Brandolf zog es für einen kurzen Augenblick in Erwägung, die drei aufzuhalten und den Mönch nach diesem Faolán zu befragen. Vielleicht stand das Vergehen dieser beiden Sünder ja im Zusammenhang mit dem Ausschluss des besagten Novizen. Doch wenn selbst der Prior nicht wusste, wo sich Rogar aufhielt, weshalb sollte es ausgerechnet dieser Mönch wissen? Zudem würde dieser Faolán, sollte er der gesuchte Rogar sein, sich längst irgendwo außerhalb der Abtei durchschlagen. Womöglich in einer nahegelegenen Stadt. Der Krieger verwarf den Gedanken, den beleibten Mönch zu befragen und eilte zu seinem Pferd. Er durfte jetzt keine Zeit vergeuden. Am besten wäre es, nach Neustatt zu reiten und dort nach dem Jungen zu suchen.
Zurück bei seinen Getreuen saß Brandolf auf und spornte sein Ross an. Im Galopp stoben die vier Reiter aus dem Tor des Klosters.
Das rothaarige Mädchen, das sich im nahen Unterholz des Wegesrandes verborgen hielt, fiel ihnen dabei nicht auf. Nachdem die Reiter vorbeigeprescht waren und der Staub sich wieder gelegt hatte, spähte es vorsichtig aus dem Gebüsch. Svea beobachtete das Tor der Abtei mit Neugier und Sehnsucht. Sie kam schon seit einigen Tagen immer wieder in der Hoffnung hierher, etwas über Faolán in Erfahrung zu bringen. Seit ihrem letzten Treffen spürte sie, dass er in großen Schwierigkeiten steckte. Heute war dieses Gefühl besonders stark. Eine merkwürdige Stille lag über der Abtei, die Svea Angst machte. Doch so gerne sie etwas unternommen hätte, ihr waren die Hände gebunden. Sie durfte das Klostertor nicht durchschreiten, mochte es noch so weit offen stehen. Trotz all ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten war Svea nicht in der Lage, Faolán zu helfen, ihn zu retten. Nüchtern betrachtete sie ihre machtlosen Hände. In ihren traurigen Augen spiegelten sich Hilflosigkeit und Gewissheit wider. Die Gewissheit, dass ihre Sehnsucht nicht mehr gestillt werden würde. Eine abgrundtiefe Verzweiflung überkam sie und nahm ihr jegliche Kraft und jede Hoffnung.
Noch einmal schaute Svea zu der Abtei hinüber. Dann senkte sie ihren Blick und begann sich langsam in das Unterholz zurück zuziehen …
ENDE TEIL 1
Danksagung
„Meinen Dank möchte ich all jenen aussprechen, die all die Jahre an die Umsetzung und Veröffentlichung dieses Buches geglaubt haben. Allen voran meiner Frau und meinen Kindern. Dank geht auch an Dr. Peter Reiter – in seinen Seminaren habe ich den notwendigen Weitblick erhalten.
Ich verneige mich vor all meinen Helfern im Hintergrund, die mich fachlich beraten und tatkräftig unterstützt haben – und lieber anonym bleiben wollen. Ihr wurdet nicht müde, mich eines Besseren zu belehren … oft mit Recht.“
Holger Weinbach
Die Eiswolf-Saga
Irrwege
Teil 2
Für Lovis
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