Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Эротическая литература
Год издания: 0
isbn: 9783745203677
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das ist doch schon arg lang her, findest du net? Wenn ich mich recht besinn', war das bevor wir zwei uns näher gekommen sind...", stellte die Marianne klar.

      "Ja, das schon...", gab der Jäger kleinlaut zu.

      "Und deshalb bist immer noch eifersüchtig auf den Toni?"

      Auf ihrem hübschen Gesicht erschien ein liebenswürdiges Lächeln, dass dem Krainacher-Max durch und durch ging. "Zu deiner Eifersucht gibt es net den geringsten Grund, Max! Net den geringsten, hörst?"

      "Wirklich?"

      "Wirklich", bestätigte sie. "Der Toni hat bei mir keine Chance, da kann er sich bemühen, wie er will! Ich mag halt nur dich und daran wird sich auch nix ändern!"

      "Mei, ich könnt' mir keine bessere Frau denken, als dich, Marianne!"

      "Und ich mir keinen besseren Mann!"

      3

      "Bist heute aber recht spät, Max", sagte die Krainacher-Bäuerin, als ihr jüngerer Sohn an diesem Abend heimkehrte. "Draußen ist es doch schon recht dunkel!"

      "Ist offenbar viel zu tun, droben im Hochwald!", versetzte der Toni schneidend, noch bevor Max selbst etwas dazu hätte sagen können.

      Er saß zusammen mit dem Vater am Tisch. Beide waren mit dem Abendbrot schon fast fertig.

      "Genau so ist es!", erwiderte Max, nicht weniger schneidend als sein Bruder.

      Indessen stellte die Krainacher-Bäuerin Max einen Teller hin und füllte ihm auf.

      "Wirst großen Hunger haben, nehme ich an!"

      "Sicher!", nickte Max, tat seine Flinte und seine Jagdtasche bei Seite und setzte sich zu den anderen an den Tisch.

      "Was macht dein Wildschütz, Max?", hörte er den Krainacher-Bauern indessen fragen.

      "Mei, ich war ihm heut' so nah auf den Fersen wie noch nie! Auf frischer Tat hab ich ihn ertappen können, aber er ist mir dennoch am Ende durch die Lappen gegangen!"

      "So ein Pech", meinte der Bauer. "Und dabei bist doch schon so lange hinter ihm her!"

      "Eines Tages krieg ich ihn schon noch! Kannst dich drauf verlassen!"

      Jetzt mischte sich auch der Toni ein. "Vielleicht liegt's ja auch daran, wo du den Kerl suchst, dass du ihn net findest!", versetzte er spitz.

      Max wandte sich zu ihm herum und fragte gereizt: "Was meinst damit, Toni?"

      Toni zuckte die Schultern.

      "Net mehr, als ich gesagt hab'!"

      "Heraus damit! Was unterstellst du mir!", rief der Jäger erregt.

      Der Toni hob bedeutungsvoll die Schultern.

      "Nun, Max! Auf dem Bernmayer-Hof tät ich den Wildschütz net zuerst suchen!"

      Die beiden Brüder funkelten sich böse an, aber der Krainacher-Bauer schritt jetzt ein und schlug mit der geballten Faust ärgerlich auf den Tisch.

      "Schluss jetzt!", rief er.

      "Es ist doch wahr", erwiderte Toni.

      Aber der Krainacher ließ sich nicht beirren. "Mag es sein, wie es will!", meinte er. "Ich will net, dass ihr die Luft in diesem Haus mit eurem unseligen Streit verpestet!"

      Kein Wort fiel mehr.

      Auch die Bäuerin sagte nichts, aber ihrem Gesicht war deutlich anzusehen, dass sie in dieser Sache haargenau so dachte, wie ihr Mann.

      Nach einer gewissen Pause sagte dann der Krainacher-Bauer: "Ihr seid wie Katz und Hund zueinander! Und das net erst seit heute! Und dabei habt ihr euch früher so gut verstanden, wie man es sonst nur suchen konnte!"

      Jetzt wurde auch der Toni wütend und ließ die flache Hand auf den Tisch herniedersausen, dass es nur so krachte und die Krainacherin empört den Kopf schütteln musste.

      "Ich sag' doch nur, wie's ist!", behauptete der Toni aufgebracht. Dann wandte er den Kopf und sah zu Max hinüber.

      Sein Blick war dabei ganz grimmig geworden. "Es ist doch wahr, oder etwa net? Frag ihn doch mal, Vater, warum er wirklich so spät heimkommt! Ich wette, er war noch auf einem Umweg zum Bernmayer-Hof!"

      "Und wenn's so wär!", erwiderte Max schroff.

      Indessen ballte Toni die Hände zu Fäusten, stand auf und ging dann wutschnaubend zur Tür, die er nur einen Augenblick später wuchtig hinter sich zuschlug. Draußen hörte man ihn lauthals fluchen.

      Max atmete tief durch und der Krainacher-Bauer tauschte inzwischen einen etwas längeren Blick mit seiner Frau, die ihm wohl bedeutet hatte, noch etwas energischer einzuschreiten.

      Nach einer längeren Pause sagte der Krainacher-Bauer schließlich zu seinem Sohn: "Hör zu, Bub. Wir müssen miteinander reden. So geht das mit euch Zweien net weiter!"

      Max versuchte, sich zu rechtfertigen. "Ich hab versucht, Frieden zu halten, aber..."

      "Nun red ich, Max!", fuhr der Bauer dazwischen. "Ich weiß genau, wann der Händel zwischen euch beiden angefangen hat und du weißt es auch!"

      "Ich?" Max schüttelte den Kopf. "Ich weiß net, was du meinst, Vater!"

      "Es hat angefangen, seit du versuchst, dem Toni sein Madel auszuspannen?"

      Jetzt war der Max wie vor den Kopf gestoßen und schaute ziemlich ungläubig drein.

      "Was tu ich? Dem Toni sein Madel abspenstig machen?"

      Der Krainacher-Bauer sah ziemlich ernst drein.

      "So ist es!", erklärte er.

      "Sprichst vielleicht von der Bernmayer-Marianne?"

      Der Bauer nickte.

      "Ganz recht, das tu ich! Der Toni bemüht sich schon lange um das Madel, falls du das net gewusst haben solltest - was ich kaum glauben kann! Und nun versuchst du ihm dazwischenzufunken. Geht man so um zwischen Brüdern?"

      Max schüttelte entschieden den Kopf.

      "Vater, die Sach' ist ganz anders!"

      "Ach!", machte der Vater.

      "Die Marianne ist keinesfalls das Madel vom Toni!", erklärte Max aufgebracht. "Sie will von ihm gar nix wissen, nur der Toni glaubt ihr das net!"

      "Weil du ihr den Kopf verdreht hast, vielleicht!"

      Max schon den Teller von sich. Ihm war nun gründlich der Appetit vergangen.

      Er hob verzweifelt die Schultern und erwiderte: "Glaubst du vielleicht, die Marianne ist so leicht zu beeinflussen, dass sie durch ein Augenzwinkern gleich zu einem willenlosen Geschöpf wird?"

      "Bloß durch ein Augenzwinkern vielleicht net..."

      "Verlass dich drauf, Vater! Die Marianne weiß schon recht genau, was sie will - und natürlich auch, was sie net will, hörst du?"

      Max war schon drauf und dran, ebenso wie sein Bruder einfach aufzustehen und hinauszulaufen, aber der Krainacher-Bauer hielt seinen Sohn am Arm.

      "Wart noch einen Moment, Max!", forderte