Nullmenschen. E.D.M. Völkel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: E.D.M. Völkel
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783347193925
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Wänden, Farben und Lacken. Ihnen fehlte der geliebte Qualm, auf halber Höhe schwebend, nach Zigaretten, Rillos, Zigarren und Marihuana riechend. Bei jedem Luftzug nahm er eine neue Gestalt an und ihre Frauen, liebevoll ›Ol´ Lady‹ genannt, schimpften oft auf ihn. Das war der unverkennbare Geruch von Heimat und Brüdern, einzigartiger Freundschaft, beispiellosem Vertrauen und Freunden für das ganze Leben. Er war aus der zerstörten Halle des alten Clubhauses davongeflogen. Es schmerzte unendlich und jeder sann auf Rache. Diese fraß unaufhaltsam Löcher in ihre Seelen, zermürbte unerbittlich ihre Gemüter und riss erbarmungslos Stücke aus ihren Herzen.

      Nichts war wie vor zwei Monaten. Nichts würde jemals wieder so sein. Ausgelöscht, verbrannt, in Staub zerfallen und vom Wind davongetragen. Wer sollte das fast Unmögliche schaffen, die um Haaresbreite zerschlagene Gemeinschaft erneut aufzubauen? Wie konnten sie weiterhin Lakotas sein? Stolze Männer, untrennbare Brüder und respektvolle Weggefährten, die einander nicht im Stich ließen?

      Vergeltung! Rache! Für jeden Einzelnen der Ermordeten.

      Die beiden großen Räume rechts und links der Eingangshalle waren für die Besucher und Partys gedacht. Der Mittlere mit Ausgang in den hinteren Hof als Meeting Raum und der letzte kleine direkt neben der geräumigen Küche als Vorratsraum.

      Fritz als Präsident saß am Kopfende und Kralle, der Vize, gleich zu seiner rechten. Jeder der Anwesenden war mit den eigenen Gedanken beschäftigt und hörte nur mit halbem Ohr zu.

      »Brüder«, begann Fritz mit rauer Stimme, »wir gedenke der Verstorbene un sie lebe in uns bis mir selbst einma dem Teufel begegne.« Leises Gemurmel antwortete ihm.

      »Männer!«, laut krachend schlug seine Faust auf die Tischplatte. Erschreckt sahen alle auf. »Wolle mir so weiter lebe?« Sieben neugierige Augenpaare blickten ihn an. »Als erbärmlicher Haufe?« Ihr allgemeines Kopfschütteln erfolgte. »Wo is unser Stolz, unsere Ehre, unsere Freundschaft?« Ein aufgeregtes Raunen lief durch die Runde. Bedeutungsvoll sah Fritz zu seinem Vize, ›ich habe ihre Aufmerksamkeit gewonnen, gewinne Du ihren Mut‹, bedeutete er ihm ohne Worte. Kralle nickte, jetzt war der richtige Zeitpunkt sie mit den Ergebnissen ihrer diskreten Nachfragen zu konfrontieren.

      »Brüder, jeder von uns hat mindestens einen treuen Freund verloren. Doch die Zeit der Trauer ist jetzt vorbei! Richtet euch auf und hebt die Köpfe, der Tag der Rache ist gekommen!« Kralles unverkennbare Stimme schwoll an, zog die Brüder in seinen Bann und rüttelte an ihrer Ehre. Spontan erhob sich Hugo, sein imposantes Erscheinungsbild zog das Augenmerk der anderen auf sich. Er streckte seine Hand über den Tisch in die Mitte.

      »Ich bin debei«, laut und deutlich flogen die Worte wie brennende Pfeile durch den Raum. Berti, Mike, Atze, Spider und die noch neuen Brüder Knox und Dag standen nacheinander auf und folgten Hugos Beispiel. Als letztes legten Kralle und Fritz ihre Hände auf die anderen. Fritz` Blick schweifte durch die Runde, in den Augen spiegelte sich die Bereitschaft und gleichzeitig noch etwas Zweifel. Kralle war seinen gefolgt, auch er bemerkte den Zwiespalt.

      »Wir sind noch elf Lakotas. Stolze, ehrenvolle Männer, die ihre Brüder nicht im Stich lassen. Unser Kampf im Clubhaus der Dirty Ghost´s, sie waren uns zahlenmäßig überlegen. Doch unser geschickter Plan, unser Mut und unsere Ehre hat den Sieg davongetragen«, rief er ganz bewusst die Erinnerung mit lauter werdenden Stimme wach. »Reno braucht noch Zeit und Angel ist im Krankenhaus, aber wir sind neun, neun Laktotas, neun Männer mit Stolz und Ehre!«

      »Lakotas for ever!«, rief Berti laut, »Fritz un Kralle ham Recht, die Zeit der Trauer, der Untätigkeit, des Zueinander-Finden is endgültig vorbei. Wir sin stark un die Rache lässt uns mächtiger werde denn je.«

      »Brüder, mir wisse jetz, wer die Bombebastler sin und wo sich einer von ihnen versteckt hält«, sprach Fritz in die Runde. Sofort bombardierten sie ihn mit Fragen und weiteren Vorschlägen, den Scheißkerl aus seinem stinkenden Loch zu zerren. Kralle übernahm die weiteren Ausführungen.

      »Aus Hugos Sportstudio kam ein nützlicher Hinweis. Die scharfe Bardame im ›Violet‹ wusste von einem kleinen Angeber, der sich damit brüstete, das Clubhaus des Lakota MC´s gesprengt und viele von ihnen nach Walhalla geschickt zu haben.« Ihre Ungeduld steigerte sich von Satz zu Satz. »Er versteckt sich momentan in einem drittklassigen Puff in dem schmalen Tal am Ortsrand von Eppstein.« Hugo war aufgestanden er streckte den muskulösen Körper und baute sich bedrohlich zu voller Größe auf.

      »Her mit dem Hurnsohn, ich zerquedsch em de Kopp wie e rohes Ei«, geräuschvoll knackte er mit den Fingerknöcheln und öffnete die riesigen Hände.

      »Die Begebenheiten vor Ort sind leicht. Es gibt drei Ausgänge und einen alten, ziemlich engen Verbindungstunnel zum Bach«, erklärte Kralle weiter. »Das bedeutet, wir brauchen vier Mann zum Absperren und zwei bis drei für die Durchsuchung der Räume. Hört zu! Hier ist der Plan. Jeder von euch bekommt eine Aufgabe von großer Wichtigkeit. Nur mit unserem perfekten Timing können wir die Übermacht des Gegners bezwingen. Ruhe jetzt hört mit zu.« Mit steigender Spannung folgten sie den Ausführungen ihres Vizes und nickten, jeder begriff sofort die Zusammenhänge und wusste von der Bedeutung seiner Aufgabe.

      »Lass uns fahrn, soford! Ich werd ned länger wade«, raunte Mike durchdringend die Worte und sprang abrupt auf. Der Stuhl fiel polternd auf die Steinfliesen. Das laute Geräusch durchbrach die entstandene, hochgradig aufgeladene Anspannung.

      Präsident und Vize standen gemeinsam auf, »wer noch eine Waffe braucht, meld sich bei Hugo. Mir treffe uns in zehn Minute drauße.« Sofort brach ein Gewirr aus durcheinanderredenden Stimmen aus.

      Kralle steckte sich zwei Rillos an und reichte eine an Fritz weiter. Dann zog er seine Smith & Wesson Modell 686 aus dem Schulterholster, prüfte sie akribisch und öffnete die Trommel. Er kontrollierte die Munition und das typisch metallische Geräusch vom Einrasten bestätigte die Einsatzbereitschaft und steigerte seine Vorfreude.

      »Lass uns fahren Bruder. Vielleicht können wir heut mehr als nur eine Angelegenheit klären«, grinste er.

      * * * * * * *

      Ungeduldig trommelten seine Finger auf der Schreibtischplatte und seine Augen bohrten sich in die alten, vergilbten Blätter der Unterlagen vor ihm. Ruckartig hob er den Hörer ab und wählte die ihm sehr gut bekannte Nummer. Bereits nach dem zweiten Freizeichen hörte er eine männliche Stimme,

      »Sanatorium Vita Nova, guten Tag.«

      »Stellen Sie mich durch«, befahl Stephan von Arche in gewohnt herablassender Weise.

      »Sehr wohl Herr Graf«, antwortete es geflissentlich und eine der nervigen, etwas schiefklingenden Wartemusiken ertönte.

      »Stephan«, hörte er kurz darauf die Baritonstimme der Vita Nova – Leitung, »was liegt an?«

      »Du musst sie abholen, schnellstens! Sie ist zu neugierig geworden und hat, wie Du sicherlich mitbekommen hast, der Organisation großen Schaden zugefügt.«

      »Ja, das ist in Ordnung. Selbstverständlich, Du warst langmütig und sie ist im besten Alter.«

      »Schaff sie mir unverzüglich vom Hals, es ist unerträglich sie gleich neben Sebastian in der Firmenleitung zu sehen. Sie muss weg, ich habe genug.«

      »Sebastian hat sich zu Deiner Zufriedenheit entwickelt?« »Ja, er ist wohlgeraten, es gibt keinerlei Probleme mit ihm.«

      »Das ist gut zu hören. Er wird die Aufgabe zu gegebener Zeit übernehmen?«

      »Ja, er brennt darauf und kann es gar nicht mehr abwarten bis er alt genug ist und ich ihm die Vollmacht gebe. Was ist mit Deinem?«

      »Leider zeigt er wenig Interesse, ich habe unsere Sucher eingeschaltet und hoffe, er kommt zur Besinnung.«

      »Du brauchst nur schlagkräftige Argumente«, lachte von Arche gehässig, »ich habe meinen von Kindesbeinen an auf seine Zukunft vorbereitet. Vielleicht war es doch ein Fehler ihn nicht bei Zeiten zu holen.«

      »Ja! Ich denke auch. Es war damals eine Verirrung, aber was macht man nicht alles in jungen Jahren. Man hat die Weisheit mit Löffeln gefressen und ist der Meinung alles