Raumpiraten und Aliens auf Abwegen: 3 Science Fiction Abenteuer. W. K. Giesa. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: W. K. Giesa
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Космическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745214284
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Bruder, übernimm dich nicht! Ich weiß nicht, was du hier Positives siehst.“

      „Ich sehe, dass das Naturgesetz auf unserer Seite ist. Es bemüht sich, Widersprüche zu eliminieren. Hier haben wir das erste Mal eine Spannung im Raum-Zeit-Gefüge, deren Grund wir kennen. Du bist geflohen, aber noch nicht weit genug. Man sucht dich in deiner Zelle auf. Es wäre ein Widerspruch eingetreten, wenn du nicht dort gewesen wärst. Also warf dich das Gesetz von der Unfallstelle in das Gefängnis zurück. Nach dem Verhör wurdest du in Wray nicht mehr so dringend gebraucht. Jedenfalls war deine Anwesenheit am Unfallort aus logischer Sicht dringlicher. Infolgedessen existiertest du sofort wieder bei dem havarierten Fahrzeug.“

      „Hm, nicht dumm. Aber ...“

      „Was, aber?“

      „Ich bin gleich weggelaufen. Der Unfall war so oder so ein Malheur ohne Täter. Ich bin in eine Nebenstraße gerannt und habe Anhalter gespielt. So kam ich schnell nach Denver, wo ich ganz regulär einen neuen Mietwagen nahm. Er steht drüben im Wald.“

      „Danke, Larry. Ich glaube, das hilft uns schon sehr viel weiter. Ich denke da an Doc Walters Tod. Du hast alles miterlebt. Aber du weißt nicht, wie man seinen Mörder gefunden hat ...“

      „Nein, natürlich nicht.“ Larrys Stimme klang gleichgültig, aber in seinem Blick erkannte Spencer das geheime Interesse. Spencer erzählte ihm die Angelegenheit mit Mr. Fitzek im Villenviertel der Vorstadt.

      Larry ließ sich viel Zeit mit seiner Reaktion. Er bediente sich erst noch mit einem weiteren Whisky. Dann sagte er langsam: „Natürlich, wenn man beides miteinander vergleicht, findest du Parallelen. Ich erinnere mich, dass wir als Kinder gerade hier an diesem Ort davon geträumt haben, aus uns selbst herausspringen zu können, dass wir Teleportation gespielt haben. Und heute soll das plötzlich Wirklichkeit sein?“

      „Wir werden uns damit abfinden müssen, Junge. Unser Merkur-Abenteuer hat unser System in eine Krisis gestürzt, an der wir uns seit Wochen die Zähne ausbeißen. Doc Walters Tod ist praktisch auf teleportativer Basis erklärt. Was du heute Abend erlebt hast, ist nichts anderes als Teleportation, jedoch begründet auf divergierenden Existenzlinien.“

      Larry nippte wieder an seinem Whisky und sah seinen Bruder ratlos an. „Spence, so schön kann für mich gar nichts mehr klingen, wie du es mir vorsingst. Du hast jetzt drei Prozent von dem großen Problem gelöst. Du und Professor Goldstein. Aber ihr wisst doch genau, dass ihr die Katastrophe damit nicht mehr aufhalten könnt.“

      „Gut, Larry, du siehst es so. Ich nenne es negativ. Bei unserem Schwur an diesem Ort kann ich das nicht akzeptieren. Gestehst du mir das zu?“

      „Ja, natürlich, das gestehe ich dir zu. Was wünschst du von mir?“

      „Es ist möglich, dass dich eine neue Spannung ins Gefängnis zurück reißt. Wir müssen aber auch damit rechnen, dass dieses Wunder nicht geschieht. Fahre also zurück nach Wray und lass dich wieder einsperren.“

      „Und was kommt dabei heraus?“

      „Man wird dich noch diese Nacht nach Nebraska Fields bringen. Die gesamte Besatzung trifft sich dort. Die Sunflower soll noch vor Tagesanbruch starten.“

      „Die Sunflower?“ \

      „Ja, die.“

      „Und warum fahren wir nicht gleich nach Nebraska Fields?“

      „Weil wir die Logik nicht unbedingt strapazieren wollen.“

      „Nun, wenn du meinst“, sagte Larry tonlos und schenkte den Rest aus der Whiskyflasche zu zwei gleichen Teilen in die Gläser. „Hast du Mutter aufgesucht?“

      „Nein, genauso wenig wie du.“

      „Sehr schön, Bruder. Dann auf unser Paradies! ... Wir starten noch in dieser Nacht?“

      „Zunächst bis Merkur. Von dort geht es mit der Sunrise weiter. Jedenfalls machen wir den Rest der Sache im All aus. Ganz unter uns Raummännern, verstehst du?“

      17

      In Nebraska Fields meldete sich Spencer Goodwyn pünktlich bei General Schröder und wies sich aus. Es war 2.50 Uhr.

      „Es wird sich kaum lohnen, dass ich Ihnen noch ein Quartier anweise, Doktor“, sagte der General. „Wollen Sie schon Ihre Kabine auf der Sunflower beziehen?“

      „Gern, Sir, das ist wohl das Beste.‟

      Die Chartermaschine mit den Besatzungen der beiden Raumschiffe kam gegen vier. Während der allgemeinen Begrüßung wurde auch Larrys Ankunft gemeldet, den man empfing, als habe man ihn zuletzt in die Ferien und nicht in eine Totenhalle entlassen. Larry verdarb jedoch die künstlich aufgeputschte Stimmung, indem er ungeschminkt das sagte, was er für die Wahrheit hielt.

      „Verausgaben Sie sich nicht, meine Herrschaften! Wenn Sie gescheit sind, dann überlegen Sie sich bereits intensiv und krampfhaft, wie man einen Mann endgültig töten kann, der bereits zwei Wiedergeburten erlebt hat.“

      Einer wagte daraufhin zu lachen, es war Leutnant McFee.

      „War es nicht schon die dritte Wiedergeburt, Goodwyn?“

      Als die anderen dazu indignierte Gesichter machten, stellte Larry fest, dass ihm McFees ehrlicher Zynismus immer noch am Besten gefallen habe.

      „Danke für das Lob“, sagte der Leutnant, „aber vergessen Sie nicht, dass ich mit meiner gepriesenen Offenheit Ihren Untergang wünsche. Allerdings gebe ich zu, dass Ihre Unsterblichkeit jeden Henker nervös machen kann.“

      Das Thema war so unerquicklich, dass Manning für eine Unterbrechung sorgte. Die Mannschaft ging in ihre Kabinen und hatte sich um 5.45 Uhr einsatzbereit zu melden.

      Eine halbe Stunde vor dem Start hatte Spencer Goodwyn noch ein Funkgespräch mit Staatssekretär Winslow, das ihn sehr beunruhigte. Er ging sofort zu Roxana und berichtete ihr von seinen letzten Erlebnissen.

      „Und was hat das mit deinem Gespräch mit Winslow zu tun?“, fragte die Physikerin.

      „Winslow wünschte uns eine gute Reise, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass die Mannschaft vollzählig beisammen wäre. Zum Schluss fragte er mich dann, ob ich Larry gut aus dem Talkessel herausgebracht hätte.“

      „Nun, ja, das hast du doch auch.“

      „Aber Winslow wusste von dieser ganzen Episode nichts. Jedenfalls habe ich es ihm nicht verraten, und einen weiteren Zeugen gibt es nicht.“

      „Offenbar doch. Hast du nicht inzwischen telefoniert?“

      „Mein Gedächtnis ist noch in Ordnung. Von mir stammt die Information nicht.“

      „Dann müssen wir Larry fragen. Vielleicht weiß er etwas darüber.“

      „Gut, bei Gelegenheit. Aber nicht, bevor wir innerhalb der Venusbahn sind. Im Bereich der Erde möchte ich über dieses Thema nicht mehr sprechen. Ich befürchte langsam, jede Beschäftigung mit unserem Problem bringt die Sache nur noch mehr durcheinander.“

      „Deshalb schickt man uns ja überstürzt in Richtung Sonne. Dabei kommen die übrigen Wissenschaftler erst in zwei Tagen nach.“

      Um 6.00 Uhr erfolgte der Start.

      Als Zuschauer waren nur wenige Menschen zugegen. Das Bodenpersonal, das seine Routinearbeit verrichtete. Hinter der kilometerweiten Absperrung dagegen drängten sich mehrere Zivilisten, die zum Teil versuchten, Bilder zu schießen.

      „Unmögliches Wetter!“, stöhnte ein TV-Mann. „Da hilft kein Infra-Teleobjektiv. Die haben bestimmt bessere Konserven am Sender. Und ich soll beweisen, dass die Sunflower wieder gestartet ist.“

      „Dem Leser kann man alles beweisen“, erklärte ein Kollege von der Presse und begab sich in optimistischer Stimmung zu seinem Wagen. Wenige Stunden später verkündete eine Schlagzeile