„Na ja, weggetreten war ich schon, aber genau genommen hingen meine Gedanken noch bei der Arbeit fest. Probleme, die mich einfach nicht losgelassen haben. Aber dein Essen hat mir sehr geholfen. Vielen Dank dafür!“
Während er so redete, merkte er, dass er da etwas ansprach, was über den Augenblick hinausging.
Seine Frau half ihm wirklich, wo sie nur konnte. Sie gab ihm Halt in allen Lebenslagen. Auf sie konnte er sich immer verlassen.
Ja, sie hatte ihm geholfen in ihrer stillen Art, diesmal und auch vorher schon oft. Sie half ihm immer wieder und in jeder Hinsicht.
Und nicht nur ihm. Sie tat überall, wo sie hinkam, Gutes, stellte sich selbst hintan, war für andere da, gab stets mehr, als sie bekam.
Aus tiefster Überzeugung fügte er leise hinzu:
„Du bist ein Engel.“
Seine Frau lächelte, trat zu ihm heran und sie gaben sich zärtlich einen Kuss.
Einen Augenblick hielt er inne. Dann neigte er sich ihr noch einmal zu – einfach von seinen Gefühlen überwältigt – und flüsterte ihr ins Ohr:
„Ich liebe dich.“
Hausarbeit
Herr A. konnte als Haushaltsmuffel bezeichnet werden. Hausarbeit! Damit konnte man ihn jagen. Das ging mit dem Kochen los. Stundenlange Arbeit in eine schnell verspeiste Mahlzeit zu investieren, widerstrebte ihm zutiefst. Er vermied derartige Tätigkeiten, was ihm leichtfiel, da er sowieso keine Ahnung davon hatte.
Diese Einstellung übertrug sich auf die gesamte Hausarbeit. Er drückte sich schlicht davor. Hingegen engagierte er sich durchaus eifrig, wenn es darum ging, etwas Bleibendes am Haus fertigzustellen. Da leistete er tatsächlich einiges. Man könnte fast sagen, dass er ein gewisses handwerkliches Geschick entwickelte. Zumindest bildete er sich das ein.
Was aber die regelmäßigen Pflegearbeiten im Haushalt betraf, die fast ohne sichtbaren Effekt verpufften, so mochte er sie überhaupt nicht. Er vermisste die spektakulären Erfolge.
Hinzu kam, dass er bei diesen Kleinigkeiten nicht einmal bemerkte, wann und wo es etwas zu tun gab. Er hatte einfach keinen Blick dafür. In seiner Junggesellenzeit war er ohne derlei Dinge über die Runden gekommen, indem er einfach jede Verschmutzung vermied und, wenn sie doch geschah, dieselbe sofort korrigierte. Zum Beispiel hob er jedes kleinste Fitzelchen sofort vom Teppich auf, ließ sich aber Zeit, wenn es ums Staubsaugen ging.
Sein Verhalten orientierte sich damals an der Ökonomie. So sah er keinen Sinn darin, den Tisch abends abzudecken, wenn er ihn morgens wieder decken müsste. Das, was nicht gekühlt werden musste, konnte doch genauso gut auf dem Tisch bleiben. Da er selten Gäste hatte, ging das seinerzeit in Ordnung. Für jede Ehefrau wäre es allerdings ein Alptraum gewesen! Was langfristige Erscheinungen wie die Verstaubung der Möbel betraf, die sich kaum merklich kumulierten, so tat er erst dann etwas, wenn die Effekte für ihn sichtbar wurden. Dazu gehörte jedenfalls nicht, den Staubbelag täglich mit dem Finger zu prüfen.
In der Partnerschaft musste er sich nun nach seiner Frau richten. Wenn er ab und zu – dazu gedrängt – doch Putzarbeiten ausführte, tat er das so lustlos, dass das Ergebnis seine Frau meist nicht zufriedenstellte. Sie war, im Gegensatz zu ihrem Mann, sehr daran interessiert, dass ihr Heim sich in einem makellosen Zustand befand. Da machte sie das Wichtigste dann lieber selbst, als sich über ihren Mann zu ärgern.
Das war die eine Variante von Herrn A.s Verhalten bei der Hausarbeit. Die andere war, die Aktion generalstabsmäßig anzupacken. Zunächst wurde die Hälfte der Wohnung abgesperrt und die Möbel hinausgeschleppt – dann legte er los! … Der Berg kreißte, eine Maus ward geboren. Das Ergebnis war lächerlich im Vergleich zum Aufwand. Wenn nicht die Möbel noch falsch gestanden hätten, wäre kein Unterschied zum vorherigen Zustand zu bemerken gewesen. Frau A. indes ließ sich nichts anmerken, spielte Theater, tat hocherfreut und lobte ihren Mann. Er brauchte das.
Das ging so weit alles ganz gut.
Nur einmal war Frau A. der Geduldsfaden gerissen. Sie war gerade dabei, einen riesigen Berg Wäsche zur Waschmaschine zu schleppen, während ihr Mann lesend daneben saß. Zu allem Überfluss fiel ihr auch noch eine Socke hinunter. Da platzte sie heraus: „Du könntest mir ruhig mal helfen!“
Herr A., im Grunde seines Herzens ein gutwilliger Mensch, sprang sofort auf, klaubte die Socke vom Boden und legte sie sorgfältig auf den Wäscheberg, den seine Frau trug.
„Da, bitte sehr“, sagte er, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und setzte sich wieder.
Danach hatte sie es aufgegeben. Es galt, die unumstößliche Tatsache zu akzeptieren, dass Herr A. in dieser Hinsicht nun einmal ein Volltrottel war. Da half alles nichts.
Und es blieb nicht dabei, dass er zur Hilfe nicht zu gebrauchen war, er störte zusätzlich auch noch ihre Arbeit. So kam er manchmal freudestrahlend in die Küche, um sie zu umarmen. Dabei unterbrach er sie natürlich. Letztens fiel ihr bei solch einer Gelegenheit eine halbgeschälte Mohrrübe hinunter. Sie schrie vor Ärger auf. Herr A. versuchte, sie zu besänftigen:
„Entschuldige bitte. Das war meine Schuld.“
Der Nachsatz war überflüssig. Er erwartete wohl so etwas wie einen Widerspruch darauf, bekam aber zu hören:
„Ja. Natürlich. Wie immer.“
So leicht ließ sich seine Frau nicht manipulieren. Sie war sauer. Ihr Mann störte mehr, als er half.
Frau A. konnte ihrem Mann trotzdem nicht böse sein. Sie liebte ihn so, wie er nun einmal war.
Essen mit Hindernissen
Es geschah an einem Sonntag im Wonnemonat Mai: das Malheur mit dem Essen. Frau A. wollte eine Freundin besuchen, die auf dem Land wohnte. Da das Ehepaar nur über ein einziges Auto verfügte, das normalerweise Herr A. nutzte, und Herr A. es an diesem Tag selbst für eine Weile brauchte, erbot sich der pflichtbewusste Ehemann, sie hinzufahren und anschließend, wenn sie anriefe, wieder abzuholen. Sie würde über Mittag bleiben.
„Was wirst du zu Mittag essen“, fragte alsdann die fürsorgliche Hausfrau ihren Mann. Man muss wissen, dass Herr A. zu dieser Zeit noch rank und schlank war. Allerdings machte er auch damals nicht den Eindruck, als könne er jeden Moment verhungern. Jedoch weckte seine oft lebensuntüchtige Art ihren Fürsorgetrieb. Nur so lässt sich verstehen, dass Frau A. sich darum Sorgen machte, was er essen würde. Es ging auch weniger darum, dass er etwas äße, als was. Er sollte nicht lauter ungesundes Zeug in sich hineinstopfen.
Herr A., der nicht kochen konnte, meinte nur, das wäre nicht nötig. Sie könnten immer noch gemeinsam essen, wenn sie wieder da wäre.
„Na, wir wollen doch nicht, dass du in der Zwischenzeit Hunger leidest. Außerdem werde ich dort essen“, wies ihn seine Frau zurecht.
„Dann mache ich mir Spagetti mit Ketchup“, meinte Herr A. achselzuckend.
„Ich denke, du magst keine Spagetti!“
„Das schon, aber das ist alles, was ich selbst hinkriege.“
„Papperlapapp, du musst etwas Vernünftiges essen“, beharrte seine Frau und erklärte sich bereit, ihm ein anständiges Mittagessen vorzubereiten. Herr A. wollte wissen, was denn seine Aufgabe bei der Sache wäre.
„Keine Angst. Es ist ganz einfach: Die Kartoffeln lässt du eine halbe Stunde auf niedriger Stufe kochen, das Gemüse mit dem Hackfleisch stellst du für zwei Minuten in die Mikrowelle. Das wird dich doch nicht überfordern.“
Nein, das würde Herr A. gerade noch hinkriegen.
Insgeheim hoffte er, mit dem Essen doch warten zu können, bis seine Frau wieder da wäre.
Das versuchte er dann auch. Das Problem war nur, dass seine Frau schon einen Grund gehabt hatte vorzusorgen. Sie