Nullmenschen. E.D.M. Völkel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: E.D.M. Völkel
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783347193925
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herauszufinden und es ist für uns, Deine Freunde, selbstverständlich, Dich zu unterstützen.«

      »Ach Eva, ich habe gestern zu viel getrunken und kann mich fast nicht mehr an euren Besuch erinnern«, versuchte sie abzulenken. Eva runzelte die Stirn, ›was zum Kuckuck war plötzlich in sie gefahren?! Erst macht sie uns rebellisch und jetzt kneift sie? Das ist nicht die Kathi, die ich kenne!‹, stand sofort für sie fest. ›Es musste in der Zwischenzeit etwas passiert sein, das sie veranlasste, einen Rückzieher zu machen. Hing das alles noch mit der dubiosen Familiengeschichte aus, Erpressung, Mord und Totschlag zusammen?‹ Unbewusst schüttelte sie sich, ›gruselig, was dort in den vergangenen Jahrzehnten alles passiert war.‹

      »Eva, ich wünsche euch beiden eine gute Zeit und wir sehen uns irgendwann einmal. Grüß Moritz von mir. Ciao.« Perplex starrte Eva auf das Telefon in ihrer Hand.

      ›Da stimmt was nicht. Nicht nach gestern‹, beunruhigt ging sie rasch den Weg zum Haus. Den spät blühenden Astern und Primeln in den Beeten rechts und links schenkte sie nur einen kurzen, flüchtigen Blick.

      Moritz erwartete sie bereits mit einer Tasse voll heißem duftenden Kräutertee in der Küche. Die langen hellbraunen Locken umrahmten sein kantiges Gesicht.

      »Was hat sie Dir am Telefon erzählt?!«, überfiel sie ihren Freund und die saphirblauen Augen funkelten. Ein Teil des kastanienfarbenen Haares hatte sich endgültig gelöst und hing wirr um ihr hübsches, rundes Gesicht. Er kniff die Augen zusammen, legte seinen Kopf in den Nacken und dachte einen Moment lang nach.

      »Es war allerlei wirres Zeug, ich bin nicht daraus schlau geworden, deshalb habe ich Dir das Gespräch gegeben. Ihr Frauen versteht euch nun mal anders.«

      »Also los. Was hat sie gesagt«, bestand Eva auf einer Antwort. »Los, erinnere Dich!«

      »Hm… ich habe es erkannt, es ist ein Kopf, seine Bösartigkeit wird noch übertroffen…« Moritz sah zur Decke und überlegte. »Sebastian ist auch einer… und, ich habe es gesehen.« »Was noch?«, sah sie ihn wartend an.

      »Das war es. Nichts mehr. Ich konnte ihr nicht folgen und habe sie gebeten einen Moment zu warten. Das ich Dich im Garten suche, weil Du sicherlich mehr mit diesem Kauderwelsch anfangen kannst.«

      »Sie hat mich abgewimmelt, da stimmt was nicht.« Eva verzog misstrauisch ihr Gesicht. »Denk an gestern, als wir zu Kathi in die Villa gefahren sind. Denk an ihren fürchterlichen Zustand. Etwas später erzählte sie, wie ihr Vater die Tatsache offenbarte, das sie ein Experiment sei, ein … wie hat sie es ausgedrückt? Bestell-Baby aus dem Reagenzglas-Katalog. Damit wäre sie keine echte von Arche und hätte, nicht nur als Frau sondern auch genetisch, keinerlei Anspruch auf einen Sitz in der Firmenleitung.« Unruhig schritt Eva durch die Küche in die Diele und wieder zurück. Moritz kannte dieses Verhalten, das er selbst ab und an zum Nachdenken an den Tag legte.

      »Sie wollte wissen, wer sie ist und woher sie kommt. Dann unser Erstaunen, wir konnten es zu Beginn nicht glauben. Kathi hat noch genickt und ihre Augen waren sehr traurig, als sie bestätigte ganz sicher zu sein. Das gruselige Stöhnen, als sie flüsternd erzählte, dass es ihrem Vater Spaß gemacht hätte sie zu demütigen. Sie habe es ganz deutlich in seinen Augen gesehen. Das boshafte Aufleuchten kurz bevor er zu dem zerschmetternden Schlag ansetzte. Du konntest Dich nicht länger zurückhalten und hast sie gefragt, ob es handfeste Beweise gäbe, die er ihr gezeigt habe, damit sie die Korrektheit seiner Behauptungen prüfen könne.« Eva war stehengeblieben und trank einen großen Schluck ungesüßten Tee.

      »Dann ihre Bestätigung, dass sie die Belege angeschaut habe und diese die Krönung seiner Vernichtung gewesen seien. Sie habe es gelesen und schwarz auf weiß mit eigenen Augen gesehen.« Moritz nickte, er konnte sich sehr gut an den gestrigen Tag erinnern.

      »Auch dass es Originale gewesen seien, die Möglichkeit einer Fälschung kam für Kathi nicht in Frage. Deine Empörung über diese Bösartigkeit wuchs unaufhaltsam und dein Sinn für Gerechtigkeit rumorte solange in Deinem Inneren, bis Du ihm mit einem Aufschrei durch den ganzen Salon Luft gemacht hast. Unsere Frage, ob er ihr eine Kopie ausgehändigt hätte oder sie den Briefkopf auf den ominösen Beweisen sehen konnte.«

      »Genau, Du warst aufgesprungen und zu den hohen Fenstern hinübergegangen. Ich erkannte Deine Abscheu gegen so viel Niedertracht ganz deutlich im Gesicht.«

      »Ja, als ich in den Park hinuntersah, dachte ich: Verdammt was nutzt einem das schönste und reichste zu Hause, wenn du dort nicht willkommen bist. Kathi bewohnt einen ganzen, mit allem, was das Herz begehrt, ausgestatteten Flügel der Villa allein. Und jetzt? Jetzt ist sie eine Persona non grata.«

      »Mit etwas Glück könnte sie dort wohnen bleiben, doch wie ich diesen niederträchtigen, arglistigen Drecksack einschätze, schmeißt er sie raus. Nur so zum Spaß. Weil er es kann.«

      »Ruf sie gleich an«, schlug Moritz pragmatisch vor, »wenn sie jetzt keine Lust oder Zeit hat, mach einen Termin aus, wir treffen uns nochmals.«

      »Da stimmt was nicht. Sie bat uns, ihr zu helfen, herauszufinden, wer sie ist«, beharrte Eva.

      »Genau. Aber ihre Frage war: ›Auch wenn ich erst einmal nicht alle Fakten offenlegen kann?‹, was meinst Du verheimlicht sie uns noch?«

      »Bestimmt sehr vieles, ich will nicht in ihrer Haut stecken. Die von Arches haben es in sich, das ist ein kolossaler Haufen von hinterhältigen und widerwärtigen, Möchtegern-Aristokraten die auf das gemeine Volk hinabblicken und es verachten. Die niederen Wesen können froh sein für den Clan der Hochwohlgeborenen zu arbeiten und haben auch noch die Unverschämtheit, Geld dafür zu verlangen«, erbost über diese Tatsache stemmt Eva ihre Hände in die Hüften.

      »Lass uns die Geschehnisse weiter rekapitulieren«, holte Moritz Eva zum Thema zurück. »Nach ihrem dritten Whisky, habe ich die Flasche in den Vitrinen Schrank gestellt. Du hast vorgeschlagen, sie solle versuchen von dem Logo aufzumalen, woran sie sich erinnere. Hast sogar noch in Deiner Handtasche nach einem Papier und Stift gegraben.«

      »Hab ich auch gefunden und bin runter in die Küche, auf der Treppe ist mir noch Henry der Butler begegnet, der anbot den Tee zu kochen. Dann klingelte der gnädige Herr und er ist verschwunden. Ich habe alles recht schnell in dieser topmodernen Küche gefunden und bin mit dem Tablett wieder zu euch hoch.«

      Moritz nickte wissend. »Ja, ich hatte mich auf das Sofa gesetzt und die Beine ausgestreckt, dann muss ich eingeschlafen sein.«

      Eva zog die Augenbrauen bis zum Haaransatz.

      »Muss ich eingeschlafen sein?! Du hast tief und fest geknackt, nicht alles, dass Du noch laut geschnarcht hast«, frotzelt sie.

      »Ach hör schon auf, die letzten Monate waren echt anstrengend. Dich zu lieben und mit Dir zu leben ist eine echte Herausforderung. Ich hatte viele schlaflose Nächte, bevor Du wieder zu Hause warst«, verteidigte er sich.

      »Als ich Dich wachrüttelte, war Kathi schon weg, einfach so, ohne Nachricht, oder hat sie Dir noch etwas gesagt?«

      »Nein, wirklich nicht. Sie saß immer noch auf dem Sessel und so viel wie sie intus hatte, war ich der Meinung, dass sie nicht mehr stehen kann, geschweige denn laufen.« Eva hatte den Tee ausgetrunken und füllte erneut ihre Tasse.

      »Ich bin felsenfest überzeugt, von gestern auf heute ist was passiert. Zu Beginn unseres Gespräches war sie noch Kathi und plötzlich, von einer Sekunde zur anderen, war sie ganz Geschäftsfrau.«

      »Apropos Geschäftsfrau, wo arbeitet sie?«

      »Das hat sie mir leider nicht verraten. Aber Chris, der kann es bestimmt herausfinden«, verschwörerisch grinste Eva Moritz an.

      »Ja. Is´ schon gut. Aber ich ruf ihn an, schließlich hast Du mich in diese Sache hineingezogen«, schob er als Einwand vor und drückte die Kurzwahltaste auf seinem Handy. Eva knuffte ihn an der Schulter, »vielen Dank Herr Dressler für Ihre unendliche Güte sich herabzulassen, mein Anliegen vorzutragen«, lachte sie und machte eine leichte Verbeugung.

      »Du brauchst mich als Bodyguard, à la Kevin Costner, so wie Du von