Die Eiswolf-Saga. Teil 1-3: Brudermord / Irrwege / Wolfsbrüder. Drei historische Romane in einem Bundle. Holger Weinbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Holger Weinbach
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Die Eiswolf-Saga
Жанр произведения: Историческая литература
Год издания: 0
isbn: 9783862827718
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      Weinbach, Holger: Die Eiswolf-Saga. Teil 1-3: Brudermord / Irrwege / Wolfsbrüder. Drei historische Romane in einem Bundle. Hamburg, acabus Verlag 2020

      Originalausgabe

      ePub-eBook: ISBN 978-3-86282-771-8

      Print: ISBN 978-3-86282-659-9

      Lektorat: Daniela Sechtig, acabus Verlag

      Covermotiv: nach einem Runenstein von Erik dem Roten, mit freundlicher Genehmigung des Ribe VikingeCenter, Lustrupholm, Lustrupvej 4, DK-6760 Ribe

      Umschlagsgestaltung: Anja Kaiser (www.anja-kaiser.com)

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Der acabus Verlag ist ein Imprint der Bedey Media GmbH,

      Hermannstal 119k, 22119 Hamburg.

      _______________________________

      © acabus Verlag, Hamburg 2020

      Alle Rechte vorbehalten.

      http://www.acabus-verlag.de

      Inhalt

       Cover

       Impressum

       Brudermord

       Irrwege

       Wolfsbrüder

       Der Autor

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      Holger Weinbach

      Die Eiswolf-Saga

      Brudermord

      Teil 1

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      Für Gabriele

      Anno 949 – Svea – Prolog

      Die Sonne brannte unbarmherzig auf die spröde, rissige Erde der Lichtung und keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen. Alveradis wusste allerdings, dass dies nicht eines der gefürchteten Dürrejahre werden würde, welches die gesamte Ernte zunichte machen könnte. Obwohl der letzte ausgiebige Regen bereits einige Wochen zurücklag, wiesen die Blätter der angrenzenden Bäume noch immer ein sattes Grün auf. Sie vermochten diese Trockenheit zu überdauern, doch nicht alle Pflanzen konnten diese Hitze in gleichem Maße überstehen. Aus diesem Grunde lockerte Alveradis die Erde ihrer Kräuterbeete mit einem angespitzten Stab auf und bewässerte sie. Etwas außer Atem strich sie eine graue, lockige Strähne aus dem Gesicht und stützte sich auf den Stab. Obwohl sie schon viele Winter gesehen hatte, fühlte sie sich noch immer jung und kraftvoll. Mit einer schützenden Hand über den Augen blinzelte Alveradis in den strahlend blauen Mittagshimmel. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, denn sie konnte den herannahenden Regen bereits fühlen. Sie spürte es stets, wenn Niederschlag im Anzug war, selbst wenn sich noch keine Wolken am Himmel zeigten. Lange würde es jetzt nicht mehr dauern.

      Alveradis’ Mutter hatte früh erkannt, dass ihre Tochter, ebenso wie sie, das Gesicht besaß. Eine Gabe, Dinge zu sehen, die einst waren, sind und vielleicht eines Tages sein werden. Unter der Führung ihrer Mutter hatte Alveradis schon als Kind begonnen, mit dieser besonderen Fähigkeit zu leben, statt sich davor zu fürchten, das sehen zu können, was den meisten Menschen auf immer verborgen bleiben sollte.

      Furcht war einer der Gründe, warum Alveradis lieber allein im Wald lebte. Nicht ihre eigene, sondern die der anderen. Denn wer das Gesicht besaß, wurde oft gefürchtet und konnte allzu schnell das Misstrauen und den Hass der anderen auf sich ziehen. Ihre Mutter hatte früh den Kontakt zu anderen Menschen gemieden, wurde jedoch von ihnen aufgesucht, wenn sie ihre Hilfe benötigten. Ja, obwohl man sie argwöhnisch betrachtete, war Alveradis weithin als weise Frau bekannt, und wenn der Klerus bei Krankheiten keinen Rat wusste, so wandten sich die Menschen an sie.

      Mit geschlossenen Augen holte Alveradis tief Luft und genoss die heißen Sonnenstrahlen. Sie mochte den Duft des Waldes, doch im Herbst liebte sie ihn ganz besonders. Dann vermischte sich eine Vielzahl von Gerüchen, die es nur zu dieser Jahreszeit gab, auf ganz eigene Weise. Tod und Vergänglichkeit lagen darin, doch das störte Alveradis nicht. Sterblichkeit gehörte für sie ebenso zum ewigen Kreislauf des Lebens wie die Geburt eines jeden Wesens, sei es Mensch, Tier oder Pflanze.

      Mit dem Sommerduft in der Nase, aber dem Geruch des Herbstes in Erinnerung, ließ sie sich auf ihrem Lieblingsplatz nieder: einem alten Baumstamm, der vor langer Zeit entwurzelt worden war. Äste und Rinde waren längst verschwunden. Das einst braune Holz des Stammes hatte eine felsengleiche, graue Farbe angenommen und nur noch die dicksten Wurzelansätze ragten bizarr in alle Richtungen. Der Stamm lag im Schatten der Bäume und bot ein willkommenes, kühles Plätzchen.

      Alveradis genoss die Ruhe und ihr Blick schweifte über die Lichtung. Neben dem kleinen Kräutergarten befand sich ihre windschiefe Hütte. Sie stand schon lange hier und zwei große Eiben in ihrer Nähe hatten bereits begonnen, sie mit ihren Ästen zu vereinnahmen.

      Die Hütte bot gerade ausreichend Platz, um eine Schlafstätte, eine Feuerstelle und einen winzigen Tisch mit einer kleinen Bank zu beherbergen. Entlang der Wände befanden sich einige grob gezimmerte Regale. Allerlei Behältnisse und Kleinutensilien mit Heilmitteln standen dort neben Symbolen der alten Gottheiten in scheinbarer Unordnung.

      Ihr Blick zog weiter über die kleine Wiese hinweg, bis zu den drei großen, flachen Felsen aus dunklem Gestein. Sie waren alt und gewaltig. Sie mochten Alveradis nahezu um das Zweifache überragen, stünden sie noch aufrecht an ihrem Platz. Doch sie lagen eigenartig auf dem Erdboden, als seien sie vor langer Zeit gestürzt worden. Seltsamerweise waren sie weder von Moos noch von Buschwerk überwuchert, sondern lagen frei wie eben erst in das Gras gebettet. Alveradis fragte sich oft, ob sie einst von Menschen- oder Götterhand an diese Stätte gebracht worden waren.

      Wind und Regen hatten die Felsen mit der Zeit gratlos blank geschliffen, dass sie in der Mittagssonne glänzten. Vermutlich standen sie einst gerade nebeneinander und mochten in früheren Tagen einmal Teil eines Steinkreises der alten Götter gewesen sein.

      Alveradis konnte die Energie spüren, die von dem Gestein ausging. Eine Kraft, die sie als so überwältigend empfand, dass sie es nie wagte, sie auch nur mit den Händen zu berühren. Sie respektierte ihre Existenz und die Kraft dieser Felsen und fühlte sich in ihrer Gegenwart sogar wohl, hielt jedoch stets einen gebührenden Abstand zu ihnen.

      Alveradis lehnte sich zurück, schloss die Augen und ließ sich von dem sanften Rauschen der Blätter treiben. Plötzlich brach ein kleiner Junge mit lautem Rascheln durch das Blattwerk des Unterholzes und trat am gegenüberliegenden Ende auf die Lichtung. Unsicher, ob er hier wohl richtig war, zögerte er kurz. Es schien, als habe er nicht erwartet hier auf eine Behausung zu stoßen, obwohl sie doch sein Ziel war. Erst als er Alveradis erblickte, erhellte sich sein Gesicht, und er machte ein paar vorsichtige Schritte auf sie zu.

      „Alva“, rief er zaghaft ihren Namen, wofür der kleine Brun all seinen Mut aufbringen musste. Angespannt stand er da und wusste nicht, ob er einen weiteren Schritt auf sie zu wagen sollte.

      „Komm ruhig näher“, sprach Alveradis mit freundlicher Stimme und streckte ihm eine Hand entgegen. „Ich beiße nicht!“ Ihr Lächeln überzeugte den Knaben