T. H. Isaak
MAGNETSTURM
Kriminalroman
Ein Pavlides-/Livanou-Politthriller
Copyright: © 2020 Telemachos Hatziisaak
www.hatziisaak.ch
www.konterkult.ch
Lektorat: Leandra Pesavento
Umschlag & Satz: Erik Kinting – www.buchlektorat.net
Coverbild: ghoststone (depositphotos.com)
Verlag und Druck:
tredition GmbH
Halenreie 40-44
22359 Hamburg
978-3-347-10207-1 (Paperback)
978-3-347-10208-8 (Hardcover)
978-3-347-10209-5 (e-Book)
Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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"Es hat keinen Sinn, dem Spiegel die Schuld zu geben, wenn das Gesicht entstellt ist."
Nikolai Wassiljewitsch Gogol (1809-1852)
Inhalt
ATHEN
Startklar
Inspektion
Befragung
Aris Asimoglou
Rapport
Staatsinteressen
Daphne’s
Gate
MOSKAU
Korodin
Gespräche
Im Yar
Heimatfront
Videokonferenz
Heiliger Tichon von Sagonsk
Restaurant Praga
Puzzleteile
NAFPLIO
Tauchstation
Imperium
Magnetsturm
Kalliope
Leuchtturm
Abschliessen
Epilog
ANHANG
DANK
ATHEN
Startklar
Auf dem Display steht DIMOS YDT.
YDT für Ypourgío Dimósias Táxis, Ministerium für öffentliche Ordnung.
DIMOS für Dimitris Papadopoulos.
Enge Freundschaft verbindet sie. Gemeinsames Jura-Studium an der Aristotelischen Universität. Frühe 1980-er Jahre. Aufbruchstimmung. Papandreous Sozialisten an der Macht. Melina Mercouri als widerspenstige Kultusministerin. Harry Klynn veräppelt eine ganze Nation. Nikos Galis hievt Aris Thessaloniki auf den Basketballolymp.
Nach dem Studium trennen sich ihre Wege. Pavlides in die Armee, danach zur Kriminalpolizei von Thessaloniki. Papadopoulos fürs Nachdiplomstudium an die Sorbonne, danach als Regierungsbeamter nach Athen.
Papadopoulos ist vor zwei Jahren vom neuen Regierungschef zum Vorsteher des YDT ernannt worden. Minister Dimos Papadopoulos. Er ist am Zenit seiner Karriere angelangt. Danach kann er nur noch Premierminister werden. Oder abstürzen.
Nikos Pavlides schaut auf die Uhr. Einundzwanzig Uhr zwanzig. Jetzt das Telefon nicht abzunehmen wäre töricht. Papadopoulos würde es auf seinem Handy versuchen. Zudem gibt es meist einen triftigen Grund für den Herrn Minister ihn anzurufen. Seinen alten Kumpel, den frischgebackenen Direktor der Kriminalpolizei von Thessaloniki. Mal hören, was er will.
«Embrós», meldet sich Pavlides, bemüht, seine Stimme nicht allzu genervt klingen zu lassen. Schliesslich ist er seit acht Uhr morgens im Präsidium und nach zahlreichen mehr oder weniger wichtigen Sitzungen müde genug, um den Abend mit Penelope ruhig ausklingen zu lassen. Was Kleines essen bei Takis’ Taverne um die Ecke. Etwas Fernsehen. Die Nachrichten. Das restliche TV-Programm kann man sich schenken. Dann schlafen.
«Wir stecken tief in der Scheisse», sagt Papadopoulos.
«Und das nicht erst seit gestern, ich weiss», erwidert Pavlides ungerührt. Eine kleine Anspielung auf die beim Volk unbeliebte Koalitionsregierung von Konservativen und Sozialisten, die seit drei Jahren das Land regiert. Papadopoulos, Mitglied der sozialistischen PASOK, ist einer ihrer Exponenten.
«Kranidakis ist tot.»
«Kranidakis?»
«Der Vizeminister für Verteidigung. Nassios Kranidakis.»
In Papadopoulos’ Stimme schwingt ehrliche Bestürzung mit. Er, der oft mit ironischen, ja manchmal zynischen Sprüchen im privaten Kreis wie auch in der Öffentlichkeit zu glänzen weiss, klingt tatsächlich besorgt. Seltsam.
Nassios Kranidakis. Ein Kreter. Mitglied der PASOK, Parteikollege von Dimos. Ein schlauer Kerl, ein alter Hase in der Politik. Geht auf die sechzig zu. Langjähriges Fraktionsmitglied mit Sitz im Verteidigungsausschuss des Parlaments. Nach den letzten Wahlen, die die konservative Nea Dimokratia knapp gewonnen hat, ohne jedoch alleine regieren zu können, profiliert sich Kranidakis auf Seiten der PASOK in den Koalitionsverhandlungen als ausgesprochener Pragmatiker. Er hat ein konziliantes Wesen. Ungewöhnlich für einen griechischen Abgeordneten. Und er ist dossierfest. Vorteilhaft für eine Berufung in die Regierung. Es kommt zum Stühlerücken bei der PASOK. Kranidakis wird für seine Arbeit belohnt und vom konservativen Regierungschef mit dem Amt des Vizeministers für Verteidigung betraut. Sein Vorgesetzter: Aris Asimoglou. Ein Konservativer. So bestückt man in einer Koalitionsregierung die Schlüsselministerien. Alles schön durchmischt. Keine einseitigen Machtballungen.
«Mein Beileid.»
Für Pavlides kommt die Neuigkeit, wie offensichtlich auch für Papadopoulos, überraschend. Von einer Krankheit des Vizeministers ist der Öffentlichkeit nichts bekannt.
«Und woran ist er denn gestorben? Er war ja nicht so alt.»
«Ein Unfall. Es ist …, verflucht nochmal …»
Lange Pause.
Nun fehlen Papadopoulos tatsächlich auch noch die Worte. Pavlides stutzt, fühlt sich genötigt, die Konversation aufrecht zu erhalten.
«Weiss man schon, was passiert ist?»
Langsam erschleicht ihn das Gefühl, dass Papadopoulos nicht einfach einen guten Freund anruft, um ihn höflichkeitshalber zeitnah über den Hinschied des Vizeverteidigungsministers zu informieren. Kranidakis ist Pavlides ja schliesslich nicht persönlich bekannt. Hat Papadopoulos’ Anruf womöglich etwas mit meiner Position als Direktor der Kriminalpolizei von Thessaloniki zu tun?
Sogleich verwirft er diese These jedoch wieder, als er vernimmt, dass Kranidakis mit dem Flugzeug verunfallt ist. Dafür ist das Büro für Flugunfalluntersuchungen zuständig.
«Vor