Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021. Pete Hackett. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Вестерны
Год издания: 0
isbn: 9783745212402
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in einem sicheren Versteck unterzutauchen.

      »Festhalten, Linda!« Schon trommelten die Hufe los. Der Reitwind legte Coltpoker-Larry die weichen Haare der vor ihm sitzenden Frau wie einen Schleier übers wildverkniffene Gesicht.

      11

      Lautlos wie Gespenster tauchten die Reiter in den Hitzeschleiern über dem südlichen Rand der Hochebene auf. Old Tate Slocum war der erste, der sie entdeckte. Er stapfte gerade um seinem Murphy Schoner herum, um das am Heckbrett befestigte Wasserfässchen anzuzapfen. Da blieb er ruckartig stehen, blinzelte, kniff dann die Augen zusammen.

      Im nächsten Moment fuhr er zu Enfield und Randlett herum, die sich erschöpft neben den Frachtwagen ausgestreckt hatten. Nirgendwo auf der riesigen Hochfläche gab es sonst ein Fleckchen Schatten. Nur Staub, dürres Gras, Sonnenglut. Salida, das war in dieser flimmernden Einsamkeit nichts weiter als ein Name, der die vage Vision von Häusern, Menschen, Grün und Wasser heraufbeschwor.

      »Sie kommen!« Nach dem vielen Staub, den Old Tate an diesem Tag schon geschluckt hatte, klang seine Stimme noch rostiger als sonst. »Hoch mit euch, ihr Faulpelze! Wenn wir schon keine richtige Wagenburg bilden können, dann fahrt diese verteufelten Rumpelkästen wenigstens zu einem Dreieck auf! Los, los, starrt mich nicht erst lange an, als wäre ich vom Mond gefallen!«

      Enfield schüttelte den Kopf.

      »Wenn du mich fragst, Tate, dann können wir nichts Besseres tun, als abzuhauen und das Letzte aus den Gäulen rauszuholen.«

      »Dein Glück, Luka, dass ich dich nicht frage!« Wütend spuckte Slocum aus. »Denn was dabei herauskäme, wären ein paar lumpige, sinnlose Meilen mehr und für die Halunken die Chance, uns von den Böcken zu knallen, ehe wir Deckung finden. Also, zum Henker, worauf wartet ihr Burschen noch?«

      Sie starrten, schluckten. Dann blickten sie wie auf Kommando auf Old Tates Fuhrwerk, unter dessen hochgewölbter Plane Big Joe jedes Wort mitbekam. Slocum sah auf einmal gar nicht mehr so energiegeladen aus. Sein zerknittertes Gesicht bekam ein paar Falten mehr. Seine knochigen Schultern verkrampften sich. Er räusperte sich. Aber ein Blick nach Süden, wo nun schon der blanke Stahl von Waffen durch den Staub blinkte, überzeugte ihn davon, dass es keinen Aufschub mehr gab. Mehr verzweifelt als wütend stampfte er mit dem Fuß auf.

      »Bewegt euch, sage ich euch! Was es sonst zu tun gibt, erledige ich schon!«

      Während Enfield und Randlett zu ihren Gespannen eilten, kletterte der Oldtimer steif auf das Fahrzeug. Unter der Plane war es heiß und stickig. Big Joe kauerte reglos zwischen den mit Stricken festgezurrten Kisten, Fässern und Säcken. Riemen umschlangen seine Hand und Fußgelenke. Er blickte starr an Slocum vorbei, der ein Gesicht machte, als müsste er mit zugebundenen Augen auf einem morschen Brett einen Abgrund überqueren.

      »Morrister ist da«, sagte der Oldtimer mit belegter Stimme.

      Der Frachtwagenboss reagierte nicht. Old Tate näherte sich ihm so vorsichtig wie einem festgebundenen Grizzly.

      »Versteh doch, Boss!« schnaufte er. »Ich hatte keine Wahl. Ich musste es tun, weil sonst ...« Er verstummte. Seine Worte schienen gegen einen Felsen zu prallen. Kein Muskel bewegte sich in Big Joes eckigem Gesicht. Seufzend zog Slocum sein Messer. Als Langtrys Fesseln fielen, wich er hastig zurück. Doch Big Joe verharrte immer noch wie in Trance. Die Enge und Hitze unter der Wagenplane waren Old Tate plötzlich unerträglich. Er stieg herab. Die Räder der beiden anderen schwer beladenen Prärieschoner wirbelten Staub auf. Hufe stampften, Ketten klirrten, Leder knarrte.

      »Gut so!«, rief Slocum. »Noch ein Stück mehr nach rechts, Jack! All right, lass ihn so stehen, mein Junge! Zieht die Bremsen fest, bindet die Zügel ...«

      Er sah das Erschrecken in Enfields und Randletts Augen und fuhr herum. Big Joe sprang federnd vom Wagenbock. In seinen klobigen Fäusten lag ein siebenschüssiges leichtes Spencergewehr. Er starrte Tate Slocum wild an. Sein massiger Brustkorb hob und senkte sich.

      »Du hättest mir besser eine Kugel durch den Kopf geschossen, als mich loszubinden, Tate, nach allem, was geschah«, kam es wie das Grollen eines Löwen aus seiner Kehle.

      Einen Augenblick stand Slocum da, als würde er gleich wie eine hölzerne Marionette im Wind zu schlottern beginnen. Dann straffte sich seine dürre Gestalt. Ein verlorenes Lächeln geisterte um seinen Mund, und in seine Augen trat ein harter Glanz.

      »Möglich, dass du recht hast, Boss«, antwortete er kaltblütig. »Aber ebenso möglich wäre es, dass jede Kugel an deinem sturen Schädel abprallen würde. Ich kann’s nun mal nicht ändern, wenn du mich für ’nen lumpigen Verräter und Rebellen hältst. Okay, drück ab, wenn du’s vor dir, deinem Sohn und Linda verantworten kannst! Aber, Hölle noch mal, warte damit, bis du Morrister vorher vor die Knarre bekommen hast! Denn bis dahin, schätz’ ich, wirst du hier jeden Mann noch dringend benötigen.«

      Big Joe starrte ihn an, als müsste er jedes Wort, das Tate ihm entgegenschleuderte, erst mühsam in seinem Gehirn verarbeiten. Seine Fäuste schienen die Spencer zermalmen zu wollen, so fest umklammerte er sie.

      »Ich bin zu alt davonzulaufen, Boss, weder vor dir, noch vor diesem Hundesohn Morrister!« Slocums spöttisches Achselzucken konnte seine Bitterkeit nicht verbergen. »Vielleicht sogar zu alt, die Kugel in deiner Knarre zu fürchten. Was mich vielmehr erschreckt, ist, dass du mir zutraust, ich hätte dir gestern dieses Ding verpasst, um Miss Linda zu opfern und meine eigene Haut zu retten. Ich hatte eigentlich erwartet, dass du mich besser kennst, Boss. Aber das war wohl zu viel verlangt von einem Mann, der nicht mal seinen eigenen Sohn kennt. Nein, zum Geier, dreh jetzt nicht durch, Boss! Da sind lohnendere Ziele für dein Gewehr, als ich es wäre!« Er hob eine Hand, deutete am Planwagen vorbei auf die flimmernde Ebene. Big Joes Zähne knirschten. Dann ruckte seine massige Gestalt herum. Die Reiter waren inzwischen so nahe, dass ein dumpfes Dröhnen die Luft erfüllte. Obwohl es schien, als würden die wirbelnden Hufe über die staubtrockene Erde und die dürren Grasbüschel dahinfliegen.

      Sie jagten in breiter Front heran. Neun tief auf die Pferdehälse geduckte Gestalten, die entschlossen schienen, das Wagendreieck im ersten Ansturm zu überrennen. Eine Staubwand stand hinter. Das Metall ihrer Waffen und ihres Sattel und Zaumzeugs blitzte. Das Dröhnen schwoll an. Die Erde begann zu vibrieren. Big Joe Langtry stieß den Lauf seiner Spencer über den Wagenbock.

      »Schnappt euch eure Schießprügel, Männer, und gebt es ihnen!«

      Slocum, Enfield und Randlett waren bereits mit ihren Karabinern zur Stelle. Feuerstrahlen zuckten über den Hälsen der heranbrausenden Pferde. Löcher klafften plötzlich in der Plane des Murphi-Wagens, hinter dem sich Big Joe und seine Gefährten duckten.

      »Feuer!«, kommandierte Big Joe mit Stentorstimme.

      Ein Bleihagel fauchte den Angreifern entgegen. Die Salve krachte wie ein Kanonenschuss. Drei Pferde stürzten, ihre Reiter sausten durch die Luft. Einer blieb auf dem Gesicht, die Finger in den Sand gekrallt, liegen.

      »Und nochmals, Amigos!«

      Die Repetierbügel knackten. Gleichzeitig stießen wieder vier Feuerlanzen hinter Wagenkasten und Plane hervor. Eine Pulverdampfwolke umhüllte das Fahrzeug. Da hatten Morrister und seine Schießer bereits ihre Gäule zur Seite gerissen. Hämmernde Geschosse erschütterten die Wagenburg. Verwundete Pferde wieherten schrill.

      »Auseinander!«, schrie Big Joe. »Sie kreisen uns ein. Lasst sie nicht rankommen! Denkt immer dran, dass sie nicht nur die Fracht, sondern auch unsere Skalps wollen!«

      Jeder sprang zu ,seinem‘ Wagen, schoss, fluchte und schrie, um der eigenen Wut, Verzweiflung und Angst Luft zu machen. Da war schon alles vorbei. Die Staubschleier auf der Ebene lichteten sich.

      Morristers Reiter hatten sich außer Gewehrschussweite zurückgezogen. Nur mehr das Stampfen und Wiehern der in den Seilen verstrickten Pferde blieb. Zwei Tiere waren so schlimm getroffen, dass den Frachtfahrern nichts anderes übrigblieb, als sie zähneknirschend zu erschießen. Der Geruch des Bluts versetzte die übrigen Gäule erneut in Panik.

      »Schirrt