stiegen wieder von den Pferden und zogen durch die Senke.

      Als sie den Weg endlich erreicht hatten, der drüben weiter hinaufführte, war es schon neun Uhr am Vormittag.

      Dieser Pfad hatte von weitem wegsam und fast bequem ausgesehen, erwies sich jetzt aber als steinig und sehr steil.

      Sie mußten von den Pferden steigen, und nachdem der Pfad die erste Biegung nach Süden gemacht hatte, fiel rechts von ihm der Fels lotrecht in die Tiefe.

      Sie kamen nur sehr, sehr langsam vorwärts.

      Gegen Mittag machten sie hinter einer kleinen Felsnase in einer Gesteinsnische Rast und verzehrten von dem mitgebrachten Proviant.

      »Eine scheußliche Sache«, meinte der Spieler, »einen Pfad hinaufzutrotten, den man nicht einmal vom Hörensagen kennt.«

      Der Missourier blickte über die Schlucht vorwärts auf den Grat, der vor ihnen lag.

      »So sehr weit kann es bis zum Gipfel gar nicht einmal sein, denn der Gebirgsstrich ist verhältnismäßig schmal. Allerdings sind wir auch nicht sehr schnell vorwärtsgekommen.«

      Sie setzten ihren Marsch zum Paß vorwärts.

      Aber der Pfad zeigte nach jeder Windung, und es war schon später Nachmittag, als sie plötzlich die Paßhöhe erreicht hatten und einen weiten Blick nach Osten über die Berge und bis in das ferne Land hinein tun konnten.

      Viel zu früh sank die Sonne für sie und warf ein rotgoldenes Licht über die Felsen, die hier ohnehin einen rötlichen Farbton hatten.

      Sie hatten den Paß schon seit einer Stunde hinter sich, als der Weg plötzlich eine brückenähnliche Form annahm. Links fiel der Fels steil ab in die Tiefe und rechts war das gleiche Bild. Und diese Brücke hatte kein Geländer.

      Doc Holliday ritt hinter dem Marshal.

      Wyatt Earp hatte den Blick geradeaus gerichtet, nicht, weil er etwa den Blick in die Tiefe fürchtete, sondern, weil er nach dem Fortgang des Weges suchte.

      Da hörte er plötzlich hinter sich den Doc einen leisen Ausruf ausstoßen.

      Vorsichtig hielt er seinen Rappen an und wandte sich im Sattel um.

      Auch der Georgier hatte sein Pferd angehalten und deutete mit der Linken nach Süden in die Tiefe der Felsschlucht.

      Da sahen sie in der Ferne ein kreisrundes Loch in dem Felsen, auf dessen Sohle das Wasser eines Sees schimmerte. Die Abendsonne und auch die roten Felsen ringsum ließen das Wasser tatsächlich rot wirken.

      »Der Rote See!« Wyatt Earp glitt aus dem Sattel, zog sein Nelsonrohr (ein ausziehbares Fernglas) aus der Satteltasche und richtete es auf den See.

      Aber da er nur dessen südliche Hälfte sehen konnte, schob er es bald wieder in die Tasche zurück.

      »Wenig zu erkennen«, erklärte er. »Die Ufer fallen im Süden und auch im Südwesten aus Hunderten von Yards steil in das Wasser.«

      »Aber Sie sind sicher, daß es der Rote See ist?«

      »Ich nehme es doch an. Hier ist weit und breit kein anderes Gewässer zu sehen.«

      »Und wie kommen wir da hin? Wir sind offensichtlich auf dem falschen Kurs.«

      »Das glaube ich nicht einmal, denn es führte ja unten von der Ebene aus nirgends ein anderer Paßweg in die Höhe. Wir müssen hier über diese scheußliche Brücke und dann südwärts reiten. Es wird schon einen Weg dorthin geben.«

      Als sie die Passage in schwindelnder Höhe über die Gratbrücke endlich hinter sich hatten, sahen sie, daß der Weg tatsächlich von hier an nach Süden durch die Berge führte.

      Schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit gab ihnen das Felsmassiv wieder einen Blick auf den See frei.

      Sie