Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953843
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      Jim Thorpe glaubte sich verteidigen zu müssen. »Ich verstehe Sie nicht, Mr. McLowery«, knurrte er. »Wenn ich nicht ausgerechnet Wyatt Earp in die Hände gefallen wäre, hätte die Sache mit dem Geld niemand entdeckt.«

      Die Satteltaschen mit den Dollars entglitten den Händen des Banditen. Er legte den Kopf auf die Seite und fragte lauernd:

      »Wyatt Earp? Soll das etwa ein Trick sein, Junge?«

      Jonny Behan hielt es für richtig, einzuwerfen: »Nein, Frank, es stimmt. Wyatt ist in der Stadt.«

      Er hatte etwas Schlangenhaftes an sich, dieser Frank McLowery, etwas Ruckhaftes, Zuckendes. So bewegte sich auch jetzt sein Kopf rasch zur Seite.

      »Was sagen Sie da, Jonny? Wyatt Earp ist in der Stadt?«

      »Yeah, er kam plötzlich nach einer Schießerei herein und brachte Jim Thorpe hierher.«

      »Aha.« McLowery ließ seine Zigarette fallen und zertrat sie mit seiner Stiefelspitze.

      »War – Ike hier?«

      »Ja.«

      »Weiß er, daß Wyatt in der Stadt ist?«

      Jonny Behan nickte. Ein unbehagliches Gefühl kroch in ihm hoch. Damned, wenn sich da nicht wieder etwas anbahnte. Sie waren ja schon mehrmals aufeinandergestoßen, die Männer um Ike Clanton gegen die Earps.

      Jonny Behan bückte sich und hob die Satteltaschen auf. Langsam ging er zur Tür.

      »Wo wollen Sie denn hin?« Näselnd folgte ihm die Stimme des Desperados.

      »Ich werde das Geld zur Bank zurückbringen.«

      *

      Wyatt Earp hatte sich bei Nellie Cashman ein Zimmer gemietet. Es war schon gegen halb elf in der Nacht, als plötzlich an die Tür des Marshals geklopft wurde. Wyatt hatte am Tisch gesessen und seine beiden Revolver gereinigt.

      »Wer ist da?« fragte er.

      »Ich bin es«, hörte er die Stimme Nellie Cashmans.

      Er ging an die Tür und öffnete. Draußen stand die große schlanke Frau und sah ihn aus ihren immer etwas traurigen Augen an.

      »Mr. Behan ist vorn und fragt, ob er Sie sprechen kann. – Und hier ist eine Depesche für Sie gekommen.«

      Wyatt bedankte sich und öffnete die Eilnachricht sofort.

      Wenn Sie mich brauchen, ich bin in Santa Fé.

      Holliday

      Ein stilles Lächeln stand in den Augen des Marshals, als er das Telegramm in die Tasche schob und in die Rezeption ging.

      Der Sheriff stand vorn neben der Tür und blickte Wyatt finster entgegen. Er hatte den Hut in der Hand und kam jetzt auf ihn zu.

      »Mr. Earp – ich weiß nicht, ob es Sie interessiert, aber Thorpe ist verschwunden.«

      »Aha.«

      Behan wunderte sich, wie gleichgültig der Marshal es aufnahm.

      »Ja – ich war weg. Ich hatte nämlich das Geld zur Bank gebracht. Thorpe war ein Dieb.«

      »Ich weiß.«

      »Was…?« stammelte Behan verblüfft.

      »Er hat die Bank überfallen, und das Geld steckte in den Satteltaschen, die bei Ihnen im Office vorhin auf dem Boden lagen.«

      Der Schweiß brach dem Sheriff aus allen Poren. Hell and devils, da hatte er also alles gewußt, der höllische Earp! Und er hatte kein Wort verlauten lassen.

      Wie nun, wenn er, Behan, das Geld nicht zur Bank zurückgebracht hätte? By Gosh, er war heilfroh, daß er es doch getan hatte.

      »Er ist also verschwunden?« Wyatt zündete sich eine seiner großen schwarzen Zigarren an und verschränkte dann die Arme vor der Brust.

      Wie ein Schuljunge stand Jonny Behan vor ihm.

      »Sonst noch irgend etwas?«

      Der Sheriff schüttelte den Kopf, warf einen unsicheren Blick zu Nellie Cashman hinüber, die an dem Rezeptionstisch stand. Dann murmelte er etwas, das man bei allerbestem Willen vielleicht als »Goodnight« deuten konnte, und verließ das Boardinghouse.

      Miß Cashman trat an den Missourier heran.

      »Ich möchte Ihnen etwas sagen, Mr. Earp.«

      »Ja…?«

      »Ike Clanton ist in der Stadt.«

      »Ich weiß.«

      Sie sah ihn verdutzt aus ihren großen Augen an und lächelte dann ein wenig. »Sie scheinen immer alles zu wissen.«

      »Leider nicht, Miß Cashman.«

      »Wußten Sie denn, daß auch Frank McLowery in Tombstone ist?«

      »Ich wußte es nicht, aber ich kann es mir denken. Ike war bei Behan im Office. Es war ein Kontrollbesuch. Behan steht unter dem Einfluß der Clantons. Und wenn Ike in der Stadt ist, werden auch die anderen nicht weit sein.«

      Die Frau druckste herum, und endlich kam sie damit heraus: »Immer, wenn sie in der Stadt sind, geschieht irgend etwas. Die Leute haben Angst.«

      »Den Eindruck habe ich allerdings nicht. Ich glaube im Gegenteil, daß die Clantons, einmal ganz abgesehen von ihren vielen Verwandten, auch zahlreiche Freunde in der Stadt haben.«

      »Das scheint nur so, Mr. Earp. Die Leute haben trotzdem Angst. Ich weiß es.«

      Wyatt, der die Frau noch um Haupteslänge überragte, neigte seinen Kopf ein wenig und sagte leise: »Die Leute sind feige, Miß Cashman. Sie schlagen sich immer auf die Seite dessen, bei dem sie die größere Kraft vermuten.

      Es wird der Tag kommen, wo Tomb-

      stone zeigen muß, was es eigentlich will. Will es unter dem Gesetz leben, will es in die Zukunft blicken, die ganz sicher nicht mehr den Clantons gehören wird – oder will es sich weiter von einer Bande halbwilder Burschen knechten lassen, die sich aus Viehdieben, Posträubern, Mördern und Gesindel aller Art zusammensetzt?«

      »Weshalb unternimmt denn der Staat nichts gegen dieses Unwesen?« wollte die Frau wissen.

      »Dieser Staat ist noch zu jung und zu kraftlos, Miß Nellie. Aber eines Tages wird er groß und stark sein und mit diesem Gesindel aufräumen. Leider vergeht bis dahin noch viel Zeit. Und deshalb muß vorher etwas geschehen.«

      Die Frau nickte. »Ja, das müßte es. Aber ich halte es leider für ausgeschlossen, daß es jemals gelingen wird, diese Menschen zu vertreiben oder gar an das Gesetz zu gewöhnen.«

      Wyatt zog die Schultern hoch und ließ sie langsam wieder sinken.

      »Dazu muß man eben kämpfen, Miß…«

      Er ging zur Tür.

      Nellie Cashman folgte ihm.

      »Sie sind bei Binger.«

      »Ich weiß.«

      »Das wissen Sie auch?«

      »Yeah, ich kam vorhin bei Binger vorbei und sah Tom McLowerys Pferd vor dem Querholm stehen. Und wo der ist, muß auch Frank sein, und wo Frank McLowery ist, sind auch die anderen.«

      Wyatt ging hinaus.

      Die Frau blickte hinter seiner hochgewachsenen Gestalt drein, die schon nach wenigen Schritten von der Dunkelheit verschluckt wurde.

      *

      Als Jonny Behan das Jail verlassen hatte, wandte sich Frank McLowery an Thorpe.

      »Die Sache mit der Bank war natürlich Wahnsinn, Boy. Kein Mann, der Verstand im Kopf hat, wird ausgerechnet die Bank of Tombstore ausrauben wollen.«

      Thorpe kam nahe an das Gitter heran. »Weshalb eigentlich nicht?«

      »Weil es