Tee mit Platon. Martin Knipphals. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martin Knipphals
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347093270
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       Abb. Vorseite: Wanderstab und Beutel von Hotei , M. Knipphals

      M. Sotai Knipphals

      Tee mit

      Platon

      Niederschrift eines

      merk-würdigen Treffens

       am Saum des Meeres

      Roman

       Tee mit Platon

      1. Auflage 2020

      Copyright © 2020 by

      J.P. Knipphals & M. Sotai Seifu Knipphals

      Fotos, Abbildungen & Texte ©

      J.P. Knipphals & M. Sôtai Knipphals

      Cover-Motiv: J.P. Knipphals

      Gesamt Layout: J.P. Knipphals

      Verlag und Druck:

      Tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      ISBN: 978-3-347-09326-3 (Hardcover)

      ISBN: 978-3-347-09327-0 (e-Book)

      Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Urhebers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliothek; detailierte bibliografische Daten sind im Internet über: http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Statt folgender Worte

      ließe sich alles reduzieren auf:

      All You need is Love

      oder

      Möchten Sie noch etwas Tee?

      Japan Tee?!

      Ja?

      Dann hinein ins Nichts des kleinen Raumes

      mit dem Duft von J.S. Bach

      und dem Klang der Tatami.

      Lauschen Sie dem Gespräch ehrenwerter

      Meister aus Vergangenheit und Gegenwart.

      Wie jene 15 Felsen im Ryoan-ji.

      In einer unscheinbaren Hütte

      am Saum des Meers

      unter alten Kiefern.

      ________________________________

      Mit Dank gewidmet

      T. K. Nagaya roshi, Soshin M. Kuramoto

      und Soho P. Schendl,

      die schon von uns gegangen sind,

      aber dennoch weiterleben.

       Abb.: Pflaumenblüte mit Mond, Morikage Kusumi, 1620-69

       Inhaltsverzeichnis

      Vorwort

      1 Tee mit Platon?

      2 Kaiseki Speise

      3 Koicha

      4 Kochzutaten

      5 Usucha

      6 Tee im digitalen Zeitalter

      7 Stab Koan

      8 Die fünf Pfeiler des Teeweges

      9 Höhlen-Gleichnis von Platon

      10 Blumen

      11 Ein Tropfen im Ozean?

      12 Unsere Entwicklungs-Stufen

      13 Felsen im Ozean (der Leere)

      14 Der Teeraum

      15 Weg-Echo

      Zum Geleit:

       „Komm - trink Tee!“

       Von Gerhard StaufenbielGründer und Lehrer der Teeweg-Schule Myoshin-an

      Der chinesische Zenmeister Zhàozhōu, (jap. Joshu) fragte einst die Besucher seines Tempels: „Warst du schon einmal hier?“ War die Antwort: ‚Nein‘, dann sprach Jōshū: „Trink Tee - Geh.“

      Bejahte der Besucher die Frage, so erwiderte Jōshū ebenfalls: „Trink Tee - Geh!“ Der Tempelverwalter war verwirrt, da Joshu allen dieselbe Antwort gab. Auf seine Frage, warum er es macht, bekam er die Antwort: „Trink Tee - Geh!“

      Das Teetrinken nimmt bis heute in China, Korea und Japan eine wichtige Rolle ein. In China wurde meine Reisegruppe von einem Zenmeister mit Tee empfangen. Er saß in einem Raum, der bis zur Decke mit Büchern vollgestopft war. Zwischen all den Büchern fanden wir gerade Platz zum Hocken auf dem Boden. Wir sprachen über den japanischen Zenmeister Dōgen, über die Teezeremonie und über unsere Eindrücke auf der Reise. Er hatte speziell für uns kostbaren japanischen Matcha besorgt und einen frischen Chasen (Teebesen).

      Über alle kulturellen Grenzen hinweg feierten wir den Frieden zwischen Japan, China und Korea bei einer Schale Tee.

      Wir haben auf der Reise erlebt, wie buddhistische Mönche, Universitätsstudenten und einfache Bauern ihren Tee bereiteten. Dabei suchten sie nach neuen - oder vielleicht doch uralten - meditativen Choreografien, denn die Tradition ist dort längst - spätestens seit der Kulturrevolution - verloren gegangen. Beeindruckend war die tiefe Konzentration, mit der sie den Tee bereiteten.

      Das ist es: Mitten in der Hektik des Alltags innehalten, mit höchster Achtsamkeit Tee zubereiten und gemeinsam trinken. Vielleicht meinte das Jōshū: „Lass uns zusammensitzen, die Hektik des Alltags fallen lassen und Tee trinken! Einfach nur Tee trinken.“

      Tee klärt den Geist, macht wach und gelassen, und fördert die Meditation, vor allem in der Form des Teeweges mit dem grünen Pulvertee aus Japan. Der japanische Meister Myoe, der die erste Teeplantage in Togano bei Kyoto (um 1210) angelegt hatte, fasste zehn positive Wirkungen des Tee zusammen. Tee schenkt einen wachen Geist und einen gesunden Körper. Er vertreibt Dämonen und böse Geister, vielleicht den bösen Dämon der rastlosen Hektik.

      Kaffee dagegen putscht auf und macht nervös. Wenn wir beobachten, wie Menschen mitten im hektischen Alltag hastig ihren Kaffee zu sich nehmen, möglichst noch als ‚Coffee to go‘ aus Plastikbechern auf der Hetze zum nächsten Termin, ohne überhaupt zu bemerken, dass sie Kaffee trinken, versteht man, welche Stille und Ruhe dagegen vom Teetrinken ausgeht. In China gibt es das Sprichwort: Wenn du es eilig hast, mach einen Umweg! Zenmeister Jōshū würde heute vielleicht sagen: Komm, trink erst einmal Tee!

      Im heutigen Japan dagegen, wo die Teebereitung als rituelle Kunst gepflegt wird, hört man immer wieder: „Tee ist Tee und Zen ist Zen!“ Zen ist für die Japaner weitgehend zu einer exotische Weise geworden, mit gekreuzten Beinen auf dem Boden zu hocken, während ein Aufseher mit dem Schlagstock durch die Meditationshalle schreitet.

      Tee gilt dort heute als ein Kunstweg mit strikten Regeln, die genauestens befolgt werden müssen. Er ist im Laufe der Geschichte zum Zeitvertreib älterer Damen geworden, die prächtige Kimono tragen, kostbare Teegeräte zur Schau stellen und schwatzend den Tee zubereiten. Die Teezeremonie hat in Japan heute nahezu den gleichen Stellenwert wie das Schuhplatteln in bayrischen Traditionsvereinen.

      Aber im Ursprung ist die Teebereitung reiner Zen. Zen kann nicht nur in der Form des Za-Zen (Sitz-Zen) geübt werden. Achtsame Handeln im Alltag kann Zen sein. Als junger Mönch fragte Jōshū seinen Meister Nanzen nach dem wahren Weg. Nanzen antwortete: „Es ist der