selbst: Andere Leute würden noch ein bisschen in ihrem Tagebuch schreiben, um besser einschlafen zu können. Ich spreche in mein Handy. Ich höre meine eigenen Aufnahmen manchmal auch ganz gerne an, das ist wie Zurückblättern in der Zeit. Ja, ich bin geblieben. Aurélie um den Finger zu wickeln, war ein leichtes Spiel, ich habe gar nichts sagen müssen. Ich mag sie, sie befindet sich gerade in einer schwachen Phase, aber sonst ist sie stark, das spüre ich. Nein, es ist nicht wegen Wanda oder, na ja, nicht wirklich. Mein Motto ›Ich bin so frei, alles ist einfach, nichts ist kompliziert‹ stimmt natürlich nicht. Ich brauche einen Aufschub, ein Versteck für die nächsten Tage, doch das lasse ich mir nicht anmerken. Ich liege in dem fremden Bett mit den vier Pfosten, mitten in Paris, als ob nichts wäre, und erzähle meinem Handy etwas. Barbie schläft neben mir und träumt vermutlich davon, über grüne Wiesen zu laufen, ich spüre das Zucken ihrer Pfoten an meinem linken Bein. Meinem Vater zu begegnen, werde ich wahrscheinlich niemals schaffen, denn ich bin ein einziger
Fake, einer der mit großer Klappe nur vorgibt, cool und frei zu sein. Aber das bin ich nicht, solange er mich noch so wütend machen kann. Anstatt ihm locker und selbstbewusst gegenüberzutreten, platze ich innerlich, wenn ich an ihn und seine Tussi denke. Also lasse ich das, blende die Vergangenheit aus und feiere das Paris, das ich noch von früher kenne. Es ist bequemer, mich gar nicht mit ihm zu beschäftigen, man könnte auch sagen, ich bin zu feige dazu. Denn ich will nicht mitkriegen müssen, wie nervös er wird, sobald er sich mit
mir beschäftigen muss. Er überweist mir pünktlich mein Geld, mehr, als er müsste, aber sonst nichts. Sein Geld ist es auch, mit dem ich allen um mich herum helfe. Der großzügige Ken, oh,
merci bien!
Und Wanda? Ach, Wanda … Das kann nur schiefgehen mit dir, ich weiß es und renne doch in mein Verderben. Besser gesagt, ich lege mich dicht neben mein Verderben, ihre Tür ist quer über den Flur, wenn ich nur an sie denke, bekomme ich ganz automatisch … ich kann nichts dafür. Stopp! Denk dir lieber aus, wie du doch noch das mit dem Alten geregelt bekommst.
Das war’s für heute. Gute Nacht, Barbie!«