World Runner (1). Die Jäger. Thomas Thiemeyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Thiemeyer
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Детские приключения
Год издания: 0
isbn: 9783401808840
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versteckt gewesen. Der Gedanke an sie ließ sein Herz heftiger schlagen. Er fühlte sich leicht wie eine Feder.

      Den Song Walking on the Moon immer noch im Kopf, rannte er die Treppenstufen empor, schloss auf und steckte seinen Kopf in die Wohnung.

      »Hallo, jemand zu Hause?«

      Keine Antwort. Gut so!

      Er musste sich beeilen, wenn er beim Öffnen seiner Post ungestört sein wollte. Er schloss die Tür, suchte nach Emilys Bastelmesser und durchtrennte das Klebeband.

      Im Inneren des Pappkartons befand sich eine schwarze Schachtel, auf der ein roter Umschlag lag. Darauf die Worte: Top Secret. Hastig öffnete er die Schachtel: Darin lag eine Art Empfangsgerät, ein GPS und ein Handbuch.

       Seltsam.

      Ratlos starrte er einen Moment lang darauf.

      Dann fiel sein Blick wieder auf den Umschlag. Er riss ihn auf, zog den darin liegenden Brief heraus und las.

      Hallo Tim,

      herzlichen Glückwunsch!

      Unter allen Mitgliedern der GlobalGames-Community wurdest du ausgewählt, an einem besonderen Event teilzunehmen. Dass du Besitzer dieser Box bist, beweist, dass du die erste Stufe, das sogenannte Qualifying, bereits bestanden hast. Doch nun geht es in die zweite Runde. Der Wettbewerb beginnt und du darfst daran teilnehmen.

      Die einhundert erfolgreichsten Spieler deines Landes wurden benachrichtigt, um gegeneinander ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Während der vergangenen Monate hat das Team von GlobalGames sieben besondere Claims an sieben besonderen Orten in deinem Land deponiert. Sieben herausfordernde Aufgaben erwarten dich, sie werden dich zu einzigartigen Schauplätzen führen. Umfündig zu werden, musst du clever, geschickt, mutig und schnell sein, denn nur die ersten beiden Runner dürfen den Claim jeweils für sich verbuchen. Danach wird er deaktiviert. Der Bewertungsschlüssel ist folgendermaßen: Ein geloggter Claim entspricht zehn Punkten. Den Claim können nur die ersten beiden Spieler für sich verbuchen. Doch auch wer ein falsches Ergebnis eingegeben hat oder zu spät kommt, kann immer noch Zusatzpunkte erzielen: Punkte für Zeit, für Strategie, Cleverness, Hilfsbereitschaft und für die Anzahl der Versuche. Es gibt immer eine Chance, also streng dich an. Am Ende zählt die Gesamtsumme aller Punkte.

      Diese wirst du im Verlauf des Spiels auf dem Scoreboard von WorldRunner einsehen können. Ob du als Einzelgänger unterwegs bist oder im Team, bleibt dir überlassen. Aber denke immer daran, die Zeit drängt. Dieses Event ist nur für Spieler mit einem Höchstalter von siebzehn und einem Mindestalter von zwölf Jahren zugelassen.

      Auf jeden Runner, der es bis in Ziel schafft, wartet ein Preisgeld von tausend Euro. Der Preis für die fünf schnellsten und besten aber wird noch viel größer ausfallen. Es wird ein Preis sein, der alle Vorstellungen übersteigt. Leider dürfen wir an dieser Stelle noch nichts Genaues verraten, aber der Gewinn wird das Herz jedes Runners auf der Welt garantiert höherschlagen lassen.

      Sieben Aufgaben gilt es zu erfüllen und sie werden dich bis an deine Grenzen führen. Es liegt in der Natur dieses Wettkampfs, dass du manchen Spielern immer wieder begegnen wirst. Einige werden zu Freunden, andere zu harten Konkurrenten oder Gegnern. Nur wenige Sekunden entscheiden über Sieg und Niederlage, also beeil dich.

      In der Box befinden sich ein Hochleistungs-GPS, das du mit deinem Smartphone koppeln solltest, eine Sende-/Empfangseinrichtung, die zum Loggen des Claims benötigt wird, sowie ein Benutzerhandbuch. Verstecke es gut. Erzähle keinem davon. Halte dieses Event bis zum offiziellen Starttermin geheim. Lass niemanden deinen Schatz vor dir finden oder du wirst dich um das größte Abenteuer deines Lebens bringen. Und nun wünschen wir dir viel Glück und gutes Gelingen. Dein Team von GlobalGames

      Tim starrte auf den Inhalt des Paketes. Ihm schwirrte der Kopf. Er hatte sich für eine Meisterschaft qualifiziert, bei der tausend Euro zu gewinnen waren? Wie denn das? Auf WorldRunner hatte nichts darüber gestanden. Andererseits schien es ein Wesensmerkmal dieser Aktion zu sein, sich unter dem Radar zu bewegen. Ein geheimes und nationales Ereignis? Tim war beeindruckt. Wenn es wirklich stimmte, dann musste das Team von GlobalGames tatsächlich sehr geschickt vorgegangen sein. Claims anzubringen, ohne dabei beobachtet zu werden, war an sich schon nicht leicht. Das erforderte jede Menge Logistik.

      Erneut griff er nach dem Sende-/Empfangsgerät, legte es vor sich auf den Tisch und musterte es misstrauisch. Das Ding war länglich, mattschwarz und sah aus wie ein teurer Bluetooth-Lautsprecher. Das GPS-Gerät wirkte ebenfalls hochwertig und teuer. Kein Modell, das man einfach so im Laden kaufen konnte. Zumindest hatte Tim es noch nirgendwo gesehen. Auf den Geräten und dem Handbuch prangte das Firmenzeichen von Stevenson-Enterprises. Nachdenklich blätterte er durch die Seiten. Außer ein paar allgemeinen Verhaltenstipps beinhaltete das Handbuch hauptsächlich Hinweise zur Bedienung der Geräte. Über das Spiel selbst stand dort nichts. Weder wann noch wo es begann. Noch ob es sich um eine nationale oder internationale Meisterschaft handelte.

       Mist.

      Er legte die Sachen zurück in die Box. Ihm kam das alles sehr seltsam vor. Ob sich da jemand einen Scherz mit ihm erlaubte?

      Er schaltete sein Handy ein und schickte Annika eine Nachricht.

      »Hallo du. Ich habe mein Päckchen jetzt auch erhalten. Kapier das nicht. Können wir uns treffen?«

      Es dauerte keine zehn Sekunden, dann kam die Antwort:

      »Habe schon auf dich gewartet. Treffpunkt: Stadtwald, Tierpark-Westeingang, beim Ziegengehege. In einer halben Stunde. Und vergiss nicht, die Sachen aus deinem Päckchen mitzubringen. Gruß, Annika«

      12

      Sie entdeckte ihn, als er noch etwa hundert Meter entfernt war. Mit Höchstgeschwindigkeit kam Tim auf dem Fahrrad über den Waldweg gebrettert, eine Umhängetasche quer an der Seite tanzend.

      Annika musste lächeln. Für einen Runner war das Fahrrad das beste Fortbewegungsmittel. Schnell, wenn es darum ging, von Ort zu Ort zu kommen, leise und unauffällig, wenn man eiligst verschwinden musste. Das silberne Billigrad war mit Macken und Lackschäden übersät und schien nur noch von Rost und gutem Willen zusammengehalten zu werden. Aber es war gut geschmiert und verrichtete anstandslos seinen Dienst.

      Keuchend und schwitzend, hielt Tim vor ihr an. »Hi«, brummte er leicht verlegen. »Sorry, hat etwas länger gedauert. Diese verflixten Baustellen. Ich hoffe, du musstest nicht zu lange warten?« Ein schüchternes Lächeln umspielte seinen Mund.

      »Kein Problem«, sagte sie. »Hast du dein Zeug dabei?«

      Er klopfte auf seine Tasche.

      »Schön. Dann lass uns dort drüben auf die Wiese gehen. Da haben wir unsere Ruhe. Fahr einfach hinter mir her.« Die Riemen ihres Rucksacks festzurrend, stieg Annika auf ihr Mountainbike und trat in die Pedale.

      Sie überquerten ein paar Gleise, hielt sich rechts und kam zu einer großen Wiese, deren Westseite in einen leichten Hang überging. An einer der vielen Bänke entlang des Weges machten sie halt. Sie stellten ihre Räder ab und setzten sich.

      »Sie haben dir also endlich auch die GlobalGames-Box geschickt?« Annika blickte vielsagend auf seine Tasche. »Hat ja ganz schön gedauert.«

      Tim sah sie kopfschüttelnd an. »Woher wusstest du überhaupt, dass ich auch eine bekommen würde?«

      »Nun, ich kann eins und eins zusammenzählen.« Sie lächelte. »Dass du mein Rätsel gelöst hast, dürfte dir die nötigen Punkte eingebracht haben, um unter die Top 100 zu kommen. Auch wenn es zeitlich ziemlich eng war. Hast du mal nachgesehen, wo du gerade stehst?«

      »Platz 78.«

      »Na, siehst du. Das dürfte sich auch auf deinem Patreon-Konto bemerkbar gemacht haben, oder?«

      Tim nickte.

      Sie vermied es, ihn offen anzustarren, nahm aber trotzdem einiges wahr. Tim schien aus einfachen Verhältnissen zu kommen. Er trug Billigjeans, seine Schuhe waren ausgelatscht und die Tasche war so hässlich und retro, dass sie aussah, als hätte sie