Eine „a priori synthetische Notwendigkeitsbehauptung“ könnte die Aussage sein, dass etwas physikalisch möglich ist. Eine „a posteriori synthetische Notwendigkeitsbehauptung“ würde eine (neue) Wahrnehmung erfordern und wäre die Aussage, dass ein bestimmter W/BI existiert. Ein echtes „synthetisches a priori“ Urteil, also eines, dass nicht logisch oder per Definition notwendig ist, und für welches wir keine (weiteren) Wahrnehmungen machen müssen, und das etwas über den tatsächlichen Zustand eines Sachverhaltes aussagt, müsste eine Annahme sein, welche wir auch als wahres „Urteil“ betrachten, siehe Kapitel Fundamentale Rechtfertigungsprinzipien und beste Annahmen.
Herkömmlich heißt es oft die Aussage „Wasser ist H2O“ wäre logisch notwendig, obwohl empirische Forschungen angestellt werden müssen, um die Struktur von Wasser als H2O zu erkennen. Nun wird jedoch die Kenntnis der Definitionen der Begriffe vorausgesetzt, womit auch gemeint ist, dass man alles für die Aussage relevante über die bezeichneten Gegenstände weiß. Wenn sich Wasser so definiert, dass es aus H2O bestehen muss, ist die Aussage bloß eine Tautologie bzw. Definition. Muss Wasser jedoch nicht unbedingt H2O sein, würde die Aussage z.B. das Wasser der Erde tatsächlich näher beschreiben. Sie wäre genauso logisch notwendig wahr, wie jede Aussage über Dinge, die unveränderlich sind. Dass etwas unveränderlich ist, und dass eben Wasser nicht seine Molekülstruktur ändert, ist nur eine Annahme, womit die Aussage nicht „a priori“ im strengen Sinne wahr ist. (Diese Annahme gehört jedoch wahrscheinlich mit zu den grundlegenden Annahmen der Chemie oder Physik, und wird deswegen von uns als wahr definiert, siehe Kapitel Fundamentale Rechtfertigungsprinzipien und beste Annahmen). Logisch notwendig scheinen also nur Aussagen zu sein, welche aufgrund ihrer Definition bzw. Bedeutung logisch notwendig sind. Und dazu zählt z.B. auch die Aussage „Nichts kann sein und nicht sein“, denn es ist Definition des Begriffs des Seins von etwas, dass dieses etwas dann nicht gleichzeitig nicht sein kann. „A posteriori notwendige Wahrheiten“ wie „Wasser ist H2O“ wurden herkömmlich manchmal „logische Notwendigkeit im weiteren Sinne“ genannt. Noch breiter ist der Begriff der „natürlichen“ oder „naturgesetzlichen“ Notwendigkeit, welcher auch physikalische Notwendigkeiten umfassen sollte, welche wir eben eigentlich nur als notwendig annehmen. Der Satz „Wasser ist H2O“ ist also auch nur eine Tautologie, wenn sich Wasser bereits als H2O definiert, oder eine „synthetische“, normale Aussage, die einen Sachverhalt genauer erklärt, wenn die Definition des Begriffs Wasser nicht enthält, dass es H2O ist.
Eine Aussage wie „Die Ursache fand zeitlich vor der Wirkung statt“ kann entweder nicht mehr besagen als in der Bedeutung des Begriff der Ursache steckt, weil wir Ursachen als etwas definieren, dass zeitlich früher stattfand; oder wenn dies nicht der Fall ist, kann die Aussage nur Konsequenz der physikalischen Theorien sein, bzw. nicht mehr aussagen als in diesen steckt, wenn sie eben die Annahme beinhalten, dass Ursachen immer vor ihrer Wirkung stattfinden; oder drittens die Aussage könnte nur wahr sein, wenn der Einzelfall auf den sie sich bezieht der Fall ist, die Aussage ihn also richtig beschreibt. Dies ist der Kern der Debatte, den die Klassifizierung von Aussagen durch Begriffe wie analytisch, synthetisch, kontingent, tautologisch und a priori verfehlt hat.
Daniel Wachter meint in „Die kausale Struktur der Welt“ ebenfalls, dass analytische Aussagen im Grunde nur Tautologien sind. Wenige Seiten weiter scheint Wachter sich jedoch wieder zu irren, als er meint, dass die Aussage „Der Apfel ist rot und nicht farbig“ (wobei farbig bedeuten soll, dass etwas eine Farbe besitzt) nicht selbstwidersprüchlich sei, obwohl er selbst schreibt, dass es unvorstellbar und unmöglich ist, dass etwas rot ist, ohne farbig zu sein. Denn dass etwas farbig ist, sei nicht in der Definition davon enthalten, wenn etwas rot ist. Dieser Versuch einer Klassifikation von Wahrheitsaussagen durch Begriffe wie analytisch hat seit je her Denker in die Irre geführt, ohne, dass es zu einem nennenswerten Erkenntnisgewinn kam. Das Besondere an einem „analytischem Satz im engeren Sinne“ ist, wie Wachter und auch schon Kant richtig festhielten, dass er einen Begriff in Teilbegriffe zergliedert. Z.B. „Junggesellen sind unverheiratet“ gibt also eine Eigenschaft von Junggesellen an. Wenn man unbedingt eine Bezeichnung für diese Art von Sätzen will, halte ich definierende Tautologien am besten. Denn der Satz kann als Tautologie und auch als Definition verstanden werden. Denn Definitionen mit Sprache sind immer nur Beschreibungen von Wörtern mit anderen Wörtern.
Wachter meinte, es sei eine wirkliche, synthetische Unmöglichkeit der strengsten Art, dass A die Eigenschaft B aber nicht C hat, wenn B und C nur verschiedene Sinneseindrücke der gleichen Eigenschaft von A seien. Als Beispiel nannte er, dass die Oberflächenstruktur eines Dinges einen visuellen Sinneseindruck und einen Tast-Sinneseindruck erzeugen kann. Wenn ein Ding eine bestimmte Form hat ist es jedoch eine logische Notwendigkeit, dass sich diese Form visuell und durch den Tastsinn als die gleiche Form zeigen. Bzw. ist es eigentlich eine physikalische Notwendigkeit. Oder, wenn das Ding A auch nur eine der Eigenschaften haben kann, dann ist die angebliche Notwendigkeit entweder per Definition gesetzt, sodass das Ding dann nicht mehr A wäre, oder es wäre keine Notwendigkeit bzw. eben nur eine Annahme.
Wachter schlägt vor Tautologien und Widersprüche weder als notwendig noch als kontingent zu bezeichnen. Denn zu sagen diese Aussagen sind „notwendig wahr“ oder „notwendig falsch“ sei eine unpassende Verwendung des Begriffs der Notwendigkeit, da sich dieser normaler Weise auf physikalische Notwendigkeit beziehe.
Wachter meint: „Dagegen, logische Notwendigkeit auf logische Gesetze und Naturnotwendigkeit auf Naturgesetze zurückzuführen, spricht, dass nach dieser Theorie die offenbar sinnvolle Frage, ob diese Gesetze notwendig sind oder sich ändern können, sinnlos wäre.“ Etwas als Notwendigkeit oder Gesetz zu bezeichnen, macht hier keinen Unterschied. Gesetz könnte höchstens bedeuten, dass es eine grundlegende Notwendigkeit ist, und nicht aus einer anderen folgt, wobei dies natürlich nichts daran ändert, dass auch gefolgerte Notwendigkeiten notwendig sind. Die Frage, ob sich etwas auch ändern könnte ist nie sinnlos. So könnten unsere physikalischen Gesetze auch beinhalten, dass sie nicht ewig gültig sind. Und logische Notwendigkeit könnte sich ändern, wenn wir andere Dinge als logisch definieren, also unsere Rationalität bzw. Intuition sich verändert, und wir z.B. eine Aussage wie „etwas kann sein und nicht sein“ nicht mehr als widersprüchlich betrachten. Wobei diese Möglichkeit mir nicht real erscheint.
Wachter argumentiert, dass der Begriff des Logisch-möglich-Seins nicht vergleichbar mit dem Begriff des Synthetisch-möglich-Seins ist, da ersterer bedeutet, dass etwas konsistent bzw. nicht widersprüchlich ist und letzterer, dass etwas z.B. physikalisch möglich ist. Wenn man jedoch die Begriffe in dieser Formulierung mit dem Begriff der Möglichkeit verwendet, dann kann man sie auch vergleichen und feststellen, dass physikalische Möglichkeit nur ein Teil der logischen Möglichkeit ist. Ob diese Untersuchung sinnvoll sein kann, ist eine andere Frage. Wachters Kritik ist also eigentlich, dass die Ansätze mit den Begriffen der logischen und synthetischen Möglichkeit kein nützliches Konzept bzw. keine nützliche Herangehensweise sind. „So ist es auch irreführend zu sagen, 'logische Notwendigkeit' sei eine stärkere Art von Notwendigkeit als naturgesetzliche Notwendigkeit.“ Die Begriffe und ihre behandelten Inhalte sind kategorisch verschieden bzw. einfach zu verschieden, als dass es Sinn machen würde, durch sie die Möglichkeit von etwas zu untersuchen.
Wachter argumentiert, dass Tautologien bzw. analytische Sätze in der Debatte fehl am Platz sind, da sie gar nicht etwas behaupten, was falsch sein kann. „Alles außer nicht-tautologischen Sätzen ist immun gegen Falschheit.“ Tautologien mit in der Debatte aufzuzählen, sei also so sinnvoll wie auch Fragesätze, Befehle oder bedeutungslose Wortfolgen mit aufzuzählen. „Synthetische Notwendigkeitsbehauptungen sagen von einer konsistenten Beschreibung, ob es etwas geben kann, auf das sie zutrifft, und analytische Sätze haben dieses Merkmal in keiner Weise, deshalb wäre ein Begriff von Notwendigkeit, der sie unter