Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953843
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sein Recht, jeden x-beliebigen Menschen zu seiner Unterstützung aufzufordern.«

      »So könnte ihn also auch niemand hindern, etwa Doc Holliday als seinen Helfer auftreten zu lassen?« wollte Ike wissen.

      Die Frage war an Frank McLowery gerichtet, der sich offenbar in diesen Dingen am besten auskannte.

      »Ganz recht, Ike. Virgil ist Federal Deputy Marshal und kann seine beiden Brüder und genauso Doc Holliday als seine Helfer bestellen. Dagegen ist nichts zu machen.«

      Ike Clanton stützte sein kantiges Kinn in seine prankenartigen Hände. »Hm, wie sieht es dann mit Jonny Behan aus?« fragte er lauernd.

      In Frank McLowerys Gesicht stand wieder sein diabolisches Lachen.

      »Diesen Gedanken hatte ich längst schon, Ike, aber leider steht es mit Behan nicht genauso. Er ist kein Bundesmarshal, sondern nur ein kleiner Stadtsheriff. Eigentlich nicht einmal das, denn Shibel hat ihn schließlich nur zum Hilfssheriff von Tombstone bestellt. Wenn er Leute einstellen will, braucht er erstens Shibells Zustimmung und zweitens die des Bürgerrates.

      In der Runde herrschte Schweigen.

      Da erhob sich Ike Clanton geräuschvoll und schob den Stuhl mit dem Fuß zurück.

      »Also ist mit dem verdammten Gesetz nichts zu machen.«

      Frank senkte den Kopf. »Nein, für uns nicht, Ike.«

      »Well«, sagte der Bandenchief gepreßt, »es kommt also auf das heraus, was ich immer gesagt habe: der Kampf, der offene Kampf gegen die Earps. Wenn wir diese Bande mit dem Stern aus Tomb-

      stone vertreiben wollen, müssen wir ganz einfach kämpfen. Wir müssen den Revolver dazu benutzen. Das ist unsere einzige Chance.«

      Es wurde an die Tür geklopft, und auf Ikes Herein schob sich in die Tür eine massige untersetzte Gestalt, die durch die fast bis zu den Knien herunterhängenden Hände etwas Affenartiges an sich hatte.

      Das schreiend rote Hemd stand über der Brust offen. Der Mann trug einen Melbaschlapphut, einen ungepflegten Schnauzbart, enge Lewishosen und über beiden Oberschenkeln je einen 45er Revolver. Es war der Bandit Curly William Brosius, der unter dem Namen Curly Bill eine düstere Popularität im County genoß.

      »Es ist gut, daß du kommst«, sagte Ike. »Eigentlich müßte Pete Spence und Henniger auch kommen. Ich habe sie benachrichtigen lassen.«

      Der Affenmensch stellte sich breitbeinig vor die Tür, schob sich den Hut aus der Stirn und hakte die Daumen hinter den Waffengurt.

      »Wyatt Earp ist in der Stadt«, sagte er mit kehliger Stimme.

      »Was du nicht sagst?« höhnte Frank McLowery.

      »Er hatte eine Schießerei auf der Allenstreet mit einem fremden Burschen.«

      »Thorpe«, entfuhr es McLowery. »Verdammt, dieser Idiot. Habe ich ihm nicht gesagt, daß er verschwinden soll?«

      »Ist das der Bursche, der die Bank überfallen hat?« wollte Ike wissen.

      »Ja.«

      Ike zündete sich eine Virginia an.

      »Stilwell«, gebot er dem Messerwerfer. »Du hast ja ohnehin noch eine Nuß mit ihm zu knacken. Du sorgst mir dafür, daß der Junge ausgelöscht wird.«

      »Vielleicht können wir ihn brauchen«, meinte Tom McLowery.

      »Wir können ihn nicht brauchen«, meinte sein Bruder kühl.

      »Verschwinde, Stilwell, und du, Clayborne, gibst ihm Rückendeckung.«

      Der alte Heckenschütze Billy Clayborne nickte, erhob sich und stakste zur Tür.

      Da fing ihn Ike Clanton ab.

      »Und vergiß nicht, Bill, dein spezieller Freund Wyatt Earp ist in der Stadt. Wenn du wieder mit ihm zusammengerätst, wird er kaum noch ein Pardon kennen.«

      Clayborne spie einen Priem aus, nickte gleichmütig und ging hinaus.

      Frank Stilwell blieb neben Ike stehen.

      »Was ist mit Behan? Gehört der zu uns oder nicht?«

      »Behan?« kam es verächtlich von den Lippen des Bandenführers. »Ich weiß gar nicht, ob ich stolz darauf wäre, wenn dieser Laffe zu uns gehörte.«

      »Dazu besteht auch sicherlich nicht der geringste Grund«, setzte der ältere McLowery hinzu. »Aber trotzdem werden wir den Laffen brauchen. Schon um in der Stadt nicht völlig auf der verkehrten Seite zu stehen.

      Die Earps tragen den Stern. Und dahinter können sie sich verschanzen. Sie – und der schnelle Holliday. Und wir? Wyatt hat weiß Gott intensiv dafür gesorgt, daß jeder über uns Bescheid weiß. Die Sache wird entschieden undurchsichtiger, wenn auch wir einen Mann mit einem Stern bei uns haben.«

      »Einen Mann mit dem Stern«, spöttelte der kleine Clanton. »Ihr müßt alle miteinander verrückt sein, wenn ihr glaubt, daß irgend jemand Jonny Behan ernst nehmen wird. Wenn Wyatt Earp will, braucht er ihn nur einmal laut anzusprechen, und der Sheriff würde die nächste Postkutsche nehmen.«

      »Das wäre vielleicht auch das beste für ihn«, meinte Frank. »Für ihn, aber nicht für uns. Wir brauchen Jonny Behan. Auch wenn er nicht gutwillig auf unserer Seite stehen will, brauchen wir ihn trotzdem.«

      »Er wird schon auf eurer Seite stehen«, meinte Billy. »Er hat ja Angst vor dir, Frank, und vor allem vor Ike. Mit so einer Pappfigur könnt ihr doch machen, was ihr wollt.«

      Während oben in dem Hinterhof Ike Clanton und seine engsten Freunde berieten, wie sie die lästigen Earps ausschalten könnten, ging der Mann, um den sich die Banditen den Kopf zerbrachen, gerade vom Vorbau des San Jose Houses in Richtung auf das Stage Theater zu.

      Plötzlich blieb Wyatt stehen. Er hatte gegen die weiße hervortretende Wand des Theaters die Silhouette eines Mannes gesehen.

      Indian Charly!

      Wyatt ging langsam weiter. Er hielt sich vornübergebeugt und ging mit schleppendem Schritt wie ein bedeutend älterer Mensch.

      Der Mestize ließ sich auch prompt täuschen.

      Wyatt war schon fast an ihn herangekommen, als der Indianer plötzlich zusammenzuckte. Es war wohl mehr sein Instinkt, der ihn hatte ahnen lassen, wer da herankam.

      »Der Marshal«, entfuhr es ihm.

      »Hallo, Charly. Wie geht’s?«

      Der Mestize schluckte. »Thanks, Mr. Earp. Ich warte hier auf den Sheriff.«

      »Aha.«

      Er hat einen Auftrag für mich.«

      »Aha. Hoffentlich lohnt es sich zu warten.«

      Zum Schrecken des Halbbluts wandte sich der Missourier in den Hof.

      Indian Charly sah die mächtigen Schultern des Marshals, die in einem weißen Hemd steckten und aus der kurzen schwarzen Weste hervorsahen. Da fuhr seine Hand zum Messer.

      Wie ein Phantom wirbelte der Mann aus Missouri herum, und ein linker Backhander detonierte am Jochbein des heimtückischen Mestizen.

      Wyatt nahm den federleichten Mann auf die Arme und trug ihn in den Hof. Er stieß die Tür auf und ging die Treppe hinauf.

      Ike Clantons dröhnende Stimme erfüllte den ganzen Hausflur.

      Dann klopfte der Marshal oben an, stieß gleich die Tür auf, trat ein und warf den betäubten Wächter dem Bandenführer vor die Füße.

      »Hallo, Gents«, grüßte er. »Ich weiß, daß ich zu dieser Party nicht geladen bin, aber unten am Tor stand ein Bursche, der mit dem Messer spielte. Ike, wenn du keine besseren Wächter hast, ist das ein ziemlich trübes Spiel, das du hier mit uns spielst.«

      Donnernd fiel die Tür hinter dem Missourier zu.

      Die Banditen verharrten wie erstarrt auf ihren Plätzen.