APEX. Ramez Naam. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ramez Naam
Издательство: Bookwire
Серия: Nexus
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958352988
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zu unterstützen.«

      Stockton spulte vor. Seine Augen bewegten sich, dann pausierte er das Video, um es daraufhin wieder weiterlaufen zu lassen.

      Seine Lippen bebten, er schüttelte den Kopf, während er es wiederholt abspielte. Schließlich sah er auf. »Es muss ein Fake sein. Das sind nicht wir. Wir tun so etwas nicht.«

      Pryce sagte nichts dazu.

      Stockton runzelte die Stirn.

      »Chase«, sagte er, wobei sein Blick immer noch auf Pryce gerichtet war.

      »Sie können gehen.«

      »Mr. Präsident …«, fing sein Pressesprecher an zu protestieren.

      »Ich werde Sie zu einem späteren Zeitpunkt brauchen«, sagte Stockton, etwas sanfter. »Geben Sie mir hier nur eine Minute mit Carolyn.«

      Chase schluckte und nickte. »Ja, Sir.«

      Pryce wartete, als Greg Chase die gesicherte Suite verlassen hatte, still und in sich ruhend.

      Stille war eine Waffe. Selbstbeherrschung ein Werkzeug.

      Die Tür schnappte zu.

      »Sie wissen etwas«, sagte der Präsident.

      Sie schüttelte ihren Kopf. »Nein.«

      »Dann haben Sie einen Verdacht«, sagte er.

      Pryce hielt seinem Blick stand. Mächtige Männer gaben klein bei unter ihrem starren Blick. Das hatte ihr Stockton einst gesagt. Er hatte ihr eine Liste an Generälen, Senatoren, Geheimdienstdirektoren und ausländischen Staatsoberhäuptern heruntergebetet, von denen er behauptete, sie könnten ihrem Blick nicht standhalten.

      Nun sah er sie erwartungsvoll an.

      Pryce begann zu sprechen. »Die Sache ist nur, dass es nicht unmöglich ist, Herr Präsident.«

      »Wir tun solche Dinge nicht, Carolyn«, wiederholte er.

      »Es gibt Präzedenzfälle«, erklärte sie ihm. »Wir haben früher schon falsche Flaggen eingesetzt. Und wir hatten Rückschläge.«

      »Ich bin der Präsident«, erwiderte Stockton. »Ich würde davon wissen. Sie würden davon wissen.«

      Pryce presste ihre Lippen fest aufeinander. »1962 bewilligten die Vereinigten Generalstabschefs die Operation Northwoods. Der Plan sah eine Inszenierung von terroristischen Anschlägen auf US-amerikanischem Boden vor. Mindestens ein US-Passagierflugzeug sollte gekapert, vermutlich ein weiteres abgeschossen und für all das kubanische Spione verantwortlich gemacht werden, um eine Invasion auf Kuba zu rechtfertigen. Jeder einzelne Generalstabschef war darin involviert. Der einzige Grund dafür, dass dies nicht in die Tat umgesetzt wurde, ist, dass Kennedy sein Veto eingelegt hatte.«

      Sie legte eine Pause ein. »Vielleicht bin ich nicht die Einzige, die mit dieser Geschichte vertraut ist. Vielleicht wollte jemand dieses Veto nicht.« Stockton starrte sie an. Er schüttelte seinen Kopf. Dann drückte er einen Knopf auf dem Sicherheitstelefon vor ihm.

      »Ja, Mr. Präsident?«, antwortete seine Sekretärin sofort.

      »Bringen Sie mir Barnes ans Telefon«, sagte Stockton.

      Nicht einmal eine Minute später sagte Stocktons Sekretärin: »Ich habe den amtierenden Direktor Barnes am Apparat, Mr. Präsident.«

      »Barnes«, sagte Stockton.

      Pryce beobachtete und lauschte.

      »Mr. Präsident«, antwortete Barnes’ Stimme.

      Wenn es jemanden gab, dem Pryce mehr als sich selbst zutraute, Stille als eine Waffe einzusetzen, dann war es Maximilian Barnes. Doch in diesem Moment klang die normalerweise vollkommen besonnene Stimme des Mannes heiser und voller Emotionen.

      War das echt? Oder war es gespielt?

      »Ich habe gerade das Video gesehen«, sagte er. »Ich bin unschuldig, Sir. Und ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung. Wenn Sie meinen Rücktritt verlangen, füge ich mich vollständig.«

      »Barnes«, antwortete ihm der Präsident. »Wo befinden Sie sich gerade?«

      »Ich bin auf meiner Familienranch, Sir Ich kam hier raus, als die Evakuierung für Zoe auferlegt wurde.«

      Seine Ranch ist in Pennsylvania, erinnerte sich Pryce.

      »Wo waren Sie letzte Nacht, Barnes?«

      Barnes antwortete ihm augenblicklich. »Hier, Mr. Präsident. Die Überwachungsaufzeichnungen des Hauses werden das beweisen. Genauso mein Telefon und mein Wagen.«

      »Haben Sie Zeugen?«, fragte Stockton.

      »Nur ich bin hier«, sagte Barnes. »Ich arbeite bis spät in den Abend hinein. Alleine. Obwohl Dr. Holtzman das wahrscheinlich zu seinem eigenen Wohl bezeugen dürfte.«

      »Holtzman ist tot, Barnes.«

      »Tot?« Barnes Stimme wurde tiefer. »Wie? Wann?«

      Stockton schaute zu Pryce hinauf. Sie schüttelte ihren Kopf.

      »Was können Sie mir über die PLF erzählen, Barnes?«

      Barnes hielt für einen Augenblick inne. »Sie meinen, ob wir sie erfunden haben? Gott, ich hoffe nicht. Wenn wir das tatsächlich getan haben, dann weiß ich nichts davon. Aber was ich mich gefragt habe, Mr. Präsident, ist: Wer hätte den größten Vorteil daraus, eine solche Idee zu verbreiten? Ich sage, es wäre die PLF selbst. Um Chaos auszulösen. Um es ihren Feinden in die Schuhe zu schieben. Um einen Waschlappen wie Stan Kim ins Amt zu rufen. Um den Chandler-Act zu stürzen. Um sich aus dem Kopenhagener Abkommen rauszuziehen, Sir. Sie hätten es nicht besser timen können.«

      Sie sah den Präsidenten seine Augen schließen. Sah Emotionen in ihnen herumschwirren. Was dachte er wohl gerade? Wusste er um Barnes‘ Ruf als Mittelsmann? Wusste er um die Gerüchte über ihn? War er überhaupt misstrauisch geworden, als Warren Becker so plötzlich und so passend verstorben war?

      Warum habe ich mich nicht näher damit befasst?, fragte sich Pryce selbst. Warum habe ich die natürliche Todesursache einfach so akzeptiert?

      »Barnes«, sagte Stockton, »Ich glaube Ihnen. Wir tun so etwas nicht.« Er atmete tief durch. »Aber Sie müssen genau da bleiben, wo Sie jetzt sind. Verlassen Sie nicht ihr Haus. Die ganze Sache wird … kompliziert. Ich werde Ihnen den Geheimdienst vorbeischicken.«

      Barnes blieb total gelassen. »Ich verstehe, Sir. Es wird natürlich eine Ermittlung geben müssen. Und die Wahlen. Sagen Sie mir nur, was Sie von mir brauchen.« Pryce beobachtete, wie der Präsident nickte.

      »Max, Sie sind ein guter Mann. Halten Sie die Füße still. Sprechen Sie mit niemandem, der nicht von mir geschickt wurde. Ich melde mich bald wieder.«

      »Ja, Sir.«

      Stockton beendete den Anruf und sah auf. Seine Augen trafen die von Pryce.

      Der Präsident sah auf seinen Schreibtisch, trommelte mit seinen Fingern darauf herum und sah wieder zu Pryce. »Ich brauche etwas von Ihnen«, sagte er zu ihr.

      »Ich bin nicht die richtige Person dafür, Mr. Präsident«, antwortete sie.

      Stockton ließ seinen Kiefer knacken. »Wie lange kennen wir uns nun schon, Carolyn? Sie haben gesehen, wie Greg reagiert hat. Er will einfach nur, dass die Sache schnell vorübergeht. Sie kümmern sich darum. Sie sind argwöhnisch. Sie glauben, es ist möglich

      Pryce verschränkte ihre langen, dunklen Finger und schaute ihm in die Augen. »Mr. Präsident, ich bin Ihre Nationale Sicherheitsberaterin. Ausländische Sicherheitsgefährdungen sind mein Aufgabengebiet. Das ist es nicht. Das sollte jemand vom FBI übernehmen. Oder die Justiz. Der Justizminister vielleicht. Oder ein unabhängiger Ermittler, den das Justizministerium ernennt.«

      »Carolyn, Sie sind die Einzige, der ich vertraue. Und das ist das Einzige, was hier zählt.«

      »Sie sagten zu Barnes, Sie