Über den Autor
Timon Krause, geboren 1983, arbeitet hauptberuflich als Verkehrsflugzeugführer. Neben seinem Engagement im Vorstand des Asylarbeitskreises Heidelberg schreibt er in seiner Freizeit für ein Musikmagazin, ist Unterstützer eines lokalen Slum-DevelopmentProjektes in Mumbai und Mitglied bei Greenpeace und dem Forum Ziviler Friedensdienst. Er lebt mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter in Heidelberg.
Timon Krause
BEFREIUNG
Von der Notwendigkeit und den Möglichkeiten einer umfassenden Umkehr
© 2020 Timon Krause
Umschlag, Illustration: Julien Lefèvre, Christine Siegel
Lektorat, Korrektorat: Hendrik Stöber, Thomas Heinze
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback | 978-3-347-03833-2 |
Hardcover | 978-3-347-03834-9 |
e-Book | 978-3-347-03835-6 |
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Für unsere Tochterund ihre Generation
Inhalt
Vorwort
Teil I – Hinführung
1. Über dieses Buch
2. Schlaglichter und blinde Flecken
Teil II – Bewusstwerdung und Verantwortung
3. Demaskierung
4. Standortbestimmung
Teil III – Grundsätzliches
5. Die große Frage
6. Kirche und ihre besondere Verantwortung
Teil IV – Befreiendes Handeln
7. Gelebte Utopie
8. Anpacken
Nachwort
Danksagungen
Quellenangaben
„What will you tell your children when they ask you: ,What went wrong?'?“
- ,Dark Days', Parkway Drive
„Pablo: Die Reichen brauchen nicht befreit zu werden, sondern die Armen. Es sollen ja wohl nicht die Ausbeuter befreit werden!
Oscar: Doch, sie sollen von ihrer Ausbeutung befreit werden.“
- ,Das Evangelium der Bauern von Solentiname', Ernesto Cardenal
Vorwort
Die Arbeit an „Befreiung“ begann im März 2019 und dauerte ziemlich genau ein Jahr. Die Fertigstellung fiel also mit dem Beginn der globalen SARS-CoV-2-Pandemie zusammen. Obwohl diese weltumspannende Krise andere Themen vorübergehend in den Hintergrund treten ließ, hat sich in meinen Augen an der Aktualität der hier beschriebenen Probleme nichts geändert – manche werden durch SARS-CoV-2 vielmehr noch verschärft. Die sogenannte Corona-Krise wird mit Sicherheit Spuren in unseren Gesellschaften hinterlassen, doch die großen Baustellen unserer Gegenwart werden bleiben.
Die ersten Zeilen dieses Buches schrieb ich, während meine Frau und ich auf unser erstes Kind warteten. Für dieses neue und anfangs so schutzlose kleine Leben tragen wir zunächst die vollständige Verantwortung, was für mich zwei Fragen neu aufwirft: Was möchte ich diesem heranwachsenden Menschen vermitteln, an Werten, an Wesentlichem? Und: In welcher Welt soll dieses Kind aufwachsen? Was für eine Welt wollen wir der nächsten Generation hinterlassen?
Diese große Veränderung in unserem Leben empfand ich als zusätzlichen Anstoß, endlich einen Großteil der Gedanken zu Papier zu bringen, die mich in den Jahren zuvor umgetrieben haben: das Bewusstsein über die massive globale Ungerechtigkeit, die unser dominierendes Wirtschaftssystem zu verantworten hat. Die unrühmliche koloniale Tradition der europäischen Welteroberer, die in besagtem Wirtschaftssystem ihre Fortsetzung findet. Der Raubbau an unserem Planeten, der für jede kommende Generation immer noch größere Hypotheken anhäuft. Die starren, dogmatisch getarnten, nach innen gerichteten Sichtweisen von Vertretern der großen Weltreligionen, die häufig nur die Machtinteressen elitärer und patriarchaler Verbünde bedienen. Oder die häufig demoralisierende, bisweilen auch tendenziöse bis manipulative Berichterstattung unserer Medien, die zudem im Verdacht stehen, in manchen Fällen eher als verlängerter Arm finanzstarker Interessensgruppen denn als neutrale Beobachtungsplattform und Informationsquelle für die breite Bevölkerung zu fungieren. Und, allem voran, die uns von vielen Seiten suggerierte Machtlosigkeit und scheinbare Unmöglichkeit, etwas an diesen ungerechten und bevormundenden Zuständen ändern zu können.
Mir geht es nicht um eine weitere umfassende Analyse der globalen Probleme, wie sie bereits in rauen Mengen in den Buchhandlungen liegen. Ich möchte auch keine rein appellhafte und allgemeine Aufforderung liefern, „etwas zu ändern.“ Die Feststellung, dass es „so nicht weitergeht“, beseitigt weder die lakonische Ignoranz unserer Oberschicht noch löst sie die Mutlosigkeit der Betroffenen. Hier soll es zwar zunächst auch darum gehen, weshalb wir eine echte Umkehr jedes und jeder Einzelnen brauchen, aber dann auch, wie eine solche Umkehr ganz praktisch, pragmatisch und wirkungsvoll aussehen kann. Ich werde also einen Spagat versuchen, zwischen argumentativer Überzeugungsarbeit und positiver, motivierender Ermutigung. Dieses Buch soll ein Wachrüttler, ein Tritt in den Hintern sein für all jene, die in Lethargie und Gleichgültigkeit versunken sind. Es soll eine Mahnung sein an alle, die in vollem Bewusstsein eine Lebensweise verfolgen, die ihrer Umwelt, ihren Mitmenschen und folglich auch sich und ihren Nachkommen langfristig Schaden zufügt. Vor allem aber soll es all jene motivieren und mit Zuversicht füllen, die mit den vorherrschenden Zuständen unzufrieden sind, sich bislang aber als zu klein, zu unbedeutend, machtlos vorkamen – denn das sind sie nicht! Erinnern wir uns daran, wie sich der ehemalige Résistance-Kämpfer Stéphane Hessel eine Dekade nach der Jahrtausendwende noch einmal mit seiner Streitschrift „Empört euch!“ an die junge Generation wandte, zum Widerstand gegen die vorherrschenden Verhältnisse aufrief und zu einem mutigen, kreativen Veränderungsprozess aufforderte. Seine Worte hallen nach. Die Verantwortung tragen nun wir, die Generationen nach ihm.
Im Vorfeld dieser Arbeit beschäftigte mich immer wieder die Frage, was ein weiteres Buch überhaupt bewirken kann und soll. Ist ein solches, im Prinzip ja rein theoretisches Projekt nicht Verschwendung der eigenen – zeitlichen – Ressourcen? Sollte man nicht besser losziehen, sich ein praktisches Betätigungsfeld suchen, um konkret und handfest etwas zu verändern? Sicherlich erfüllt ein Buch für seinen Autor zunächst den Selbstzweck, die eigenen Gedanken zu bündeln und sie zwischen zwei Deckeln komprimieren zu können. Doch im Vordergrund steht für mich etwas anderes: Sollte ich in dieser kleinen Streitschrift meine Überzeugungen (mit denen ich ja glücklicherweise nicht alleine bin) glaubwürdig und überzeugend vermitteln können, und sollte dadurch vielleicht nur eine Handvoll Menschen zum Handeln ermutigt werden, aufs Neue Hoffnung finden, oder gar ihre bisherige Sichtweise überdenken, dann hat sich die Arbeit der vergangenen Monate bereits gelohnt.
Heidelberg, im März 2020
Teil I – Hinführung
1. Über dieses Buch
„Wenn wir uns der Gerechtigkeit zwischen den Generationen nicht bewusst sind, werden wir als eine der egoistischsten Generationen in die Geschichte eingehen, die es je gab.“