Zudem hatte ich aber doch sehr oft das Gefühl das mich das sprichwörtliche Pech immer dann überholte, wenn ich damit in keiner Weise mehr gerechnet habe, eben fast immer, wenn ich der Meinung war, dass alles für mich in Ordnung war.
Meine Kinderzeit mit all ihren turbulenten Ereignissen und Vorkommnissen hätte wahrscheinlich eventuell auch für mehrere Kinderleben gereicht, aber nicht alles war schlecht und die enthaltenen Lehren daraus waren schon Mal nützlich darum wohl auch nicht ganz umsonst. Wie ich so im nach hinein doch öfter feststellen konnte, aber freiwillig wiederholen möchte ich diese Zeit aber wirklich auch nicht.
Heute sagt man, träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum, das wäre zu Anfang und auch später noch in meiner nun vergangenen langen, zum Teil turbulenten Zeit stellenweise unmöglich, ja es wäre fast schon fatal gewesen. Mein Resümee würde ich heute so zusammenfassen, wer nichts wagt und nicht in Angriff nimmt, kann auch kaum einen Fehler begehen, außer dass er vielleicht auf weiterführende Erkenntnisse verzichtet.
Darum heißt auch schon seit geraumer Zeit meine Devise, nütze direkt die Zeit denn sie steht dir nicht unbegrenzt zur Verfügung. Etwas neu beginnen fiel mir einfach nicht schwer, da ich ja schon von klein auf ständig mit Neuanfängen konfrontiert worden bin und somit fast schon nach einiger Zeit unbewusst nach neuem gestrebt habe.
Da ich ja stets mit offenen Augen und wachen Sinnen mein Leben gelebt habe, dabei habe ich Chancen und Möglichkeiten gesehen, die andere Personen aber kaum wahrgenommen haben. Das war wiederum auch der Grund das ich vieles in Angriff genommen und sehr oft, ja fast immer nach meinem Motto gehandelt habe, geht nicht, gibst nicht.
In den ersten Jahren nach dem Krieg, hatte sich in vielen Dingen einiges zwangsläufig geändert, aber eben nicht alles gebessert, besonders in technischen Belangen war der wichtige allgemeine Nachholbedarf in der Industrie und Geschäftswelt schon gewaltig und allgegenwärtig.
Praktisch musste alles aktuell Neue, mit dem alten Wissen und Erkenntnissen sowie zum Teil überholten Maschinen bestritten werden, wer da nicht genügend improvisieren konnte hatte automatisch das Nachsehen.
So passierte es immer wieder, dass Dinge die heute noch das A und O waren und größte Bedeutung hatten, schon an einem der nächsten Tage total überholt waren, der kontinuierliche Neuanfang war zu der Zeit der eigentliche Schrittmacher, wer da nicht vorher nachfragte hatte meist das Nachsehen.
Kriegsende und Neuanfang.
Neue Zeiten, neues Leben, neuer Anfang, aber kaum begonnen und auch schon wieder beendet, es war nicht immer selbst gewollt, sondern oft ein zwangsläufiger Ablauf, oberste Prämisse war aber stellenweise eben auch, einfach nur das Geld für das tägliche Auskommen zu verdienen. Dabei stürzt man auch schon mal heftig, da hilft nur eins, stets schnell wieder aufstehen und niemals aufgeben, denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Vieles war möglich, aber nicht immer und überall, man musste es sich, auch das Lernen, sprich fortbildende Schulen finanziell erlauben können, es blieb so manches dann eben auch nur ein Wunschdenken und streben und somit auch manches Mal leider auch unmöglich.
Der größte Teil der deutschen Bevölkerung war Anfang der Fünfziger Jahre ja noch auf der Suche nach einer festen, dauerhaften und belastbaren Lebenssituation, besonders in Beruf und Auskommen, viele suchten sogar auch noch nach ihrer eigenen Familie. Sehr viele waren regelrecht entwurzelt, da konnte der alte Beruf durch gesundheitliche Kriegseinwirkung nicht mehr ausgeübt werden, oder die ganze Familie auch nicht mehr auffindbar war.
In diesen Jahren, Ende der vierziger waren manche Dinge noch zu Neu und Anders, oder aber auch schon wieder zu Alt. Es war ein großer gewaltiger allgemeiner Umbruch allerseits. Fast jeder musste ja auch gänzlich neu beginnen, in der Familie, im Beruf eben auf der ganzen Linie, doch womit, es gab im Grunde doch nichts brauchbares mehr. So mancher stand vor dem totalen Nichts, einem gewaltigen Scherbenhaufen seines Lebens, hatte eventuell sogar ein Körperglied im Krieg verloren oder seine Familie war durch die Kriegseinwirkung auch nicht mehr existent, oder aufzufinden.
Nicht wenige mussten alles Gewesene vergessen und gänzlich von vorne anfangen, ob im Familienkreis oder auch erst mal einen neuen beruflichen Hintergrund finden. Allein die Männer denen ein Körperglied fehlte mussten sich ja auch nach neuen, anderen Betätigungsformen umsehen und davon gab es zu der Zeit eben nicht unendlich viele, in einer solch unsicheren Zeit war es gar nicht so einfach in ein geordnetes berufliches Leben zu starten.
Denn viele Leute waren auch schon zu Kriegszeiten aus Ihrem Beruf und Lebenskreis herausgerissen worden und stellenweise regelrecht entwurzelt worden, kurz gesagt es war noch vieles unausgegoren und zumeist recht Chaotisch, jeder versuchte irgendwie sein tägliches Brot zu verdienen.
Alle mussten jetzt auch erst einmal wieder Fuß fassen. Zudem waren noch lange nicht alle Kriegsgefangenen entlassen und wieder in ihren Heimatorten oder an ihnen mittlerweile bekannten Adressen angekommen. Von der altehrwürdigen Herrscher Zeit von vor dem Krieg mit den manchmal doch recht steifen überlieferten, zum Teil auch überholten Ordnungsbegriffen zu der nun neuen, nun beginnenden modernen Zeit.
Zu der Zeit konnte man alles in jeder Richtung vorfinden, manchmal auch in einer doch etwas kuriosen Mischung, so als ob man im alten Vorkriegsdenken verweilte, aber im modernen Nachkriegsgeschehen arbeiten musste, oder das Ganze auch anders herum.
Die neue Zeit war stellenweise schon recht abenteuerlich am Anfang der fünfziger Jahre, manches wurde einfach nur mal auf gutes Glück ausprobiert, stellenweise überbordend und mit der alten oder neuen Ordnung keineswegs immer konform.
In vielen Dingen und Köpfen tat sich oft ein direkter Widerspruch auf, vor allem in den technischen und geschäftlichen Bereichen, der Eine fand das Gleiche schlecht was der andere als gut bezeichnete. Vieles dringliche musste einfach nur mal erst provisorisch gemacht werden, irgendwie wird es schon gehen, egal wie, endgültig wollte oder konnte so mancher noch keine Entscheidung treffen.
Alt hergebrachtes mit neuen Vorgaben, Vorschriften und Materialien dann zu bewerkstelligen war genau so problematisch, wie umgekehrt Neues mit altem Material und Überliefertem zu erledigen. Diesem indirekten Widerspruch konnte man fast überall zu jener Zeit und in fast jeder Lebenssituation begegnen. Es wurde unendlich vieles erst mal auf Verdacht ausprobiert, denn das Gewohnte gab es nicht mehr und viel Neues gab es aber auch noch nicht. Es war über lange Zeit ein ständiges Experimentieren und Ausprobieren, vieles wurde daher erstmal nur notdürftig oder auch nur für den Moment oberflächlich als vorübergehend angesehen, getan und erledigt.
Es musste ja auch vieles dann eben mal schnell improvisiert werden, Not macht bekanntlich ja auch erfinderisch. Da wurde ein altes schweres starkes Motorradgespann, also mit Beiwagen von der Wehrmacht das auch mit Rückwärtsgang versehen war, dann noch zusätzlich mit einem einachsigen Anhänger bestückt, es wurde dann praktisch, in Ermangelung anderer Möglichkeiten als ein vollwertiges Transportfahrzeug von einer örtlichen Schreinerei genutzt.
Oder im Alltags Personenverkehr, ein großer langer Auflieger Anhänger mit Doppelachse hinten, war umgebaut und so als Reisebus benutzt worden, so manches abenteuerliches Unikat rollte zu der Zeit auf den Straßen. Was für Erwachsene schon recht problematisch und auch verwirrend war, stellt sich dann erst recht schwierig für einen Heranwachsenden dar.
Der in seinem Dasein nur in Bruchstücken ein etwas normales Leben und nichts anderes als gelinde gesagt nur Chaos erlebt hatte. Eben weil ja über Jahre hinweg auch die Vorbilder in der Form von Vater und Männern überhaupt in mittlerem Alter über viele Jahre fast gänzlich fehlten. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man über viele Jahre kaum eine männliche Person, außer denen die in Uniformen steckten zu sehen bekam, und dann plötzlich waren wieder Männer in Zivil zu sehen, die dann so langsam wieder in das normale Leben zurückfinden mussten.
Denn es waren ja unzählige, die im Krieg geblieben, gefallen oder auch noch in Gefangenschaft waren, oder aber ebenfalls auch noch zum Teil Orientierungslos auf der Suche nach einer neuen beruflichen und privaten Perspektive