Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand. Glenn Stirling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Glenn Stirling
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Короткие любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9783745203141
Скачать книгу
Bursche jetzt auszubreiten versucht.“

      „Er hat gesagt, wenn ich zur Polizei ginge, das wäre ihm egal. Die Briefe für alle in Frage kommenden Leute hätte er schon geschrieben und frankiert. Sein Freund werde die dann sofort abschicken.“

      Er schwieg und überlegte. Sie sah ihn währenddessen von der Seite an und legte wieder ihre Hand auf seinen Arm. Dann flüsterte sie unter Tränen:

      „Gert, verzeih mir. Ich will für alles einstehen, aber bitte, Gert, verzeih mir!“

      Er wandte sich ihr zu und betrachtete ihr blondes Haar, die blauen, jetzt mit Tränen gefüllten Augen, ihr schmales Gesicht, die reizend geschwungenen Lippen.

      „Bitte!“, flüsterte sie, und eine Träne rann ihr über die rechte Wange.

      Sie glitzerte wie rinnendes Quecksilber.

      Es mag töricht sein, dachte Dr. Wolf noch, aber dann dachte er gar nichts mehr, sondern umarmte sie, presste ihr tränenfeuchtes Gesicht an seine Brust und küsste sanft ihr Haar.

      Die Mauer, die er zwischen sich und ihr errichtet hatte, brach schnell zusammen.

      *

      NACH DER KONFERENZ lud Peschke seine Vorstandskollegen zu einem kleinen Umtrunk ein. Das Ergebnis müsse, wie er sich ausdrückte, ordentlich durchnässt werden.

      Zwei der Herren entschuldigten sich und gingen. Die anderen nahmen die Einladung an. und so versammelte sich der große Teil des Kollegiums im Ratskeller wieder. Peschke. dem der Wein schmeckte, ließ große Worte tönen, man zog sich in ein Nebenzimmer zurück und feierte dort bis in den Abend. Die Ehefrauen erfuhren etwas von einer wichtigen Besprechung, und gegen 21 Uhr wechselte man vom Ratskeller in die „Schwarze Katz“ über, einem Nachtlokal. Von einem lukullischen Abendessen wieder fit geworden, ging man vom Wein zu den harten Drinks über. Zwei flotte Bardamen hoben die Stimmung der acht Herren erheblich, und schließlich sonderten sich drei der Herren vom Club der anderen ab, darunter Peschke. Während also die übrigen fünf sich von Taxis heimfahren ließen, amüsierte sich Peschke mit seinen beiden Getreuen und drei grell geschminkten Blondinen weiter.

      So gegen 23.30 Uhr waren die drei Männer blau wie die Veilchen. Die „Damen“ zogen sich zurück, als sie herausfanden, dass nichts mehr zu holen war. Und nun bemächtigte sich der Hausportier der drei. Weil Peschke bereits krakeelte, wurden sie kurzerhand und diskret an die Luft geschafft. Der Portier aber wollte sich die Zuneigung Peschkes, den er kannte, nicht verscherzen. Also schleppte er alle drei zu Peschkes Mercedes. Er setzte sie sogar noch hinein, zog aber den Zündschlüssel aus Peschkes Tasche und beschloss, den morgen früh zu Peschkes Fahrzeugmeister zu bringen.

      Kurz vor Mitternacht bekam Peschke wieder einen klaren Augenblick. Er suchte seinen Schlüssel, fand ihn aber nicht. Neben ihm lag halbschräg einer der Saufkumpane, hinten lag schnarchend der andere.

      Peschke entsann sich des Zweitschlüssels, den er mit Leukoplast unter dem Armaturenbrett angeklebt hatte. Er fand ihn auf Anhieb, doch das Einstecken ins Schloss bereitete ihm einigen Kummer. Als es endlich soweit war, bekam Peschke plötzlich arges Herzklopfen. Ihm wurde speiübel, und er rang nach frischer Luft. So öffnete er die Tür, fiel fast aufs Pflaster und übergab sich. Danach wurde es keinesfalls besser. Ihm rann kalter Schweiß von der Stirn, und sein Körper bebte in einem Schwächeanfall. Das Herz pochte wie rasend.

      In seiner Angst schüttelte er den Gewürzgroßhändler Peine, der neben ihm schnarchte. Peine wachte auf, glotzte Peschke verständnislos an und murmelte:

      „Du alte Flasche, was willst du?“

      „Egon! Hör doch, Egon, mir ist so schlecht! Fahr mich nach Hause! Fahr mich schnell nach Hause!“

      Egon Peine grunzte wie ein Rüsseltier und murmelte:

      „Dummer Mensch. Bin doch besoffen ... Fahr selbst.“

      „Mir ist ... mir ist so schlecht! Fahr mich doch ... es ist ... nicht weit. Egon! Hör doch, Egon!“

      Egon rülpste, sank wieder in sich zusammen und schlief weiter. Auch von hinten ertönte nur rasselndes Sägen.

      Das Herzklopfen wurde schlimmer. In der Schulter war so ein furchtbarer Druck, als habe man ihm Blei in die Brust gegossen. Ein Herzinfarkt, ich bekomme einen Herzinfarkt, dachte Peschke verzweifelt.

      Er saß ganz still, die Tür noch immer offen. Und ganz allmählich wurde es besser.

      Und in seiner Not bemerkte er nicht, was sich unter ihm tat. Vorhin, als er den Schlüssel suchte, hatte er die Handbremse gelöst. Der Gang war nicht eingelegt. Der Platz, auf dem der Wagen stand, hatte ein sanftes Gefälle. Vielleicht wäre der Wagen nicht weggerollt, hätte man ihn nicht bewegt. Aber Peschkes hastige Bewegungen vorhin, das Türöffnen oder was sonst es gewesen sein mag, brachten den Wagen zum Rollen. Erst ganz langsam. Auf dem Betonboden des Parkplatzes rollte er fast unmerklich. Doch allmählich drehten sich die Räder schneller, immer schneller, dann die Straße, darüber hinweg, der Fußweg, ein Aufprall auf den Bordstein, dann quer über den Fußweg, hier in die riesige Scheibe des Selbstbedienungsladens. Grelles Neonlicht. Bunte Auslagen.

      Peschke fiel von dem Anprall am Bordstein fast aus dem Wagen, klammerte sich instinktiv am Lenkrad fest. Dann sah er das Bunte der Auslagen auf sich zukommen, Apfelsinen, Zitronen, Äpfel, Kaffeekartons, Schilder, Konserven. Die Scheibe zerbarst, der Wagen wirbelte die Auslagen zur Seite, das Licht erlosch. Und dann schmetterte etwas auf Peschkes Kopf. Er war sofort bewusstlos.

      *

      DR. HELM LAG MIT EINER Angina zu Bett. Als Dr. Wolf nach dem Treffen mit Inge zur Klinik zurückkehrte, bat ihn Oberarzt Dr. Holmann, den Nachtdienst zu übernehmen.

      „Sie sehen übrigens nicht gut aus, Wolf. Müde? Am besten legen Sie sich ein paar Stunden hin, damit Sie heute Abend fit sind.“

      Dr. Wolf dachte daran, dass er eigentlich am Abend zu diesem Hans gehen wollte, doch dann überlegte er es sich anders. Er rief Kommissar Glanz an. Doch er bekam ihn erst nach einer Stunde.

      „Herr Kommissar“, sagte Dr. Wolf, nachdem sie sich begrüßt hatten, „ich bitte Sie um Ihre Hilfe. Ich kann hier im Augenblick nicht weg. Könnten Sie mich aufsuchen? Zwar habe ich jetzt dienstfrei, aber ich muss noch zwei Berichte schreiben, die brennend eilig sind.“

      „Gut, Herr Doktor, ich bin gleich da. Aber ich habe auch eine Bitte. Als ich letztens bei Ihnen war, hat mir Ihre Schwester Gerda einen so wunderbaren Kaffee gekocht. Fragen Sie sie doch, ob sie das wieder für mich täte!“

      Ein paar Minuten später sprach Dr. Wolf mit Schwester Gerda und trug ihr den Wunsch Kommissar Glanz’ vor. Sie strahlte übers breite Gesicht und rief:

      „Mit ’nem janz jroßen Vergnüjen, Doktorchen! Der bekommt ’nen Muckefuck, an den er sich bis ins Jrab erinnert. Und Sie haben ’n Kaffee och dringend nötig, wie?“

      „Ich möchte es nicht abstreiten. Er muss gleich da sein, der Herr Kommissar.“

      Neugierde glomm in ihrem Blick auf.

      „Is’ wieder was mit ’m Frollein Peschke? Na, von der kommt och nie nischt Jutes!“

      „Ich muss schon bitten, Schwester Gerda! Kümmern Sie sich bitte nicht um solche Dinge. Und etwas anderen Ton, was Fräulein Peschke betrifft, wenn ich bitten darf!“

      Sie machte ein beleidigtes Gesicht und schmollte:

      „Bei Sie wird einer och nie schlau. Heute jrün und den nächsten Tag rot.“

      So zog sie ab.

      Kommissar Glanz hielt Wort. Dr. Wolf empfing ihn in seinem Büro und erzählte ihm ausführlich die ganze Geschichte. Dann gab er ihm die Adresse von diesem Haus.

      Der