Das Monster Krimi Paket Februar 2019 - 1300 Seiten Spannung. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745207958
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Feinde gemacht. Einige von ihnen würden mich gerne unter der Erde sehen. Deshalb habe ich beschlossen, meine Tätigkeit als Informant zu beenden.“ Herbert wich Katharinas Blick aus. Mit leiser Stimme, als fürchte er, von jemandem gehört zu werden, für den die Worte nicht bestimmt waren, sagte er: „Ich höre auf.“

      5

      Diese letzten Worte von Herbert Paschke hallten noch immer in Katharinas Kopf, als sie das Haus verließ und in ihren Wagen stieg. Er benahm sich merkwürdig. Es schien bald so, als hätte irgendein Ereignis etwas in seinem Inneren berührt, dass er selbst lange Zeit für zerstört und verschüttet gehalten hatte. Nun aber schien er sich darüber klar geworden zu sein, dass es noch vorhanden war, noch immer lebendig in ihm war – und das zwang ihn zum Nachdenken. Während Katharina den Schlüssel ins Schloss schob, hielt hinter ihr ein Polizeiauto. In dem Wagen saßen zwei Streifenbeamte. Der Beifahrer ließ die Scheibe herunter und fragte: „Haben Sie das Schild nicht gesehen?“

      „Welches Schild?“, fragte Katharina.

      „Das Schild da genau hinter Ihnen“, sagte der Polizist hinter dem Lenkrad mit ausgestrecktem Zeigefinger. „Ich glaube fast, sie ist blind, Helmut.“

      Katharina drehte sich noch noch einmal um und sah das Schild, demzufolge es verboten war, auf dem Bürgersteig Fahrrad zu fahren. Da sie kein Fahrrad bei sich hatte, begriff sie nicht, warum die Polizisten anhielten und sie ausfragten.

      „Natürlich habe ich das Schild gesehen“, sagte sie, „aber ich verstehe nicht ...“

      „Das andere Schild“, erwiderte Helmut.

      „Ach, ich verstehe“, meinte Katharina, drehte sich noch einmal um und sah das „Parken verboten“-Schild. „Es bedeutet, dass man hier nicht parken darf.“

      „Ach, sie versteht es“, sagte der Polizist am Steuer. „Es bedeutet: Parken verboten.“

      „Ja, Clemens, sie versteht es“, meinte Helmut. „Was treiben Sie hier?“

      „Ich war gerade dabei ...“

      „Parken Sie hier?“

      „Ja, aber ...“

      „Bedeutet das Schild: Parken verboten?“

      „Ja, aber ...“

      „Warum parken Sie dann hier?“, erkundigte sich Clemens.

      „Ich hatte etwas Dringendes zu erledigen“, antwortete Katharina, was insoweit der Wahrheit entsprach. Sie entschloss sich, die Wahrheit ein bisschen auszuschmücken. Helmut und Clemens wollten sie nämlich offensichtlich unter ihre Fittiche nehmen, wegen Parkens oder Bummelns oder fahren per Anhalter, vielleicht auch wegen räuberischer Absichten. Anscheinend passierte immer noch zu wenig in dieser Stadt, um die beiden irgendwo anders zu beschäftigen.

      „Ich hatte einen wichtigen Termin“, sagte Katharina. „Ich wollte auch sofort wieder wegfahren, aber dann habe ich Dummkopf meinen Haustürschlüssel vergessen. In dem Fitness-Club. In meinem Kästchen dort.“

      „In einem Fitness-Club?“

      „Ja, dort tobe ich mich so richtig mit den Hanteln aus. Ich sitze nämlich den ganzen Tag am Schreibtisch, und da gibt‘s nichts Besseres als Hanteln, um sich in Form zu halten.“

      „Welcher Fitness-Club?“

      „Den kennen Sie sicher. Drüben in der Torgauer Straße“, antwortete Katharina, obwohl sie keine Ahnung hatte, ob es in der Straße überhaupt einen Fitness-Club gab.

      „Ach so, der Fitness-Club“, sagte Helmut. „Was sind Sie denn von Beruf?“

      „Ich arbeite in der Verwaltung.“

      „Aha, so, so.“

      „Ja, ich musste also erst den ganzen Weg zum Fitness-Club zurücklaufen und meinen Haustürschlüssel holen.“

      „Das klingt ja sehr interessant“, meinte Clemens. „Aber trotz allem dürfen Sie hier nicht parken.“

      „Ich wollte gerade eben wegfahren.“

      „Ist schon gut“, sagte Helmut. „Wir belassen es bei einer Verwarnung. Aber wenn Sie noch mal hier parken, gibt‘s einen Strafzettel.“

      „In Ordnung. Vielen Dank.“

      Die beiden Polizisten fuhren davon. Katharina blickte ihnen noch einen Moment hinterher. Dann stieg sie in den VW-Golf, startete den Motor und fädelte sich in den Verkehr ein.

      6

      Katharina parkte ihren Wagen am Straßenrand schräg gegenüber der Model-Schule, stellte den Motor ab und wartete. Menschen verließen das Gebäude oder gingen hinein. Die Detektivin warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Zehn Minuten vor fünf. Dem Schild am Eingang zufolge hatte die Model-Schule bis 17.00 Uhr geöffnet. Katharina brauchte nicht lange zu warten. Pünktlich um zwei Minuten nach fünf verließ die Empfangssekretärin von Frau Köster das Gebäude. Sie trug einen blauen Kostümrock, hauchdünne Nylons, schwarze Pumps und eine weiße Bluse mit hochgeschlossenem Kragen.

      Die junge Frau stieg in einen grünen Fiat und fuhr los. Katharina nahm die Verfolgung auf. Die Jagd gestaltete sich jedoch längst nicht so spektakulär wie im Fernsehen. Der Feierabendverkehr sorgte dafür, dass sie nur langsam vorankam. Zumindest verlor sie ihre Beute nicht aus den Augen. Nach zehn Minuten war die Verfolgung bereits wieder vorbei.

      Die Frau stieg aus und ging auf einen riesigen Wohnblock zu. Katharina hatte für solche Gebäude nichts übrig. Sie wirkten kalt und unpersönlich. Die Frau öffnete die Haustür und ging hinein. Katharina folgte ihr. Doch im selben Moment, als sie die Eingangshalle betreten hatte, war die Frau verschwunden. Treppen mit ausgetretenen Stufen wandten sich endlos in die Höhe und knarrten unter ihren Füßen. Im zweiten Stock pendelte eine venezianische Ampel von der Decke. Ihr Glas glitzerte gelb und grün. Doch von der Frau war weit und breit nichts zu sehen.

      Katharina verließ das Gebäude und blickte an der Fassade empor. Es hatte dreizehn Stockwerke. Dann begann sie damit, die Fenster zu zählen, um herauszukriegen, wie viele Wohnungen es gab. An der Vorderfront jedes Stockwerks zählte sie zehn Fenster, rückseitig würden es pro Stockwerk vermutlich ebenso viele sein, vermutlich zwei Fenster pro Raum. Das ergab auf jedem Stockwerk mindestens zehn Wohnungen. Wenn man das mit dreizehn multiplizierte, kamen insgesamt einhundertdreißig Wohnungen heraus. Plötzlich hatte sie Zweifel, ob sie die Frau unter solchen Umständen überhaupt ausfindig machen würde.

      Sie musste bei einhundertdreißig Wohnungen klingeln. Das war ein gewaltiger Aufwand, der unter Umständen nichts einbrachte. Andererseits konnte sie es sich auch nicht leisten, eine eventuelle Spur unbeachtet zu lassen. Katharina ging wieder in den Wohnblock und überlegte dabei, wo sie anfangen sollte. Im oberen Stockwerk? Im Erdgeschoss? Im mittleren Stockwerk? Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Fünfundzwanzig Minuten nach fünf. Jede gewissenhafte Hausfrau musste bereits dabei sein, für den Herrn Gemahl und die Kinder das Abendessen zuzubereiten.

      Es war also eine miserable Zeit, um bei einhundertdreißig Wohnungen zu klingeln, aber sie konnte sich keinen passenderen Augenblick aussuchen, weil möglicherweise schon weitere Frauen in Gefahr waren und damit die Angelegenheit dringlich machten. Erdgeschoss? Mittleres Stockwerk? Oder oberstes Stockwerk?

      Am besten beginnt man immer unten und arbeitet sich dann nach oben vor, überlegte sie. Ich werde jetzt also nach ganz unten gehen, in den Keller. Auf diese Weise kann ich vielleicht noch die eine oder andere Frau erwischen, die dort ihren Waschtag abhält. Damit vermied sie eine doppelte Bearbeitung. Wenn sie erst ganz zum Schluss in den Keller ging, könnte sie dort jemandem in die Quere kommen, mit dem sie bereits gesprochen hatte. Also ging sie zuerst in den Keller. Doch irgendetwas störte sie, aber sie wusste nicht genau, was es war.

      Im Keller entdeckte sie eine Frau, die gerade ihre nasse Wäsche aus der Maschine holte. Katharina ging auf die zu und fragte