Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: G. K. Grasse
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Die Legende vom Hermunduren
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347036192
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Obwohl du auch in deinen Anschuldigungen, bezüglich Verrat und Lügen recht hast, musste er uns dieses Lager nicht erst zeigen. Ich war schon hier, als ihr noch keine über hundert Mann zähltet…“

      „Woher wusstest du…“ Der Graukopf war verwundert.

      „Weißt du, manches Mal hat man Glück. Wir wussten längst, dass sich etwas zusammenbraute… Wo der Ort lag, zeigten uns eure Überfälle hier im Land der Nemeter… Also begannen wir mit dem Ausspähen und fanden euch… Was soll schon noch sein… Den Rest wisst ihr selbst…“ schloss Gerwin.

      „Herr, ich hätte an alle drei Gefangenen eine allerletzte Frage?“ Gerwin bemühte sich noch einmal um die Zustimmung des Legat.

      Verginius Rufus nickte. Er war längst sicher, dass Gerwin wusste, wen er Hängen musste… Er lauerte.

      „Was glaubt ihr, was würde geschehen, wenn wir euch anbieten, zukünftig in einer Auxiliarkohorte oder gar, sofern Einzelne von euch römische Bürger wären, in einer der Legionskohorten zu dienen? Würden euch eure Anhänger folgen? Mit wie vielen Männern könnten wir rechnen?“

      Der Tungerer wirkte erstaunt, der Usipeter gelassen und der Ubier schien für einen Augenblick gar zu Lächeln. Er war es auch, der den Reigen der Antworten eröffnete.

      „Legatus, sechs oder sieben Männer kann ich dir fest zusagen… Es könnten aber noch mehr werden, immerhin hören viele der Gefangenen auf mich!“ Gerwin nickte und es schien als wäre eine Anerkennung damit verbunden.

      „Tungerer?“ fragte der Hermundure danach kurz den Nächsten

      „Ich bin kein römischer Bürger und ich kenne auch keinen unter den übrigen Auxiliaren… Aber ich kenne viele der Männer.“ Er machte eine kleine Pause. „Für einen Anderen zu sprechen, als für die fünf Überlebenden unserer Turma, steht mir nicht zu.“ Der Hüne musterte erst Gerwin, dann den Legat und ließ seine Augen längere Zeit auf Gaurus verweilen, bevor er das Ergebnis eigener Überlegungen preisgab.

      „Wem ein Mann schwört, ist allein seine eigene Sache!“ teilte er nahezu gleichgültig mit. Dann fügte er nachdenklich an: „Zweifellos genieße ich in der Kohorte, aus der ich hierher befohlen wurde, großes Ansehen. Das werde ich verloren haben… Bleibe ich verschwunden, trifft mich die Erkenntnis meiner früheren Gefährten wenig, obwohl ich darüber betroffen bin… Also bleibe ich gern hier und schaffe mir neues Ansehen. Meine Gefährten der Turma werden mir sicher bereitwillig folgen, aber die Entscheidung muss jeder Mann allein treffen…“

      „Graukopf?“ forderte Gerwin den Mann mit der Handverletzung auf.

      „Ich bleibe!“ antwortete der Mann kurz.

      „Hast du keine Anhänger, Usipeter?“ fragte Gerwin nach.

      „Doch, viele, zu viele! Dennoch muss diese Entscheidung jeder für sich treffen. Der Tungerer hat recht…“ antwortete der Graukopf.

      „Gerwin, was jetzt?“ fragte der Legat.

      „Viator, bringt sie raus und wartet auf mich!“ befahl der Hermundure.

      Als die Zeltklappe fiel, fragte Verginius Rufus erneut.

      „Herr, es sind genau sieben Mann, die sterben werden… Aber in dieser Gruppe halten sich noch Zuläufer auf, die der Anführer erst noch wegjagen muss… Dann kann ich dir die Männer zeigen und wir handeln… Deshalb muss ich noch einmal zum Pferch!“

      „Dann geh!“ bestimmte Verginius Rufus.

      Es war schon ein recht merkwürdiger Tag bisher. Eine Totenfeier, ein Totenmahl und einige heftige Vernehmungen, Intrigen und die Aufklärung nach Schuld und Bemessung von Sühne für die, deren Kampf als Gefangener endete… Und noch immer war das Ende nicht in Sichtweite…

      „Folgt mir!“ forderte Gerwin auf, als er an Viator vorbei schritt.

      Das Gatter öffnete sich und die drei Männer kehrten zu den Plätzen ihrer Gefährten zurück.

      „Fürst der Treverer…“ rief Gerwin und der Mann zeigte sich. „Bringe deine Männer aus dem Pferch!“

      Das Gatter schloss sich hinter dem letzten Treverer. Gerwin achtete während dessen auf jede kleine Bewegung innerhalb des Pferch. Er sah, was er zu sehen hoffte.

      Der Ubier trat einem, der bei ihm lagernden Männer mit voller Wucht auf dessen aufgestützte Hand. Der Mann schrie und fluchte. Aus Dankbarkeit flog eine Faust, die den Mann erneut traf. Das reichte diesem möglichen Gefährten des Ubier und er zog sich zurück.

      Ein Anderer der dort Lagernden wurde plötzlich vom Ubier hochgerissen und zur Seite geschleudert, genau so, wie ein weiterer Gefährte, der einen Tritt in den Rücken einfing und sich, ohne weiteres Aufsehen, zurückzog.

      Das war der Moment, auf den Gerwin gelauert hatte. Es saßen nur noch sechs Mann um den dürren Ubier herum. Der angebliche Auxiliar traf seine Auswahl und vertrieb zu ihm gekrochene Mitläufer.

      Ein solches Vorgehen erhoffte Gerwin. Wenn nur die unter sich waren, denen ein besonderer Auftrag erteilt worden war, durfte auch über diesen Auftrag gesprochen werden…

      „Volusenus, deine zehn Männer zu mir! Mit den Anderen bewacht die Treverer!“ Viator, Paratus, Sexinius an meine Seite!“

      Als sich die zehn Milites formierten, gab Gerwin den Befehl ‚Gladios stringite!’ Gatter auf!“ und stürmte voran.

      Was dann geschah war blutig und kurz.

      Hatten sich die Ubier um ihren Anführer gescharrt, um zu hören, was ihrer erwartete, sahen nur die zwei in Richtung des Gattertores Blickenden die Vorgänge außerhalb. Sie waren, vom offensichtlich Gehörten, so gebannt, dass sie erst das erneute Öffnen des Gatters stutzig machte und dann den Ruf ‚ ‚Percute!’ erschallen ließen.

      Die Ubier waren, obwohl ohne Waffen, sofort zur Gegenwehr bereit. Das diese Männer befähigte Kämpfer waren, zeigte sich umgehend. Sie begriffen, dass der Angriff ihnen galt, zögerten nicht, sich zu stellen und schrien ihren Zorn heraus. Keiner der Ubier suchte Hilfe bei den anderen Gefangenen.

      Den vordersten Ubier räumte Gerwin mit einem Faustschlag an den Hals zur Seite und stand vor deren Anführer.

      Die Faust des großen, dürren Mannes schoss auf ihn zu und ging, wegen einer Meidbewegung, knapp am Kopf vorbei. Dadurch gelangte Gerwin an den Kerl heran und schlug blitzartig mit voller Kraft einer Faust unter dessen Brustbein, dann sofort heftig mit beiden Händen zu den beiden Seiten des Halses und von dort flogen seine Hände an den sich starr aufrichtenden Kopf.

      Gerwin traf, was er suchte. Die Finger beider Hände fanden, vereint auf beiden Seiten des Kopfes, die richtige Stelle und hebelten, durch die Wucht des Schlages, die Kiefern des Ubier aus den Gelenken. Der Schrei des Mannes übertönte alles, dann sackte er zusammen.

      Paratus Faustschlag traf einen der anderen Ubier, was diesem die Beine weg zog und sein Antlitz zu einer Trümmerstelle werden ließ. Ein dritter Ubier rannte in Sexinius Gladius und den Vierten erwischte Viators Pugio. Der Rest war Hauen und Stechen…

      Es ging so schnell, dass viele der übrigen Gefangenen gar nicht begriffen, was vor sich ging.

      Die Wenigen, die sich erhoben, wurden durch den Schrei des Graukopfes „Consistite! Auxilia!“ eines Besseren belehrt.

      Der Graukopf hatte begriffen, wollten die Gefangenen eine neue Zukunft, dann ohne diese verdammten Ubier, die Tutor einst angeschleppt brachte.

      Fünf der Ubier lagen tot im Schlamm des Pferches. Gerwin musterte die Leichen und befahl, diese aus dem Gatter zu ziehen.

      Der große dürre Ubier wimmerte vor Schmerz und Gerwin wusste, dass er jedes Recht dazu besaß.

      Trotzdem befahl er Paratus, den Kerl aufzurichten und mit dem Rücken an einen Pfahl zu lehnen. Es sah nicht schön aus, als Gerwin das Ergebnis seines Schlages, beiderseits des Kopfes, begutachtete… Der Unterkiefer hing schlaff herab und des Ubier Zunge hing aus dem Mund.

      „Kannst