Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740953843
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Behan warf den Kopf nach rechts und sah Wyatt Earp drüben stehen. Es war nicht etwa Mut, der ihn plötzlich mit einem Schrei aus dem Spalt stürzen und auf die Straße rennen ließ.

      »Nein, Wyatt!« schrie er. »Das können Sie nicht tun. Er hat keine Chance! Er hat doch gar keine Chance gegen Sie!«

      »Gehen Sie aus dem Weg, Behan«, schlug ihm die schneidende Stimme des Marshals entgegen.

      Der Sheriff fuhr herum.

      »Thorpe! Was bilden Sie sich ein! Sie können die Bank von Tombstone überfallen. Sie können die Unverschämtheit haben, mich in meinem eigenen Office zu bedrohen. Aber was wollen Sie gegen diesen Mann ausrichten? Ich sage Ihnen, es gibt keinen Menschen, der mit dem Revolver eine Chance gegen ihn hat. Verschwinden Sie!«

      »Gehen Sie aus dem Weg, Jonny Behan«, unterbrach ihn die metallische Stimme des Missouriers.

      Da endlich wich der Sheriff zur Seite und stand auf weichen Knien neben seinem Vorbau.

      Zu seiner namenlosen Verwunderung gewahrte er, daß sich der Marshal plötzlich in Bewegung gesetzt hatte und langsam auf Jim Thorpe zukam.

      Jonny Behan wollte schreien. Aber die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Wenn er es bis jetzt nicht gewußt hatte, in dieser Minute hätte er es wissen müssen, daß er kein Mann für den Stern war.

      Da drüben ging der nervenlose Wyatt Earp mit festem sporenklirrendem Schritt auf den Banditen zu.

      Jim Thorpe, der noch vor einer knappen Minute tödlich entschlossen war, den Revolver gegen den Marshal zu ziehen, stand wie angenagelt auf dem Fleck und starrte dem Missourier entgegen.

      Als Wyatt Earp auf fünf Yards herangekommen war, sprangen die Lippen Thorpes wie Gesteinsbrocken auseinander, und heiser brach es aus seiner Kehle: »Bleiben Sie stehen, Earp!«

      Aber der Marshal ging weiter.

      »Stehenbleiben!« brüllte Thorpe. Aber auch dieser wilde Schrei vermochte Wyatt Earp nicht aufzuhalten.

      Jim Thorpe wich einen Schritt zurück, und dabei spürte er ein Zittern in seinen Kniegelenken. Das Zittern ging durch seinen ganzen Körper bis hinauf in seine Kiefer.

      In dieser Sekunde wußte er, daß er den Kampf verloren hatte, noch ehe er begann.

      Wyatt Earp kam jetzt nahe an ihn heran und blieb einen Yard vor ihm stehen. Jimmy Thorpe spürte den Blick des Marshals bis ins Mark.

      Da streckte Wyatt ihm seine Rechte entgegen. »Geben Sie mir Ihren Revolver, Thorpe.«

      Anstatt in dieser schon so verfahrenen Situation kühl zu bleiben und das einzige zu tun, was zu tun war, nämlich aufzugeben, sprang Thorpe zurück und röhrte rostig:

      »Nein! Ich werde Ihnen meinen Revolver nicht freiwillig geben, Earp. Wenn Sie ihn haben wollen, müssen Sie ihn sich schon holen!«

      Jonny Behan stand immer noch wie gebannt am Vorbau und starrte auf die gespenstische Szene.

      Wyatt Earp stand wie eine Statue da. Immer noch hatte er die Rechte ausgestreckt. »Ihren Revolver, Thorpe«, wiederholte er.

      Da zuckte die Linke des Banditen nach unten.

      Er hatte ihn Hunderte von Male geübt, den Hüftschuß, jenen gefährlichen Schuß, bei dem die heruntergestoßene Hand den Revolverkolben nach unten zu drücken und die Mündung, die unten aus dem Waffenschuh kam, nach vorn zu bringen hatte. Gleichzeitig mußte die Hand den Hahn spannen und den Abzug betätigen.

      Aber in dieser bitteren Sekunde mußte der Bursche aus Nogales erfahren, daß er längst noch nicht schnell genug für die Elite der Revolverkämpfer war.

      Von der linken Hüfte des Missouriers blitzte es auf, und der Schuß sprang Jim Thorpe an. Die Kugel hieb ihm den Revolver zur Seite. Ein stechender Schmerz brannte in seiner Hand.

      Er war nicht verwundet, aber der Schlag des Geschosses auf den Colt hatte sich in seiner Hand fortgesetzt.

      Und in dieser Schrecksekunde des Banditen hinein flog die Rechte des Marshals vor und traf ihn in die kurzen Rippen.

      Genau auf die Herzspitze getroffen, kippte der Bandit langsam wie ein gefällter Baum über die Absatzkanten nach hinten, wo er hart auf die Straße aufschlug.

      Jonny Behan hatte den Atem angehalten. Die Stimme des Marshals ließ ihn zusammenfahren.

      »Nehmen Sie ihm die Waffen weg, Behan. Und bringen Sie ihn ins Jail. Richter O’Neil wird sich morgen mit ihm befassen.«

      *

      Im Obergeschoß eines alten Hauses, oben in der Freemontstreet, saßen acht Männer um einen großen Tisch. Frank und Tom McLowery, Phin und Billy Clanton, Frank Stilwell, Billy Clayborne und Indian Charly. Neben der Tür lehnte Ike Clanton. Der Raum war mit Tabakrauch so vernebelt, daß den Männern das Atmen schwer fiel. Der kleine Billy Clanton stand auf und öffnete das Fenster.

      »Was soll das?« näselte Frank McLowery. »Vielleicht fragst du erst deinen Bruder, wenn du hier irgend etwas tust, Bill.«

      Der kleine Clanton riß seinen Hut vom Kopf, warf ihn auf die Erde und trat mit den Füßen darauf.

      »Wegen jedem Dreck muß ich Ike fragen! Aber für Betonritte durch die Wüste, durch das Apachengebiet, da bin ich euch nicht dumm genug. Die Bude ist so verräuchert hier, daß man kaum noch atmen kann. Aber kein Mensch wagt, das Fenster aufzumachen.«

      Ohne den Boß anzusehen, sagte Frank McLowery: »Ike, vielleicht erklärst du deinem kleinen Bruder, daß wir uns dann gleich auf die Allenstreet oder in die City Hall stellen können, wenn wir uns bei offenem Fenster unterhalten.«

      Der Bandenführer, der mit einem angespitzten Zündholz in den Zähnen herumgebohrt hatte, schob Billy beiseite und riß auch das andere Fenster auf.

      Obgleich er wußte, daß Frank recht hatte, erklärte er gereizt: »Billy hat recht. Hier kann man ja wirklich nicht mehr atmen.«

      Frank stand auf. »Well, dann können wir uns ja ein andermal wieder treffen. Ich habe keine Lust, daß Wyatt Earp in einer Viertelstunde weiß, was hier besprochen worden ist.«

      »Das wird er nicht wissen«, entgegnete Ike, wobei er Indian Charly einen Wink gab. »Geh hinunter, Charly, und bewache das Tor. Wenn sich irgendwas rührt, meldest du dich mit dem Pfiff.«

      Der Mestize erhob sich und ging wortlos hinaus.

      Verärgert zündete sich Frank McLowery eine Zigarette an. »Ich weiß nicht, ob wir so vorwärtskommen, Ike. Wenn hier jeder macht, was er will…«

      »Wer ist jeder?« fragte Ike.

      Frank schob seinen Hut aus der Stirn. »Also, weshalb wollten wir uns hier treffen?«

      »Weil Virgil nicht in der Stadt ist«, meinte Tom McLowery dumm.

      »Unsinn«, unterbrach ihn sein Bruder grob. »Ich rede mit Ike, und du redest nur, wenn du gefragt wirst, ist das klar?«

      Der Bandenboß nahm sich einen Stuhl und setzte sich rittlings darauf.

      »Wenn wir die Stadt völlig auf unsere Seite bringen wollen, können wir das nur, wenn die Earps nicht hier sind. Das ist doch wohl sonnenklar.«

      »Wollten wir das nicht schon dreimal?« meinte Frank McLowery.

      »Doch, aber jedesmal tauchte dann Wyatt Earp in der Stadt auf.«

      »Er wird jedesmal hier auftauchen, wenn Virgil aus irgendeinem Grunde hier weg muß. Worauf wollen wir denn noch warten?«

      »Eben«, entgegnete Ike. »Es ist völlig sinnlos, darauf zu warten, daß einmal keiner der Earps hier ist.«

      Frank beugte sich vor. »Und obgleich Wyatt bedeutend gefährlicher ist als Virgil, bin ich dafür, daß wir jetzt handeln, denn er hat keine amtliche Funktion in Tombstone. Wenn er auch Marshal ist, für Tombstone hat er keine Bestallung. Er hat kein Recht, hier allein irgend etwas zu unternehmen.«

      »Die