Sie erschien zum Kurs gekleidet und frisiert wie die Damen von Welt auf dem Kurfürstendamm.
Im gegenüberliegenden Hausblock von Rolands Wohnung gab es die Gastronomie “Frankfurter Tor“. Im Erdgeschoss befand sich eine große Speisegaststätte und in der darüber liegenden Etage ein Tanzcafé. In dieses Tanzcafé gingen die Schüler nach dem Üben, um mit den erlernten Schritten Ehre einzulegen. Dieses Vergnügen währte aus zweierlei Gründen nicht bis zum Ende der Live-Musik. Der Umsatz, den Roland und alle zusammen zustande brachten, war es nicht, der sie beim Bedienungspersonal und der Kapelle zu gern gesehenen Gästen hat werden lassen. Das Erscheinungsbild als Jugendgruppe, angemessen gekleidet, die Jungs mit „Schlips und Kragen“, die Mädels in ihren von Petticoats ausgestellten Kleidern, und als die Schritte beherrschende Tanzpaare, gaben den Ausschlag. Wenn um 19: 00 Uhr der Kapellmeister die Gäste begrüßte, sich und jeden Musiker des Quartetts vorgestellt hatte, waren bei Erklingen der ersten Melodie die Tanzschüler auf dem Parkett. Die Erwachsenen wären zu diesem Zeitpunkt ohne deren Aktivität noch gar nicht in Tanzstimmung gewesen. Sie wurden sozusagen vorzeitig animiert. Gina war inzwischen die ständige Begleiterin von Roland - modischschick, schlank, halblang topfrisiertes schwarzes Haar, braune Augen und aufregend proportioniert. Sie tanzte wie sie aussah. Die Zeit musste genutzt werden, denn um 22.00 Uhr war für die Minderjährigen "Schluss mit lustig". Der zweite Grund für ein vorzeitiges Tanzende waren junge Männer, älter als die Tanzschüler, die deren Tischdamen aufforderten oder einfach auf der Tanzfläche abklatschten. Gina ließ sich nicht abklatschen, sie wollte Roland. Oft saßen die mitgebrachten Mädels, von Rolands Freunden eingeführt, bis zu ihrem Zapfenstreich an den Tischen anderer Kavaliere. Die meisten Mädchen folgten nicht aus überschwappender Sympathie zu Karl-Heinz, Manfred, Wolfgang, Klaus oder Roland. Sie kamen einfach mit, weil sie wussten, mit Rolands Freunden kämen sie an der Einlass-Garderobe vorbei. Manfred und Karl-Heinz waren gerade 18, und Roland ging in ihrer Begleitung optisch auch als volljährig durch. Selbst wenn die Freunde einmal nicht dabei waren, reichte Rolands adretter Auftritt. Andere Jungen im gleichen Alter oder junge Männer machten sich an die Begleiterinnen von Roland und seinen Freunden 'ran und hatten ihnen als Kavaliere mehr zu bieten. Sie kamen als Westberliner oder Ostberliner, hatten in Westberlin Arbeit oder standen dort in Ausbildung. Westgeld, 1: 4 bis 1: 6 umgetauscht, machten sie Roland und Freunde zu zweiten Siegern.
Rolands Eltern waren zwei Monate bevor er ins Internat ging, zu ihrem Auslandseinsatz nach Damaskus abgeflogen. Von der Partei SED bekam Roland einen „Paten“ gestellt. Das war ein alter Genosse, bei dem er sich alle zwei Wochen zu melden hatte, oder jederzeit kommen konnte, um zu erzählen, was es Neues gäbe. Von ihm bekam er ein Taschengeld von 30 Mark pro Monat ausgehändigt. Wenn Roland, plausibel und ausnahmsweise, einen höheren Bedarf reklamierte, entschied der „Pate“ über den geforderten Betrag. Die Wohnung wurde von der schon jahrelang für die Familie arbeitenden Zugehfrau sauber gehalten. Ihr oblag auch die Pflege von Rolands Wäsche. Das Taschengeld besserte sich Roland durch Besuche bei seinen Großeltern, Onkels und Tanten in Westberlin auf.
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