Sammelband 6 Krimis für Strand und Ferien - Club der Mörder und andere Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745203356
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      "Miss Dobbs!", rief ich noch einmal. "Hier spricht das FBI!"

      Lautlos zogen wir unsere Waffen aus den Gürtelholstern.

      Ich wechselte einen kurzen Blick mit Milo.

      Dieser nickte dann.

      Im nächsten Moment holte ich zu einem gewaltigen Fußtritt aus, der die Tür zur Gänze aufspringen ließ.

      Mit der Waffe im Anschlag stürmte ich vorwärts, während Milo mich von hinten sicherte. Innerhalb von Sekundenbruchteilen glitt mein Blick durch einen Raum, der die Form eines Halbrunds hatte. Ich sah eine Garderobe, an der ein Mantel hing. Eine etwas hausbacken wirkende Kommode mit einem ultramodernen Telefon darauf. Daneben das New Yorker Telefonbuch, das wie ein riesiger Backstein aussah.

      Niemand war zu sehen.

      Von diesem halbrunden Empfangraum aus, führten Türen in die anderen Räume der Wohnung.

      Die Tür ganz links stand halb offen.

      Licht brannte dort.

      Ein schabendes Geräusch drang an mein Ohr, wie von einem über den Boden schlurfenden Schuh.

      "Hier ist das FBI! Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus!"

      rief ich und bekam eine postwendende Antwort in Form eines Geschosses. Es krachte durch die halb geöffnete Tür hindurch und pfiff dicht an meiner Seite vorbei. Irgendwo hinter mir blieb es in der Wand stecken und ließ die Tapete von der Wand herunterblättern.

      Mit einem Sprung war ich neben der Tür ganz links und presste mich gegen die Wand. Die nächste Bleiladung krachte derweil durch das dünne Holz der Tür hindurch und riss ein weiteres, beinahe handgroßes Loch hinein.

      Dann hörte ich Schritte.

      Ich stieß die Tür mit einem Tritt auf.

      In dem Raum dahinter herrschte ein einziges Chaos. Es war eine Art Wohnzimmer. Schubladen waren aus den Schränken gerissen und auf den Fußboden entleert worden. In einer Ecke stand ein Schreibtisch, dessen verschließbare Fächer aufgebrochen worden waren. Einer der klobige Sessel war umgestürzt.

      Ein kühler Luftzug kam durch das offene Fenster herein.

      Niemand schien im Raum zu sein.

      Ich durchquerte das Chaos. Aus den Augenwinkel sah ich, dass Milo jetzt an der Tür war.

      Ein paar Schritte und ich hatte das Fenster erreicht. Ich blickte hinab. Feuertreppen führten hinunter. Und irgendwie erwartete ich, ein paar hektische, metallisch scheppernde Schritte auf den aus Rosten gefertigten Stufen zu hören.

      Aber da war nichts. Ich lauschte in die Nacht. Ein Gemisch aus Straßenlärm und einigen anderen, undefinierbaren Geräuschen drang an mein Ohr. Aber nicht das, was ich erwartete.

      Mein Blick ging forschend über den Hinterhof. Dort herrschte schlechte Sicht. Es war ziemlich dunkel. Und in den großen, dunklen Schatten konnte der Kerl, den wir hier auf frischer Tat erwischt hatten, sich sehr wohl verbergen.

      Aber ich glaubte nicht daran.

      Mein Instinkt sagte mir, dass er so weit noch nicht geflohen sein konnte. Es war unmöglich.

      Ich wandte mich kurz zu Milo herum und sagte leise: "Er muss noch auf der Feuertreppe sein. Ich bin mir sicher..."

      "Wenn wir ihn kriegen, kann das der Schlüssel zur Lösung dieses Falles sein..."

      "Ich weiß. Versuch, mir Feuerschutz zu geben, okay?"

      "Okay, Jesse!"

      27

      Vorsichtig brachte ich eine Stufe nach der anderen hinter mich. Die Feuertreppe führte im Zickzack in die Tiefe. Ich hatte die Waffe im Anschlag und beobachtete aufmerksam den großen dunklen Fleck, der über den unteren beiden Absätzen zu hängen schien. Dort konnte mein Kerl in aller Geduld auf mich warten.

      Warten auf den günstigsten Zeitpunkt, um den G-man, der ihm auf den Fersen war, ins Jenseits zu schicken.

      Stufe um Stufe brachte ich hinter mich und hatte dabei das untrügliche Gefühl, eine Zielscheibe zu sein. Ich versuchte, keinen Laut zu verursachen. Aber das war schwierig. Die Stahlschrauben, mit denen die Stufen befestigt waren, saßen nicht mehr fest genug. Die Stufen waren locker und wenn man nicht aufpasste, gab es ein schepperndes Geräusch.

      Den ersten Absatz hatte ich schließlich erreicht.

      Und eine lange Minute später auch den zweiten.

      Ich sah kurz hinauf zu Milo.

      In der nächste Sekunde blitzte etwas in der Dunkelheit auf.

      Ein Schuss pfiff dicht an mir vorbei und berührte den Handlauf der Feuertreppe. Funken sprühten. Auch der zweite Schuss kratzte am rostigen Metall.

      Ich riss die Waffe herum und schoss dorthin, wo ich das Mündungsfeuer hatte aufblitzen sehen. Es war ein Schuss aufs Geratewohl.

      Milo schoss auch, obwohl er von seiner Position aus sicher noch geringere Chancen hatte, den Kerl zu treffen, als ich.

      Eine Gestalt lief dann quer über den Hinterhof. Nur für einen Sekundenbruchteil sah ich den Kerl im Licht, das aus einer Fensterfront drang. Er ballerte in meine Richtung.

      Immer wieder drückte er seine Waffe und deckte mich regelrecht mit Geschossen ein. Allerdings waren seine Schüsse glücklicherweise nicht sehr präzise.

      Ich kauerte in geduckter Haltung da und starrte ihn an. Der Kragen seiner Jacke war hochgeschlagen. Nur die Augen waren zu sehen. Sein Haar wurde von einer Mütze bedeckt. Eine brauchbare Beschreibung würde ich von ihm nicht liefern können.

      Noch einmal drückte er ab.

      Dann machte es klick.

      Er hatte seine Waffe leergeschossen. Ich tauchte aus meiner unvollkommenen Deckung hervor und richtete die Waffe in seine Richtung.

      "Stehenbleiben!", rief ich.

      Er rannte in die Dunkelheit.

      Eine Warnschuss feuerte ich ihm dicht hinter die Füße, doch dann war er in der Dunkelheit verschwunden.

      Ich stolperte die Feuertreppe hinunter. Zwei, drei Stufen nahm ich mit einem Sprung. Ich wusste, dass ich schnell sein musste. Sonst war der Kerl entweder endgültig über alle Berge oder hatte zumindest seine Waffe nachgeladen.

      Milo folgte mir.

      Ich hörte seine Schritte auf den Blechstufen.

      Endlich war ich unten, auf dem Asphalt des Hinterhofs angelangt. In einer Entfernung von vielleicht zwanzig Metern stand eine Gruppe von Müllcontainern. Dort sah ich eine Bewegung. Instinktiv ließ ich mich seitwärts fallen. Ein Schuss bellte auf. Ich rollte mich am Boden herum und feuerte mit meiner Waffe zurück.

      Einmal noch ballerte unser Gegner in meine Richtung.

      Der Schuss ging ins Nichts.

      Dann herrschte Ruhe bei den Containern.

      Vielleicht eine trügerische Ruhe. Ich rappelte mich auf und näherte mich in geduckter Haltung den Containern. Es war niemand mehr dort.

      Eine