It's Time to Fly. Juliana Holl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Juliana Holl
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783748287902
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mit dem Joe überlegte, zu züchten. Meine Gedanken hingen nach wie vor bei Lucas.

       Kapitel 6

      Joe wird bald 19 und ist schon extrem erwachsen, seine Mutter ist, als er noch klein war, an Krebs gestorben und sein Vater unterstützt ihn und seine Schwester wo er nur kann. Früher ist Paul Heller selber große Springen geritten. Sofie ist genau wie ich, 16 Jahre alt und geht mit mir in eine Klasse.

      Die Hellers haben ihren LKW neben unserem Hänger geparkt.

      „Hey Sofie“, rief ich schon aus der Ferne.

      „Hey Lisa, na wie geht´s?“

      „Ganz gut, und dir?“

      „Kann nicht klagen.“

      „Wir haben nachher ein ernsthaftes Problem. Beim M-Springen mit Joker ist Sofie mit High Hopes mit der Startnummer 13 dran, ich mit Bailando mit Startnummer 16 und dann mit Biene als 19ter Starter, mir bleibt also keine Zeit, Biene fertig zu machen. Lisa, du startest doch nicht im Joker, oder?“

      „Nein ich starte erst in der nächsten Prüfung, ich mach Biene einfach fertig und reite sie ab. Falls du mir das zutraust“, verschmitzt zwinkerte ich Joe zu. Das hatten wir schon öfters so gemacht und auch bei den Hellers daheim bin ich schon eingesprungen, wenn Not am Mann war.

      „Was für eine Frage? Einfach ein bisschen abreiten wäre prima.“

      „Kein Problem!“

      „Danke, du bist ein Schatz!“

      Es war neun Uhr und das Turnier schon in vollem Gange. Das M-Punktespringen mit Joker hatte begonnen und es herrschte die gewohnte Turnieratmosphäre.

      Sofie hatte High Hopes gesattelt und war auf dem Weg zum Abreiteplatz. Joe sattelte noch Bailando.

      „Ich mach jetzt Biene fertig“, sagte ich zu Caro.

      „Ich helfe dir.“

      „Danke, das ist lieb.“

      Wir gingen also zusammen zum großen LKW der Hellers. Ich öffnete die Klappe und sah mich um:

      „Checker, Chianti, Karottka und Picolino. Hä, wo ist Biene?“ Laut war ich die einzelnen Pferde durchgegangen, jedem streichelte ich kurz über die Nüstern. Ich musste grinsen, Joe hatte Biene bestimmt schon draußen angebunden. Er konnte die Zügel einfach nie aus der Hand geben. Irgendwie süß. Für seine Lieben ging er durchs Feuer. Ich ging die Treppe herunter und rief: „Joe, hast du Biene draußen bei dir angebunden?“ „Warum sollte ich? Die steht noch im LKW!“, rief Joe von draußen.

      „Caro, komm mal bitte.“

      „Was ist denn?“

      „Ich kann Biene nicht finden, sie ist auch nicht draußen bei Joe.“

      „Also hier steht Checker, Chianti, Karottka und Picolino. Biene ist nicht hier.“

      „Joe, Biene ist nicht hier!“

      Als Antwort kam von außen ein aufgebrachtes: „Waaaaas? Das kann nicht sein. Ihr wisst schon, Biene, der wunderschöne Schimmel. Verdammt Lisa, du weißt doch wie Biene aussieht!“ seine Stimme klang genervt und ein bisschen sauer. Joe war im Stress und wenn man dann zu viele dumme Fragen stellte, wurde er genervt. Zum Glück kam das nicht oft vor. Normalerweise war er sehr ruhig, vor allem wenn er es mit Tieren zu tun hatte.

      Stöhnend verdrehte ich die Augen und rief zurück:

      „Man Joe, ich weiß wie Biene aussieht! Aber sie ist nicht hier.“ „Das kann nicht sein. Warte ich komm.“

      Mit schnellen Schritten kam Joe in den LKW gestapft und sah sich um.

      „Verdammte Scheiße! Das gibt’s doch nicht!“

      „So, jetzt haben wir aber wirklich ein Problem.“ Es kann schon mal vorkommen, dass man bei sieben Pferden eines vergisst. *grins grins*

      Unwillkürlich musste ich lachen, Caro schien es ebenso zu gehen. Nur Joe fand die Situation ganz und gar nicht witzig.

      „Ja ja, lacht ihr nur.“, warf er verstimmt in unsere Richtung ein.

      „Okay ich frag meinen Dad, ob er zu euch fahren kann und Biene bringt. Eigentlich wollten meine Eltern heute ja nicht kommen aber sie müssten zuhause sein. Soviel Zeit müsste noch sein.“ Es wurde zwar knapp werden aber das müsste klappen.

      „Verdammt echt. Heute Morgen hab ich sie sogar noch fertig gemacht. Sie steht komplett fertig in ihrer Box. Und ich Idiot vergesse sie!“

      Ich telefonierte schnell mit meinem Dad und erklärte ihm alles ganz genau. Nach kurzem Zögern willigte er ein. Ich hatte ihm versichert, dass ihm jemand beim Einladen helfen würde. Joe und Sofie ermöglichten es drei Mädchen im Alter von 14 bis 18 bei ihnen im Stall zu helfen. Als Dankeschön bekamen sie regelmäßig Reitunterricht. Joe sagte zwar immer, dass es eine Win win Situation war und in diesem Fall die eine Hand die andere wäscht, doch jeder wusste, dass die Mädels enorm davon profitierten. Sie mussten zwar im Stall misten, füttern und so weiter helfen, lernten dabei aber unheimlich viel. Und eines dieser Mädchen sollte nun meinem Dad helfen, Biene in den Hänger zu laden. Joe hatte schon im Stall angerufen und alles veranlasst. In diesem Moment hallte die Turniersprecherstimme aus den Lautsprechern: „Als nächste Starterin im Parcours haben wir Sofie Haller, mit ihrem achtjährigen Oldenburger Wallach High Hopes. Caro, Michelle und Paul, standen am Zaun und beobachteten Sofies Ritt.

      Mein Dad war zum Glück sehr schnell gewesen und so ritt ich in der Zeit am langen Zügel mit Joe auf dem Abreiteplatz. Vorhin auf der Skizze hatte ich den Parcours schon angeschaut und der hatte in der Tat ein paar schwierige Sprünge.

      Der erste Sprung war ein breiter Oxer, danach kam eine enge Wendung, die direkt zu dem Wassergraben führte. Der dritte Sprung war ein Steilsprung, der vierte eine Trippelbarre, dann kam eine schwere doppelte Kombination, der sechste Sprung war ein Graben und der letzte Sprung, somit der Joker von dem alles abhing, war ein umgedrehter Regenbogen. Strahlend kam Sofie aus dem Parcours geritten. Wir beglückwünschten sie alle.

      „Sofie Heller auf High Hopes führt derzeit mit 4 Fehlerpunkten und einer spitzen Zeit von 59,24 Sekunden. Als nächstes im Parcours Sarah-Marie Stiller auf ihrer Oldenburger Stute Schakiera Make Adame.“

      Dröhnte der Turniersprecher über den Platz. Wir jauchzten auf. Die einzige wirkliche Konkurrenz, die Sofie am Sieg hindern könnte wäre Joe der als zweitletzter startete.

      Zwei Stunden später war das L und Joker M Springen vorbei. Joe hatte das Joker Springen gewonnen und Sofie belegte den zweiten Platz. Biene stand dösend im LKW und alle waren glücklich.

      „Wir beginnen mit dem M* Springen in 30 Minuten!“, verkündete der Turniersprecher. Zu dritt, also Joe, Caro und ich, liefen wir zu unserem Hänger. Sofie wollte einer Freundin noch schnell ´hallo` sagen und dann später nachkommen.

      Auf dem Weg zu unserem Hänger kam uns Madeline, die ihren Trakehner Wallach unsanft am Zügel hinter sich herzog, entgegen. Sie hatte vom Helm bis zu den Stiefeln alles vom teuersten und vom Besten. Allein ihr Helm soll 800 Euro gekostet haben.

      „Ihr startet aber nicht in dem L-Springen, oder etwa doch“, die Arroganz und die Überheblichkeit waren deutlich aus Madelines Stimme zu hören.

      „Nein, wir starten im M* und morgen im M**. Du scheinst aber im L zu starten.“, meinte Joe ruhig.

      „Nein“, lachte Madeline spöttisch, geradezu herablassend. „Ich wollte Anyway Perfect nur abreiten“ ganz lässig wollte sie weitergehen, doch Anyway Perfect blieb einfach stehen. „Komm, du… du lahmer Esel!“ Als ihr ESEL nicht mitkam, gab sie ihm einen Hieb mit der Gerte. Erschrocken sprang Anyway Perfect zur Seite, ging aber dann doch mit.

      „Diese, diese, blöde Kuh!“, Joe kochte vor Wut. Er war normal die Ruhe in Person, doch wenn er sah, dass jemand einem Tier etwas antat, dann war es aus mit der Geduld. Dann wurde er wirklich wütend. Auch ich musste mich zusammenreißen um Madeline nicht eine reinzuhauen. Caro schien