Tony Dreher
Aareschwimmen
Kriminalroman
Zum Buch
LEBENSGEFÄHRLICH Als der Journalist Mike Honegger in Bern in der Aare schwimmt, wird im Wasser eine männliche Leiche gefunden. Er beginnt den Todesfall zu recherchieren und stellt bald fest, dass es sich um Mord handeln muss. Er ignoriert die Drohung, den Fall nicht weiter zu verfolgen, und wird selbst zum Gejagten, der um sein Leben fürchten muss. Gleichzeitig suchen die beiden Agenten David Reynolds und Rick Perez von der amerikanischen Botschaft nach einem verschwundenen Informanten, der ihnen helfen soll, die Drahtzieher hinter dem Waffenschmuggel durch die Schweiz zu entlarven. Die drei Männer ahnen nicht, dass sie nur gemeinsam ihre Ziele erreichen werden und sich zuerst finden müssen. Auf der Suche nach dem Mörder und den Drahtziehern geraten sie in ein gefährliches Duell mit führenden Vertretern von Politik, Finanz und Wirtschaft mit ungeahnten Folgen.
Tony Dreher wurde als Auslandschweizer in Mexiko Stadt geboren, wo er seine Kindheit verbrachte. Sein Studium in Physik und Ingenieurwesen absolvierte er in den USA. Seit seiner Rückkehr in die Schweiz vor 25 Jahren arbeitet er in der IT-Branche und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bern. Er interessiert sich für Sprachen, Geschichte, Weltgeschehen, Astronomie, Kino und Musik.
Website des Autors: www.tonydreher.com
Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag:
Gletschertod (2017)
Aareschwimmen (2015)
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Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
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Alle Rechte vorbehalten
5. Auflage 2019
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung: Benjamin Arnold
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © emoji / photocase.de
Druck: CPI books GmbH, Leck
Printed in Germany
ISBN 978-3-8392-4788-4
Haftungsausschluss
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Kapitel 1
Um sich im erfrischenden Nass abzukühlen, war Mike seit dem Sprung flussaufwärts in die Aare unter Wasser geschwommen, und seine Lungen verlangten jetzt ultimativ Sauerstoff. Hätte er die Luft noch etwas länger anhalten können, hätte sich sein Leben an jenem Nachmittag nicht für immer verändert. Er hob seinen Kopf aus dem Wasser und zog die ersehnte, frische Luft tief in sich hinein. Die heiße Augustsonne brannte hoch am Himmel, und das Gold der Verzierungen an den Kuppeln des Bundeshauses über dem Freibad Marzili blendete ihn mit grellem Sonnenlicht. Als er mit gefüllten Lungen wieder unter Wasser tauchen wollte, schreckte ihn der schrille Schrei einer Frau auf. Er drehte seinen Kopf nach links. Am Ufer stand eine Gruppe Menschen in Badekleidern in einem Halbkreis herum. Die Strömung trieb ihn schnell an der Stelle vorbei, und er musste sich umdrehen, um zurückzuschauen. Einige im Halbkreis zeigten auf etwas im Wasser, das er nicht sehen konnte, andere hielten sich entsetzt die Hände vor den Mund. Jemand stützte eine Frau, die ohnmächtig zusammenzubrechen schien. Die Frau, die geschrien hatte? Mike zögerte nicht. Er schwamm mit voller Kraft quer zur Strömung ans Ufer und konnte sich im letzten Moment beim Vorbeitreiben mit der ausgestreckten linken Hand am rostigen Geländer einer Treppe festhalten. Tropfend nass stieg er die rutschigen Zementstufen zum Uferweg hinauf, dem er flussaufwärts zum Ort des Geschehens folgte, während er mit häufigem Hüpfen versuchte, den Schmerz des brennend heißen, groben Kies unter seinen Füßen zu lindern.
Inzwischen standen etwa zwei Dutzend Personen im Halbkreis am Aare-Ufer und blickten ins Wasser.
»Was ist denn geschehen?«, fragte er in die Runde.
»Jemand hat einen toten Mann im Wasser gefunden«, antwortete eine alte, magere, aber sportlich wirkende Frau, die sich sichtlich freute, die Geschichte bereits ein erstes Mal weitererzählen zu können.
»Schon wieder? Gerade vorgestern ist doch ein Jugendlicher etwas weiter flussaufwärts ertrunken«, erinnerte sich Mike.
»Ja, das war aber anders. Der vorgestern, der war ein besoffener Jugendlicher. Selbst schuld, wenn sich Schüler am Nachmittag bei den Lehrkräften krankmelden, um sich dann als lebende Alkoholflaschen vom Schönausteg ins Wasser zu stürzen.« Die Frau schüttelte energisch ihren Kopf. »Nein, dieser hier ist kein Jugendlicher, und er liegt angekleidet im Wasser. Einfach so, tot. Mehr weiß ich auch noch nicht. Aber eines kann ich Ihnen bereits jetzt sagen.« Sie näherte sich, blickte verschwörerisch zu ihm hinauf und flüsterte, »an dieser Sache ist etwas faul. Oh ja, das ist es! Wissen Sie, so etwas spürt man in meinem Alter einfach.«
Sie drehte sich schnell wieder von ihm ab und spähte zwischen den herumstehenden Menschen zum Wasser, um nichts zu verpassen. Mike drängte sich nach vorn.
Zwei weißhaarige Männer mit während Jahren sonnengebräunter, runzliger Haut und Bäuchen, die über ihre unanständig kleinen Badehosen hingen, hatten soeben den leblosen Körper eines Mannes aus dem Wasser gehoben und unsanft ins Gras gelegt. Das triefende, weiße, langärmlige Hemd des Toten war über der Brust aufgerissen und entblößte eine bleiche, leicht behaarte Brust. Vielleicht hatte einer der beiden Männer die Leiche daran aus der Aare gezogen und es zerrissen, spekulierte Mike.
»Tun Sie doch etwas! Beatmen Sie ihn Mund-zu-Mund! Vielleicht können Sie ihn doch noch retten«, kreischte eine Frau.
Die beiden weißhaarigen Männer verdrehten gleichzeitig ihre Augen.
»Glauben Sie mir, dieser Kerl lebt nicht mehr. Er atmet nicht, und Puls hat er auch keinen«, sagte derjenige, der neben der Leiche kniete. »Rufen Sie lieber die Polizei. Die Leiche zu beatmen bringt nichts mehr, dazu ist es zu spät. Aber nur zu, falls Sie es versuchen möchten.«
Ein Raunen ging durch die Gruppe, und die Vorschläge aus der Runde verstummten. Der Gedanke, eine nasse Leiche zu beatmen, war für ein junges, verliebtes Paar neben Mike doch etwas zu makaber. Beide schnitten eine Grimasse und liefen Hand in Hand eilig flussaufwärts davon. Erst jetzt fiel Mike hinter den Herumstehenden das kleine Mädchen auf, das mit dem Rücken an einen Baum angelehnt alleine im Gras saß. Es hielt beide Arme um seine angezogenen Knie und schluchzte leise vor sich hin.
Erst