Es dauerte dann mehrere Tage, bis seine Geliebte ihm die Geschichte glaubte und ihre Fensterläden wieder für ihn öffnete. Dass die eifersüchtige Nebenbuhlerin hinter dem Pferdezauber steckte, ist nicht von der Hand zu weisen.
DA WEG ZU MEIN DEANDL
Da Weg zu mein Deandl is stoani,
is stoani, is stoani,
den geh i am liabstn alloani,
alloani bei da Nacht.
Ja weil, ja weil
i harb bin auf sie,
weil i harb bin auf sie bei da Nacht.
I woaß net, soi i auffi,
soi i obi, soi i auffi, soi i obi?
I woaß net, soi i auffi, soi i obi oder soi i an Mittlweg geh?
Ja weil, ja weil
i harb bin auf sie,
weil i harb bin auf sie bei da Nacht.
Da Weg zu mein Deandl is lang und weit,
is lang und weit, is lang und weit,
drum kumm i am liabstn mitn Mountainbike, mitn Mountainbike bei da Nacht.
Ja weil, ja weil
i harb bin auf sie,
weil i harb bin auf sie bei da Nacht.
GEBRÜDER GRIMM: DAS HEMDABWERFEN
»Hier sitz ich splitterfasernackt und bloß,
wenn doch mein Liebster käme
und würfe mir mein Hemd in meinen Schoß!«
Einen Augenblick darauf wurde ihr Hemd wieder hereingeworfen und ein Gesicht erschien ihr dabei. Sie prägte sich dessen Züge ein, denn diese stimmten ja mit dem überein, der sie später freien sollte.
Die anderen Mädchen kleideten sich ebenfalls aus, allein sie machten den Fehler, dass sie ihre Hemden zusammen in einem unordentlichen Kleiderhaufen vor die Tür hinauswarfen. So aber konnten sich die gerufenen Geister nicht zurechtfinden, sondern huben vielmehr an zu lärmen und zu poltern, so unheimlich, dass es den Mädchen furchtbar graute. Flugs gossen sie ihr Feuer aus, krochen zu Bette, zogen sich die Decke über den Kopf und verharrten so bis zum frühen Morgen. Als sie dann die Türe vorsichtig öffneten, lagen ihre Hemden wild verstreut und in viele tausend kleine Fetzen zerrissen.
’S BUSSLN AUF DER ALM
Und beim erstn Kaser 7
bin i niedergsessn.
Und beim zwoatn Kaser
hab i Milli gessn.
Und beim dritten Kaser
ham mi d’Flöh vatriebn.
Und beim vierten Kaser
bin i bliebn.
Und beim erstn Bussl,
da hat s’ gsagt: I schrei.
Und beim zwoatn Bussl
war s’ scho staad dabei.
Und bei drittn Bussl
da ham d’Äugerl blitzt.
Und beim viertn hat s’ scho
’s Goscherl gspitzt.
’s Deandl is wunderschee,
i muaß aufrichtig sagn,
im ganzen Land Tirol
woaß i koa schönre wohl!
Aber an Fehler hats,
dass mehra Buama liabt,
und zwengs da Schönheit aa
an jeden kriagt.
DIE DREI LIEBHABER
Das lief alles gut so, bis zum Neujahrstag. Unabhängig voneinander kam jeder der Anwärter auf denselben Gedanken: »Heute vor Mittag werde ich zu der Angebeteten gehen und ihr alles Gute und viel Glück für das neue Jahr wünschen.«
So nahm das Verhängnis seinen Lauf, denn am Vormittag trafen alle drei gleichzeitig im Haus des Mädchens ein und aufeinander. Der Schönen war das natürlich gottserbärmlich unangenehm, den drei Werbern um ihre Gunst schwoll auch gleich der Kamm, eifersüchtige Wut wallte auf, noch wurde der Streit mit Worten geführt, aber die Situation drohte zu entgleiten.
Da trat das Mädchen notgedrungen als Schiedsrichterin unter sie und sprach: »Streitet bitte nicht lange herum, sondern zieht hinaus in die Welt. Wer mir von euch dann in einem Jahre ein Geschenk bringt, welches mir am besten gefällt, der soll mein Bräutigam werden.«
Mit dieser weiblichen List konnte sie für den Augenblick das Schlimmste verhindern, denn jeder Bewerber sah für sich noch eine Chance, ihr Herz zu gewinnen. Die drei Burschen gingen sogar noch ein Stück weit miteinander aus der Stadt hinaus bis zu einer Stelle, wo sich die Straße in drei Wege teilte. Hier beschlossen sie: Jeder geht einen anderen Weg. Nach Jahr und Tag aber wollten sie genau hier wieder zusammentreffen und sich die in der Fremde gefundenen Geschenke vorab zeigen. Keiner aber dürfe vorher allein zurückkehren: Ehrensache, Handschlag und los!
Der Erste zog lange von einer Stadt zur andern, aber er fand nichts, was ihm für ein so wichtiges Geschenk geeignet erschien. Eines Tages, weit im Süden, es war sehr heiß und er hatte Durst, kam er an einem alten Weiblein vorüber, das an der Straße Äpfel feilbot.
»Was kostet ein Pfund Äpfel hier?«, fragte er. Da lachte das Weiblein und rief: »Was, Ihr wollt ein ganzes Pfund? Wisst Ihr, was meine Äpfel wert sind? Wenn Ihr das Geld habt, mir nur einen einzigen von diesen Äpfeln abzukaufen, dann seid Ihr schon bestens bedient.«
»Du übertreibst ja schamlos, Alte«, gab der Bursch fast beleidigt zurück. »Was soll denn an diesen Äpfeln so besonders sein?«
»Madonna mia, das sind keine gewöhnlichen Äpfel, Herr«, erwiderte die Alte. »Passt auf: Wenn jemand zum Sterben krank ist und die Ärzte ihn schon aufgegeben haben, so braucht er von einem solchen Apfel nur ein klitzekleines Stückchen zu essen und er wird augenblicklich gesund aufstehen.«
Da besann sich der erste Liebhaber nicht lange, sondern kaufte um einen unverschämt