Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: G. K. Grasse
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Die Legende vom Hermunduren
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347036192
Скачать книгу
Ubier aber lachte in seiner scheinbaren Überlegenheit.

      „Siehst du Tungerer, er fürchtet uns beide! Wir hatten einfach Pech, auf so einen schlauen Kerl zu treffen… Der Bursche durchschaut uns! Der ganze Unsinn der Absprache brachte nichts… Stell dir vor, du hättest mich am Kinn getroffen… Einer von uns wäre sicherlich entkommen… Scribonius Rufus wüsste was geschehen war und könnte recht bald einen neuen Schlag führen… Der Treverer Tutor war schon beim letzten Mal ein Versager, nur wollte unser Herr davon nichts wissen… Schade, mich werden sie wohl hier behalten… Wie er schon sagte, ein kleiner Schnitt am Hals und eine Grube im Wald…“

      „Ja, Ubier, sehr unangenehm für dich und weil du ohne mich nicht auskommen kannst, zerrst du mich in die gleiche Grube…“ Der Tungerer wandte sich erneut an den Legat. „Herr, ich gestehe, den gleichen Schwur wie er geleistet zu haben… Nur erneuerte er den Schwur wohl vor diesem Statthalter und ich nur vor meinem Präfekt, der in der Colonia auf meine Rückkehr wartet.“ Der Tungerer kämpfte um sein Leben, während der Ubier scheinbar aufgab…

      Hatte den Ubier die angeführte erstmalige Begegnung irritiert… Wusste der gar, wann das geschehen war? Nein, das war unmöglich! Hätte der Ubier ihn damals gesehen, wäre er kaum entkommen… Gerwin erkannte, dass dort kein Zusammenhang lag. Trotzdem war er sich über die Rolle des Tungerer noch nicht im Klaren. Dieser könnte noch immer, trotz aller offensichtlichen Stammesfeindschaft, die sie auszuleben schienen, im Bündnis mit dem Ubier stehen?

      „Herr, erlaube, dass ich etwas außerhalb dieses Zeltes prüfe…“

      Während der Legat seine Zustimmung nickte, erklärte Gerwin: „Herr, es ist besser, wir nehmen die drei mit…“

      Verginius Rufus nickte nur. Er schien auch Schwierigkeiten zu haben, den Verwirrungen der Vernehmung zu folgen. Zumindest erkannte er Gerwins Wunsch, die Gefangenen von ihm wegzuhalten, an.

      „Viator, treib die Kerle hinaus, behaltet sie im Auge! Ich bin gleich zurück.

      Gerwin tauchte in der Dämmerung unter, um kurz darauf vor dem Gatter zu stehen.

      „Volusenus, ich brauche zehn Männer!“ forderte er. Kurz darauf standen die Männer bereit.

      „Hört, wir gehen hinein und holen uns zuerst einige der Ubier! Passt auf und achtet auf unseren Rücken! Gatter auf!“ befahl er und dann ging alles sehr schnell.

      Die Ubier wurden eingekreist und aus dem Pferch gedrängt. Gerwin führte sie weg von diesem Ort, so dass keiner der Gefangenen sehen konnte, was er mit den Gefangenen trieb.

      Weit ab ließ er die Männer antreten, musterte jeden Einzelnen von ihnen, griff sich einen Älteren und führte seinen Dolch an dessen Hals. „Entweder, du nennst mir jetzt den Namen des großen Dürren, den ich vorhin mitnahm, beschreibst mir dessen Funktion in eurem Haufen und erklärst mir, warum du ihm folgst, oder…“ Der Dolch an der Kehle des Mannes erklärte den Rest.

      „Ich kenne seinen Namen nicht!“

      „Aber du bist doch ein Ubier und kennst ihn nicht?“

      „Wie sollte ich? Er nannte sich Cogitatus… Woher sollte ich wissen, oh das stimmt? Er kam erst kurz vor dem Marsch hierher zu unserer Turma…“

      „Warum hörst du dann auf ihn und hängst dich an ihn?“

      „An Einen hängt sich jeder und wenn er sich zum Führen berufen fühlt… Außerdem ist er ein Ubier, so wie ich!“

      „Sage mir, ob er immer, auch unter euch, ein solches Großmaul ist?“

      „Nein, er sagt, dass er damit unser Leben schützt…“

      „Nun, das könnte wahr werden…“ flüsterte Gerwin mehr für sich selbst. Er grinste, einen Ansatz gefunden zu haben, in sich hinein. Er musste nur noch etwas weiter bohren… Also stieß er den Mann zurück ins Glied und schnappte sich den Jüngsten. Sein Dolch vollführte die gleiche Bedrohung und er stellte die gleiche Frage.

      „Du kannst mich nicht schrecken, Fremder!“ antwortete der Jüngere so leise, dass ihn außer Gerwin keiner hörte. „Stoss zu und der Unsinn hat für mich ein Ende…“

      „Hängst du nicht am Leben, Ubier?“

      „Im Augenblick schneidest du mir in die Haut, Drückst du weiter zu, blute ich an der Stelle bald heftig… Weil ich weiß wie das aussieht und wie das ausgeht, wäre es von mir vermessen, am Leben zu hängen…“

      „Willst du Leben?“

      „Sicher, tot ist langweilig…“

      „Warum sagst du mir dann nicht, was ich wissen will?“

      „Bin ich ein klagendes Weib…“

      „Behalt deine Ehre, Ubier!“ flüsterte Gerwin und stieß den Mann zurück in die Reihe.

      Er zog den Nächsten nach vorn und hoffte, dass nicht alle Ubier dachten, wie der zuvor Ergriffene. Leise eröffnete er seine Fragerei.

      „Nimm einmal an, mein Dolch ritzt deine Kehle. Was würdest du mir dann über diesen Cogitatus erzählen?“

      „Über wen?“ fragte der Ubier.

      „Cogitatus…“ wiederholte der Hermundure geduldig.

      „Soll das der lange Dürre sein, den du dir aus unserer Gruppe holtest?“

      Gerwin nickte.

      „Nichts! Kenne den Kerl nicht!“

      „Warum hängst du dann an ihm?“

      „Sagte, er wäre vom gleichen Stamm… Kam aus der Colonia zu uns… Gehörte nicht zur Turma… War bisher nie zuvor in der Turma… Besitzt die größte Schnauze und hinter so einem Esel verborgen bleiben, kann Leben erhalten…“

      Gerwin stieß den Gefragten zu den anderen Ubiern. „Bringt die Kerle zurück.“ wies er Volusenus Männern an.

      Was hatte er erfahren?

      Dieser Cogitatus war ein Fremder in der Turma, bot den Übrigen aber Schutz. Gerwin erinnerte sich, dass dieser Ubier zu den Männern gehörte, die einst Scribonius Rufus begleiteten, als dieser sich mit Tutor und seinem Bruder traf. Somit war der dürre Ubier einer der Männer, die den Statthalter schützten… In dieser Sache besaß er Klarheit, über die übrigen Ubier hatte er nichts erfahren können. Zum Tungerer jedoch fehlten ihm noch einige Erkenntnisse.

      Er schritt auf die Männer von Volusenus zu. „Wir müssen noch einmal hinein. Ich brauche die vordere Gruppe… Diesmal wähle ich drei Kerle aus. Ihr ergreift sie und bringt sie raus!! befahl er den ihm folgenden Milites und ließ das Gatter öffnen.

      Sein Weg führte ihn zu den gelangweilt aufblickenden Tungerern.

      Er zeigte auf den Ältesten, dann den scheinbar Jüngsten und einen beliebigen Dritten. Keiner der Männer wehrte sich oder widersprach… Wie auch, wenn hilfreiche Hände zugriffen und nicht betroffene Gefährten bereitwillig Platz machten.

      Zuerst nahm sich Gerwin den unscheinbaren Dritten vor.

      „Du bist Tungerer?“ Der Mann schüttelte mit dem Kopf.

      „Warum mischst du dich dann unter Männer dieses Stammes?“

      Der Gefangene zuckte mit der Schulter.

      „Ist doch gleichgültig, oder nicht?“ fragte er dann niedergeschlagen.

      „Aber du bist Germane?“ stieß Gerwin nach.

      „Usipeter!“ Der Gefangene war zwar maulfaul, aber antwortete.

      „Warum gesellst du dich dann nicht zu deinem Stammesbruder?“

      „Bei dem ist der Boden matschig, wo ich lag, war er trocken…“

      Gerwin verstand, dass ein trockener Platz, bei diesem Wetter, von Vorteil war.

      „Kennst du den großen Tungerer, den ich holte?“

      „Ist