Wyatt Earp Staffel 9 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740951474
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hätte das nie für möglich gehalten.

      Aber der bedenkenlose Schuß aus der Schenke auf den Georgier sprach seine eigene Sprache.

      Und dann flog auch schon die Schenkentür auf.

      Glas splitterte, Scherben klirrten auf die Vorbaubohlen.

      Ein Mann flog wie eine Pantherkatze in weitem Satz heraus und landete direkt hinter der Treppe.

      Ein zweiter folgte ihm.

      »Boß!« brüllte er. »Was war denn los?«

      »Doc Holliday ist hier!«

      Ja, das war seine Stimme!

      Wyatt sprang über die Deichsel des hinteren Planwagens und stieg auf den Vorbau.

      Es war sinnlos, sich an die Hauswand zu drücken. Zu sehr erleuchteten die Windlichter noch den Vorbau.

      Und dann johlte auch schon die Stimme des Bandenführers über die Straße:

      »Wyatt Earp! Da steht er! Drauf!«

      Zwei, drei Geschosse harkten in das Fenstersims des Spielcasinos.

      Der Marshal hatte sich in einem blitzschnellen Fallwurf hinter die zweite Regentonne geworfen, die etwa zehn Yard hinter Doc Holliday am Vorbaurand stand.

      »Der Marshal!« schrie Lopez mehreren Männern zu, die jetzt auch aus der Kneipe stürzten. »Deckung! Deckung, Gib, But, Ference! In Deckung! Wyatt Earp und Doc Holliday sind hier!«

      Für den Bruchteil eines Herzschlages standen die Gestalten, die man nur in den Silhouetten sehen konnte, wie aus Stein gehauen da, dann huschten sie wie die Ratten auseinander und waren nicht mehr zu sehen. Der Georgier stieß eine klirrende Lache aus.

      Lopez stieß seine Linke hinter der zweiten Treppenstufe hervor und feuerte einen Schuß ab.

      Da nahm Holliday seinen Revolver, stülpte seinen Hut auf den Lauf und hob ihn ab.

      Mit einem heiseren Schrei fuhr Lopez hoch, der nichts anderes glaubte, als daß er jetzt von dem Gambler offen angegriffen werden sollte, und stieß den Revolver wieder vor.

      Yardshoch zuckte das Mündungsfeuer.

      Dann federte der Gambler hoch und blieb mit hinunterhängenden Armen aufrecht stehen.

      Lopez, nur etwa sieben Yard entfernt, starrte ihn entgeistert an.

      »Ha! Daß sich keiner rührt, Amigos! Den Hasen fege ich aus den Stiefeln!«

      »Großmaul!« kam es eisig von den Lippen des Spielers.

      Lopez hatte den schweren Messelin-Revolver wie einen Stock nach vorn gestoßen und knackend den Hahn gespannt.

      »Du kommst mir wie gerufen, Holliday! Stirb, Hund!«

      Er zog den Stecher durch.

      Klick!

      Der Hammer war auf die Walze geschlagen.

      Noch einmal zog der Bandit den Abzug durch.

      Klick! Und wieder Klick! Lopez hatte sich verschossen.

      Holliday nickte. »So sieht das aus, Lopez.«

      Und dann warf er sich wieder hinter seine Tonne.

      Sieben Kugeln bohrten sich in den schuldlosen Vorbaupfeiler, vor dem der Gamler gerade noch gestanden hatte.

      Lopez wurde von einem seiner Kumpane niedergerissen.

      »Er hat dich reingelegt, Boß!«

      »Halt’s Maul, Gib!«

      »Der käsige Gib Magham ist also auch dabei«, kam Hollidays Stimme über den Vorbau.

      »Und But Käler, der Zwerg mit dem Schuppenkopf und den Ziegen-augen und Ference Rattinen, der Schlaks aus Fort Worth! All right, Lopez, du hast die Sammlung also komplett bei dir.«

      »Du freust dich zu früh, Doc!« schrie der Desperado. »Wir machen diesmal Sülze aus euch!«

      Drüben, kaum zwanzig Schritte entfernt, stand zwischen den Cowboypferden ein Mann. Wie angenagelt stand er da und lauschte auf das, was sich da drüben an der Ecke vor der Spielhölle tat.

      Als der Schuß gefallen war, hatte er aufgehorcht, und als dann der Name des Georgiers gefallen war, zuckte er zusammen.

      Gleich darauf dröhnte der Name Wyatt Earp an sein Ohr.

      Wyatt Earp! Der Marshal von Dodge! Er war hier in Imperial!

      Ein Würgen packte seine Kehle. Stechende Schmerzen brannten in seinem Schädel. Die Beine schienen ihm plötzlich wie abgestorben zu sein.

      Er war nicht mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Wirr wie Indianerpfeile schossen sie durch sein gequältes Hirn.

      Wyatt Earp!

      Doc Holliday!

      Sie waren hier!

      Waren sie zufällig hier?

      Ausgeschlossen. Wie sollten sie zufällig hierherkommen, da unten in Dodge City der Junge erschossen worden war…

      Aber wie konnten sie schon hier sein?

      Auch das war ausgeschlossen. Unmöglich!

      Er schluckte schwer und rang dann nach Atem wie ein Fisch, der aufs Trockene geschwemmt worden ist.

      Wyatt Earp!

      Welche fürchterliche Gewißheit! Da drüben auf dem Vorbau stand der Marshal, den er wie die Pest, ja, wie den Teufel zu fürchten hatte.

      Oh, er war noch nicht fünfzehn Meilen von der Stätte entfernt gewesen, an der er gemordet und gestohlen hatte, als es ihm plötzlich siedend einfiel: Wyatt Earps Stadt! Ich war in seiner Stadt und habe ein Pferd gestohlen und…

      Immer und immer wieder hatte sich dieser Gedanke wie durch eine steinerne Wand in seinem Hirn Bahn gebrochen, hatte sich zu den beiden anderen Gedanken gesellt, die ihm den toten Jungen in sein Bewußtsein meißelten und das gestohlene Pferd…

      Dann, als er den großen Sumpf hinter sich hatte, waren die Gedanken stiller geworden, schwächer, und schließlich waren sie fast verstummt. Verstummt unter dem brennenden Durst und der Erschöpfung, dem Hunger und der Nachtkälte, die ihn plötzlich, nachdem die Hitze des Rittes von ihm gefallen war, angesprungen hatte.

      Und nun sollte er da drüben auf dem Vorbau stehen, kaum einen Steinwurf weit!

      Eine volle Minute verstrich, ehe es dem Mörder gelang, den lähmenden Bann von sich abzuschütteln.

      »Weg!« keuchte er tonlos. »Ich muß weg hier! Schnell! Sofort!«

      Er zerrte das Pferd vom Zügelholm, brachte es nahe an den anderen Tieren vorbei auf die Straße, hielt sich geduckt… und zuckte zusammen.

      »He, du Skunk! Willst du etwa verduften?«

      Es war die Stimme des feisten Kuhtreibers, der ihm den Dollar für vier Stunden Wache gegeben hatte.

      Tancreds Kopf war herumgeflogen. Aus weit offenen Augen blickte er zu dem Cowboy hinüber.

      Wieder jagten die Gedanken durcheinander in seinem Schädel, brachten ihm aber keine rettende Idee.

      Sollte er versuchen, den Mann zu beschwichtigen? Ich gehe nur mal eben…

      Oder… konnte er nicht sagen, daß er Hunger hatte?

      Und daß der Junge ihn um den Dollar betrogen hatte?

      Unsinn, alles Unsinn.

      Der dicke Kerl da oben, dessen Kinn von dem eben hinuntergeschüttelten Whisky noch benetzt war, würde kein Wort glauben.

      »Dreckiger Strolch! Tramp! Wolltest uns wohl begaunern, was? Das werden wir dir geben, Boy! Vorw…«

      Rasender Zorn hatte Tancred erfaßt.

      Drüben