Die Weisheit der Dichter. Manfred Ehmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manfred Ehmer
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Edition Theophanie
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783347008762
Скачать книгу
hast die Erde geschaffen nach deinem Herzen,

      du einzig und allein.

      Du schufest den Nil, der aus der Unterwelt quillt,

      um das Volk am Leben zu erhalten.

      Auch an den Himmel setztest du den Nil,

      dass er herabflute und die Ackerkrume tränke.

      Du schufest die Jahreszeiten, um deine Werke zu vollbringen,

      den Winter, den kühlen,

      die Sommerhitze, damit sie dich kosten.

      Den fernen Himmel hast du gemacht,

      um an ihm aufzugehen,

      um all das zu schauen, was du allein schufest.

      Alle blicken auf zu dir, Sonne des Tages!

      Du lebst in meinem Herzen,

      kein anderer kennt dich so,

      wie dein Sohn Echnaton.

      Seit du die Erde gegründet hast,

      hast du sie aufgerichtet für deinen Sohn,

      der aus dir selber hervorging,

      den König von Ober- und Unterägypten,

       den Herrn der Kronen, Echnaton, dessen Leben lang sei,

      und für die königliche Gemahlin Nofretete.27

      Was an diesem Hymnus auffällt, ist sein ausgeprägter Naturalismus – hier geht es nur um die physische Sonne und um nichts sonst; es fehlt jegliche Metaphysik, jede Anspielung auf etwas Höheres, Geistigeres, Wesenhaftes; die Dimension der Transzendenz ist geradezu abgeschafft worden. Und wie Echnaton nur das Licht gelten lassen wollte, aber nicht das Dunkel, so durfte es auch nur das Diesseits geben, aber kein Jenseits: die in der Kultur Ägyptens so tief verwurzelte Osiris-Religion wurde ebenso wie der traditionelle Amuns-Kult zurückgedrängt. Der krasse Realismus der Amarna-Zeit duldete nur noch das Sichtbare, und so wendete Echnaton die ursprünglich esoterische Re-Religion der alten Ägypter ins Naturalistische, ja Materialistische, so dass man in ihm fast den ersten Aufklärer und Entmythologisierer der Menschheits-Geschichte sehen kann. Eine Gestalt, die man in ihrer geistesgeschichtlichen Wirkung vielleicht mit Martin Luther oder Kant vergleichen kann, flackert in Echnaton erstmals ein Funke modernen Bewusstseins auf, aber verfrüht und ohne eine Möglichkeit der Verwirklichung.

      Ebenso künstlich wie gewaltsam wollte Echnaton mit seinen von oben diktierten Reformen diesem uralten Priesterstaat Ägypten einen gewaltigen Sprung in die Moderne vorschreiben. Zu den Reformen des Echnaton gehört auch, dass er das zu seiner Zeit gesprochene Mittelägyptisch zur Schrift- und Literatursprache erhob, womit das besonders für priesterliche Zusammenhänge wichtige Altägyptisch zum reinen Relikt wurde. Alles war nun plötzlich im Aufbruch begriffen, alles im Wandel, im Fließen, in Bewegung gekommen. So auch die Darstellungen in der bildenden Kunst: anstelle des starren blockartigen Dastehens der älteren Pharaonenbildnisse werden Personen nun in Bewegung gezeigt, meist auf dem Pferdegespann stehend, oft auch in kühnen Drehungen und Stellungen anstelle der bisherigen Frontalansichten, so als wolle man die seit ungezählten Dynastien geltenden Kunstmaßstäbe mit einem Male sprengen und durch etwas ganz Neues ersetzen. Die Darstellungen des Echnaton selbst sind in ihrem Realismus von erschreckender Hässlichkeit; da fehlt jede Spur von Verklärung, Idealisierung, im Gegenteil wird die körperliche Unzulänglichkeit des Pharao fast manieristisch übersteigert.

      In der neuen Sonnenstadt Achet-Aton, die rund 100.000 Einwohner gezählt haben muss, lebte Echnaton ausschließlich seinem Aton-Kult; aber das ägyptische Riesenreich, das sich über 18 Breitengrade erstreckte, zusammenzuhalten – dazu fehlte dem haltlosen Träumer die starke Hand. So konnte er es nicht hindern, dass Ägyptens Hauptfeind, die Hethiter, schon in den Zedernwäldern des Libanon standen und unerbittlich vorrückten; die Hilferufe seiner Vasallen aus den Provinzen verhallten ungehört. Über das Ende Echnatons wissen wir nichts. Litt er an einer unheilbaren Krankheit, fiel er einem Anschlag zum Opfer? Nach seinem Tod änderten sich die Verhältnisse rasch und grundlegend. Sein Schwiegersohn, der jugendliche Tutanchaton (1333-1325), verlegte den Regierungssitz recht bald nach Theben und setzte die alten Götter unverzüglich in ihre Rechte ein; das Andenken Echnatons wurde getilgt. Mit dem Tode des jungen Nachfolgers, der sich nun Tutanchamun nannte, des Gottes Amun eingedenk, erlosch die 18. Dynastie, die so glanzvoll begonnen hatte, wie eine zu früh niedergebrannte Leuchte.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQEAYABgAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCAp4BkADASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDznNMP Wn0le61Y40xtKKMZpwHFA7jT0pUpc84o25oEDEU2nlOKRoyBnNNxYD45WTlaQuWOT1NNTpS1SbaJ stwJpA2GzT9uKZtOeKqzQKw95S/BplKc9DSVLv1Bal6NIjbnPWqEnWn7uKZupzkmrChGwgFBGKQ9 aUVkaDe5paX3oPPNNK4ChscUhNAHPSnAc0WC4yl7UrcGmls0hbjgaemCeetRinYzVxdmDQuQCaXJ x7U0j1poJGaHKwkgbrR0pAeadmpTuOwhOaUcUgp3ehADVOlwVjKlODUBFN6nFUnYQ7OD9aGGOaAQ DzQ59KW40MJzRRS7akLijpSCjbSgYoC4ZwaGk7UucUHB4NVG6Bjc5pwpQvpRtp2FcVj6VH3pxpuM c0SbbsFhwAI96cqk0ikU9WxkDvVRSW5LfQd5OF3GoT3qXf2NMIxVySFHQFA9cUHk470EjFCnBzU3 6DAoyjJFNzmnvKXGDTKmQwIpvelPWnBahajbG9aMU/bSAdadguJQTQVpKHorAtRtKKKDUXKDOKM5 puaTPNO4WH0oWo92KdnIoTSCxMFGKbgVFvIpC2cU3JCsS45pwGO1RrUgPQVSsJsd5TbdxHFMbirU t0GhCDtVIseKupZLQzhdsXbmn7eKizS7jWSlY0sOB5prdc0hOTmgnNLmHYcz5FRn7uaaSRSbvWob KsIBuqQDnFNHXNSK2w0RE2B+Sn5pjtvptVewrXJt2BSNISP60wdKCOM1XNdCsH40xqcxytMFZtlo QdaeOlM70vFK4ySNF25JpDjPHSm0bioqm0KwEAdaYcdqB97mnADvUDG4zRinEDtSZxQA0g0hp+41 EfvUmMM0meaXFIRSAUmlDDvTUXmpAOaYDlOSM9K17