Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745212730
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war mir ein willkommener Anlass. Soll ich dir sagen, was ich ihm alles an den Kopf geworfen habe? Grün und rot ist er geworden. Er hat andauernd die Farbe gewechselt. Wie ein Chamäleon. Danach bin ich einfach fortgerannt. Ich lief die Straße entlang und hielt nach einem Taxi Ausschau. Da fiel mir plötzlich ein, dass Marty Barrimore hier in der Gegend wohnt. Ich dachte, du würdest dich freuen, wenn ich dich besuchte.“ Mirja breitete die Arme weit aus. „Da bin ich.“

      Marty setzte sich zögernd neben das aufregende Mädchen.

      „Du darfst mich küssen, wenn du magst“, schlug Mirja lächelnd vor. Sie stellte den Wodka weg und klappte die Augenlider zu.

      Marty konnte sich kaum noch beherrschen. Er küsste sie, als wollte er sie fressen. Wie von selbst begannen seine Hände über ihren Körper zu gleiten. Sie wehrte sich nicht, presste sich drängend an ihn, forderte ihn mit heißen Küssen zu mehr Mut auf.

      Dann stieß sie ihn plötzlich kichernd von sich.

      Marty starrte sie entgeistert an. „Was — was ist?“, stammelte er verstört. „Hab’ ich irgend etwas falsch gemacht?“

      „Keine Sorge, Kleiner“, kicherte Mirja schrill „Wie du’s machst, ist’s schon in Ordnung.“

      „Warum hast du mich dann weggestoßen?“

      „Weil ich vorher ein Bad nehmen möchte“, schmunzelte Mirja. „Dummer Junge. Ich war heute viel unterwegs. Ich habe geschwitzt. Ich möchte duften, wenn du mich in die Arme nimmst. Nicht stinken. Verstehst du das?“

      „Selbstverständlich“, nickte Marty glücklich. Er zeigte ihr das Bad, und sie zog sich zurück.

      Als sie allein im Bad war, schüttelte sie sich angewidert. Plötzlich war sie nicht mehr beschwipst. Sie war nüchtern, und die Handgriffe, die sie machte, wirkten sicher.

      Sie ließ dampfendes Wasser in die Wanne laufen. Während das Wasser die Wanne langsam füllte, trat sie an den Spiegelschrank, der über dem Waschbecken hing. Sie öffnete ihn und durchstöberte ihn.

      Wenige Augenblicke später hatte sie gefunden, wonach sie gesucht hatte. Sie nahm Marty Barrimores scharfes Rasiermesser heraus und schloss den Schrank wieder.

      Ein hexenhaftes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie das Messer mit einer langsamen Bewegung aufklappte.

      Sie stellte sich hinter die Badezimmertür und rief laut: „Marty, Darling! Komm doch mal! Du musst mir den Rücken schrubben!“

      Marty Barrimore ließ sich das nicht zweimal sagen. Er stürmte mit leuchtenden Augen erregt ins Bad.

      Als er erkannte, was wirklich los war, war es für ihn bereits zu spät. Er sah Mirja mit einem heiseren Schrei auf sich zukommen. Er riss die Augen erschrocken auf, da traf ihn ein heftiger Schlag an der Kehle.

      Sie hatte ihm mit einem Ruck die Kehle durchschnitten und hatte ihm gleichzeitig einen heftigen Stoß versetzt. Er fiel kopfüber in das dampfende Wasser...

      Mirja lief anschließend nicht kopflos aus dem Haus. Sie sah sich prüfend in der Wohnung um, beseitigte alle Spuren, die sie hinterlassen hatte, schüttete den Wodka in die Badewanne, drehte den Wasserhahn auf und wischte alles ab, was sie angefasst hatte. Erst als sie überzeugt war, dass die Polizei nichts finden würde, was sie mit diesem Mord in Zusammenhang bringen könnte, verließ sie mit einem eiskalten Lächeln um die Lippen Barrimores Wohnung.

      Eine halbe Stunde später stand sie mit einem Love-Story-Lächeln vor Emerson Surtees und sagte: „Hey, Em!“

      25

      „Hallo, Biff“, sagte Mr. Small, der FBI-Chef des Chicagoer Distriktbüros, am nächsten Morgen. Ich hatte meine fünf Sinne bereits wieder so weit beisammen, dass ich seine Stimme auf Anhieb erkannte. „Wie geht’s immer?“

      „Vorgestern ging’s noch, Mr. Small“, gab ich lachend zurück. „Was liegt denn an — außer den Ohren?“

      „Tom Harris hat mich gebeten, Sie anzurufen, Biff“, sagte Toms Vorgesetzter.

      „Was hat er auf dem Herzen?“

      „Heute Nacht hat sich die Ross-Gang um zwei Mitglieder reduziert“, sagte Mr. Small. „Marty Barrimore und Emerson Surtees.“

      Bei Barrimore horchte ich auf. Einer der beiden Ganoven, die an mich Freiwhisky bis zum Umfallen ausgeschenkt hatten, hatte Marty geheißen. Ich bildete mir sofort ein, dass es sich nur um diese beiden Typen handeln konnte.

      „Was ist den Knaben denn zugestoßen?“, erkundigte ich mich.

      „Beiden wurde zu Hause im Badezimmer mit dem eigenen Rasiermesser die Kehle durchgeschnitten.“

      „Ist auch nicht gerade das Gesündeste. Ich denke vor allen daran, was passiert, wenn sich da der Tod dazuschlägt.“ Ich bin nicht rachsüchtig. Aber ich kann nicht behaupten, dass mich der Tod dieser beiden Bestien, die Brian Astor kaltblütig mit zehn Kugeln fertiggemacht hatten, traurig gestimmt hätte.

      „Tom war bereits bei Barrimore. Jetzt ist er bei Surtees. Er meinte, wenn Sie Zeit hätten, sollten Sie ebenfalls hinkommen“, sagte Mr. Small.

      „Gern. Wenn Sie mir die Adresse sagen, bin ich schon dort.“

      Mr. Small nannte mir eine Straße in der Nähe der Lake Shore Plaza.

      Fünf Minuten später saß ich in meinem Mustang. Nach einer Fahrt von zwanzig Minuten setzte ich meinen Wagen im Rückwärtsgang in eine Parklücke und ging den Rest des Weges zu Fuß.

      Es war knapp vor neun, als ich in die Wohnung trat, an deren Tür ein Schild ankündigte, dass hier Emerson Surtees wohnte. Damit war’s ja nun wohl vorbei.

      Tom Harris empfing mich mit einem steifen Lächeln. Er hatte viel um die Ohren und dunkle Ringe unter den Augen.

      „Wenig geschlafen, wie?“, fragte ich ihn.

      „Gar nicht“, gab er müde zurück. „Du kennst doch Mr. Small. Er denkt, wenn er sich einen Vierundzwanzig Stunden Arbeitstag leistet, kann er das von seinen Mitarbeitern ebenfalls verlangen.“

      „Ich würde mich mal beim obersten Chef über ihn beschweren“, grinste ich.

      „Denkst du, der wäre besser?", seufzte Tom Harris.

      „Zwickmühle nennt man so was“, sagte ich.

      In Surtees’ Wohnung traten sich die Polizisten gegenseitig auf die Beine. Es wimmelte von Polizeibeamten, die ihre Pflicht taten. Ich fragte mich ernstlich, ob es angesichts der vielen Männer angebracht war, von einem Polizistenmangel zu sprechen.

      Tom und ich schafften es, ins Badezimmer vorzudringen. Der Anblick, der sich mir dort bot, ließ den Frühstückskaffee meine halbe Speiseröhre hochwandern.

      Alles war voll Blut. Die Wanne, der gekachelte Boden, sogar die Wände. Ich erkannte den Gangster trotzdem sofort wieder.

      „Sieht aus, als ob ein Kampf stattgefunden hätte“, meinte ich.

      Tom nickte.

      „Ich nehme an, bei Barrimore sieht es genauso aus“, sagte ich.

      „Nicht genauso, aber ähnlich“, erwiderte Tom.

      Zwei dürre, alte Männer stellten vor dem Bad ihren Blechkasten ab. Sie kamen herein und fragten einen der Polizisten, ob sie die Leiche schon fortschaffen dürften.

      Der Beamte nickte. Tom stellte ihn mir nachher als den Leiter der Mordkommission vor.

      Die beiden Alten nahmen den halb in der Wanne hängenden Körper auf und schleppten ihn nach draußen. Sie legten Surtees’ Leichnam neben den Metallsarg, schraubten den Deckel ab, legten den Toten hinein und schraubten den Deckel wieder mit geübtem Griff auf den Sarg.

      Als sie die Last aufnahmen, ächzten sie und stakten dann mit