Sammelband 6 Krimis für Strand und Ferien - Club der Mörder und andere Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745203356
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die ziemlich stark befahren war. Autos rasten in einem steten Rhythmus an der Ausfahrt vorbei. Selbst um diese Zeit noch.

      Ich bewegte mich vorwärts, die Waffe immer noch im Anschlag.

      Als ich die Straße erreichte, wusste ich, dass wir verloren hatten. Der Kerl war uns entwischt. Ich blickte den Bürgersteig in beide Richtungen entlang. Nirgends war jemand zu sehen.

      Hinter mir vernahm ich Schritte. Es war Milo, der sich ebenfalls mit der Waffe in der Hand näherte. Ich drehte mich halb herum und schüttelte den Kopf.

      "Der ist weg!", meinte ich.

      Milo nickte düster. "Ein gewöhnlicher Einbrecher war das ja wohl nicht, Jesse!"

      Ich steckte meinen Revolver weg.

      "Da hat jemand ganz schön kalte Füße bekommen!"

      "Du sagst es."

      "Ich hoffe nur, dass der Kerl nicht das gefunden hat, wonach er suchte!"

      28

      Nicht lange und in Dobbs Wohnung wimmelte es von Polizisten.

      Wir hatten ein Team der SRD angefordert, das jetzt alles genau unter die Lupe nahm. Vielleicht gelang es uns, einen Hinweis zu finden. Ich sah mir das Telefonregister an.Viele Namen waren nicht darin eingetragen. Die meisten waren dienstlich. Sein Revier, Nummern von Kollegen. Billy Dobbs schien tatsächlich jemand gewesen zu sein, der kaum private Freundschaften pflegte. Aus welchem Grund auch immer.

      Aber eine Eintragung fiel mir auf.

      Reverend Paul Mincuso.

      Ehrlich gesagt hatte ich nicht erwartet, in Dobbs jemanden zu finden, der besonders gläubig war. Irgendwie schien mir seine gesamte Lebenseinstellung zu pessimistisch.

      Als ich Milo darauf ansprach, meinte dieser: "Den Reverend sollen wir unbedingt befragen. Wäre doch möglich, dass er ihm Dinge anvertraute, über die er sonst mit niemandem gesprochen hätte. Jesse, das war ein Mann, der von der Welt tief enttäuscht war. Er kämpfte gegen das Verbrechen und musste mitansehen, wie viele von denen, die er überführt zu haben glaubte, wieder auf freien Fuß kamen. Und er musste miterleben, wie sein Partner ermordet wurde. Zweifellos hat er sich immer wieder nach dem Grund gefragt. Warum? Wie kann so etwas geschehen? Das sind Fragen, die schon manche Leute geradewegs zu einem Prediger geführt haben.."

      Ich nickte langsam.

      "Vielleicht hast du recht."

      Eine halbe Stunde später erschien dann eine junge Frau in der Wohnungstür. Sie sah ziemlich fassungslos aus, als sie das Chaos sah, das hier herrschte.

      Sie hatte schulterlanges, blondes Haar, das ihr in einer offenen Mähne hinunterfiel. Ihre Züge waren feingeschnitten.

      Sie trug Jeans, Pullover und eine Jacke. Aber auch dieses eher praktische Outfit konnte ihre gute Figur nicht verbergen. Mit einer fahrigen Geste strich sie sich das Haar zurück und sah mich an, als ich und Milo uns zu ihr umdrehten.

      "Wer gibt Ihnen das Recht..."

      "Jesse Trevellian, FBI", unterbrach ich sie und hielt ihr meinen Dienstausweis hin. Ich deutete auf Milo. "Das ist mein Kollege Special Agent Milo Tucker. Sie sind..."

      "Catherine Dobbs!", sagte sie gereizt. "Und ich wohne hier!"

      "Woher kommen Sie jetzt?"

      "Wollen Sie mich verhören, Mr. Trevellian?"

      "Es war nur eine Frage, Miss Dobbs!"

      Sie atmete tief durch und verschränkte die Arme unter der Brust. Die Reisetasche, die sie bei sich gehabt hatte, stand neben ihr auf dem Boden.

      "Ich war ein paar Tage verreist", sagte sie. "Was ist geschehen? Warum..." Sie sprach nicht weiter. Ich machte einen Schritt auf sie zu. Und dann versuchte ich ihr in knappen Worten zu sagen, was mit ihrem Bruder geschehen war.

      Sie sah mich völlig entgeistert an.

      Ihr hübsches Gesicht wurde totenblass dabei.

      "Sagen Sie, dass das nicht wahr ist", flüsterte sie. "Mein Bruder..." Sie schluckte und schüttelte leicht den Kopf. Ein paar Haarsträhnen fielen ihr in die Augen. Etwas glitzerte auf ihre pfirsichglatten Wange.

      Tränen.

      Ich fasste sie vorsichtig bei den Schultern. Ihre Augen waren glasig. Ihr Blick leer. Sie wirkte wie unter Schock.

      "Das ist nicht wahr", murmelte sie immer wieder.

      Ich führte sie zu einem der Sessel.

      Sie ließ sich darin fallen.

      Und dann schluchzte sie hemmungslos.

      Eine brauchbare Aussage würden wir heute kaum noch von ihr bekommen.

      29

      Am nächsten Morgen sahen Milo und ich nochmal im achtzehnten vorbei. Captain Fernandez stellte uns Lieutenant James Crasco vor, der mit Billy Dobbs gut bekannt gewesen war.

      "Wo können wir uns mit Ihnen ungestört unterhalten?", fragte ich.

      Lieutenant Crasco zuckte die Schultern. "Warum nicht in der Kantine? Um diese Zeit ist da noch niemand."

      "Meinetwegen."

      Fünf Minuten später saßen wir an den etwas schmucklosen Tischen. Sie waren schon ziemlich angejahrt. Aber das ewig überzogene Budget der Stadt New York würde wohl dafür sorgen, dass sie das neue Jahrtausend noch erleben würden.

      "Schlimme Sache, das mit Billy", sagte Crasco dann. Er zündete eine Filterlose auf eine so routinierte Weise an, dass sie den Kettenraucher verriet.

      Dann sah er Milo und mich nacheinander an und stockte mitten in der Bewegung. "Meine Güte, ich hoffe, Sie gehören nicht zu diesen militanten Nichtrauchern! Neuerdings darf ich noch nicht einmal im Büro qualmen. Nichtraucherschutzgesetz nennt sich das! Von der Kantine mal ganz zu schweigen. Darauf steht schon fast der elektrische Stuhl..." Er lachte heiser und setzte dann mit sehr ernstem Gesicht hinzu: "Ich war schon drei Wochen auf Menthol-Zigaretten umgestiegen, aber jetzt, nach der Sache mit Dobbs..." Er atmete tief durch.

      "Das hat mich schon ganz schön mitgenommen."

      Ich sagte: "Erzählen Sie uns alles, was Sie über ihn wissen."

      "Meine Güte..."

      "Jedes Detail kann wichtig sein."

      Crasco stützte das Kinn auf die Faust und wirkte sehr nachdenklich. "Um ehrlich zu sein, in letzter